Ein Umweltpionier wirbt für die Viehweide

BUND-Mitbegründer Hubert Weiger bringt Hardcore-Veganer auf die Palme

Hubert Weiger, BUND-Ehrenvorsitzender (Foto: bund.net)
Hubert Weiger, BUND-Ehrenvorsitzender (Foto: bund.net)

 

Von Michael Lehner

 

Für Öko-Populisten läuft es momentan gar nicht gut in Bayern: Hubert Weiger, Ehrenpräsident beim Bund Naturschutz, hat die bäuerliche Landwirtschaft gegen Hardcore-Veganer in Schutz genommen. Nach seiner Überzeugung wäre der Totalverzicht auf Fleisch und Milchprodukte sogar eine Gefahr für den Natur- und Artenschutz.

 

Erst die Kehrtwende in der Wolfspolitik der bayerischen Grünen. Dann die Kampfansage des Ministerpräsidenten an die Windkraft-Verhinderer. Und jetzt auch noch das Plädoyer eines Umweltschutz-Pioniers für die traditionelle Weidetierhaltung und gegen die Pauschalverurteilung tierischer Lebensmittel. Richtig gehalten, sagt der langjährige Chef des wichtigsten Naturschutzverbands im Freistaat, sind Rinder kein Schaden fürs Klima, sondern von großem Nutzen.

 

Weiger ist Gründungsmitglied beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), war 12 Jahre lang sein Vorsitzender und ist bis heute eine wichtige Stimme in der Debatte um praxisorientierten Umweltschutz. Der promovierte Forstwirt und Honorarprofessor für Landschaftsplanung kennt sich als Allgäuer aus mit der Weidewirtschaft. Er lässt das Argument nicht gelten, dass artgerecht gehaltene Rinder „Klimakiller“ seien. Das Gegenteil sei richtig, weil Grünland deutlich mehr Kohlendioxid bindet als forstlich genützte oder gar sich selbst überlassene Flächen.

 

Junge Wälder binden viele Schadstoffe

 

Nachdem der Professor im Bayern-Fernsehen auch noch gesagt hat, dass der maßvolle Verzehr von Rindfleisch und Milchprodukten zudem der Artenvielfalt nütze, kommt es zu Schnappatmung in der Szene. Wobei auch diese Feststellung Stand der Wissenschaft ist. Wie die gern verdrängte Tatsache, dass frisch gepflanzte Wälder deutlich mehr Schadstoffe binden als alte Bestände.

 

Dass der Bayerische Rundfunk eine Textfassung unter der Überschrift „Vegane Ernährung schadet Klima- und Artenschutz“ verbreitete, heizt die Debatte an. Zu kurz kommt aber, dass Weiger sehr klar differenziert hat: Es gehe um artgerechte bäuerliche Viehhaltung im Grünland. Und darum, dass ein Hof nur so viele Rinder hält, wie auf eigener Fläche Nahrung vorhanden ist. Mit Futtermittel-Importen aus Übersee geht auch die positive Öko-Bilanz nicht mehr auf.

 

 

Beim Import-Thema setzt auch Weigers Kritik am weitgehend kritiklosen Umgang mit veganen Lebensmitteln an: Nicht nur wegen der oft immensen Transportwege der Zutaten, sondern auch wegen der nicht selten schlimmen Umwelt-Folgen in den Herkunftsländern. Obendrauf hat der ausgewiesene Fachmann auch noch darauf hingewiesen, dass Grünland fürs Klima sogar besser sei als intensiver Gemüse-Anbau.

 

Das wohl wichtigste Zitat aus der BR-Sendung wollten Ideologen dann schon nicht mehr hören: „Es braucht artgerechte Haltung und Fütterung. Wenn Tiere mit Kraftfutter aus Übersee zu Höchstleistungen gebracht werden oder nie die Sonne sehen, ist das eine Tierhaltungsform, von der wir uns auch aus Klimaschutzgründen dringend verabschieden müssen.“ Dazu noch die Mahnung des Professors, auch bei veganer Discounter-Kost sehr genau aufs Kleingedruckte zu achten.

 

Kühe schlachten fürs Klima

 

Irlands Regierung diskutiert einen massiven Abbau der Michviehbestände. Um die EU-Klimaziele zu erreichen, sollen zehn Prozent der rund 4,3 Millionen Kühe aus der Produktion genommen werden. Zum Vergleich: Irland hat gut 5 Millionen Einwohner. In Deutschland mit rund 83 Millionen Einwohnern sind rund 3,7 Millionen Milchkühe aufgestallt. Hans Foldenauer vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter kommentiert gegenüber dpa: „Der Gedanke, Tiere für die Klimaziele zu keulen, wäre in Deutschland unvorstellbar.“

  

PETA: Milchtrinker töten Kühe

 

Die Tierrechte-Aktivisten von PETA treiben es mal wieder auf die Spitze: „Weil du Milch trinkst, sterben Kühe“, heißt es auf einem Plakat, das vermehrt in Hessen auftaucht. Es ist Teil einer groß angelegten Kampagne, die auf massiven Widerstand aus der Landwirtschaft stößt. Der Spenden-Verein nennt Kühe „zwangsgeschwängerte Milchmaschinen“, um Verbrauchern den Verzehr von Milchprodukten zu verleiden. Erst vor wenigen Wochen musste sich der Schauspieler Sky du Mont hochnotpeinlich entschuldigen, weil er im Fernsehen behauptete, dass für den Milchkonsum Kälber „umgebracht werden“.

 


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