Putins Krieg beunruhigt auch Landtechnik-Firmen

Einige Landmaschinen-Hersteller haben in den vergangenen Jahren eigene Niederlassungen in Russland eröffnet

Mähdrescher der Firma Claas bei der Arbeit (Symbolbild: Hans Linde)
Mähdrescher der Firma Claas bei der Arbeit (Symbolbild: Hans Linde)

 

Von Christian Urlage

 

Wer die Internet-Auftritte deutscher Landtechnik-Hersteller durchforstet, findet erstaunlicherweise auf den Seiten der Unternehmen keine negativen Nachrichten zur aktuellen Situation in Osteuropa. Gleichwohl blickt die Branche mit großer Sorge auf Putins Krieg - wegen der eigenen Mitarbeiter und der Geschäftspartner, aber auch wegen der wirtschaftlichen Entwicklung. Denn der Export in die wichtigsten Absatzmärkte Russland und Ukraine ist ebenso bedroht wie die Produktion in diesen Ländern.

 

Wie sich mittel- und langfristig die Zerstörungen in der Ukraine auswirken werden, lässt sich derzeit noch nicht absehen. Und auch nicht die Folgen der Sanktionen des Westens. Aber selbst wenn gravierende Nachteile zu erwarten sind, hält es der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) für richtig, die Aggression gegen die Ukraine hart zu verurteilen. Wegen der Sanktionen komme das gesamte Russlandgeschäft auf den Prüfstand, erklärt der Hauptgeschäftsführer des VDMA, Thilo Brodtmann. Auch Gegensanktionen von russischer Seite seien möglich. Themen wie die Absicherung von Finanzierungen, Vertragsabwicklung und -auflösung, Versicherungen, Reisesicherheit beschäftigen die Maschinen- und Anlagebauer.

 

Claas stellt Produktion im russischen Krasnodar nach anfänglichem Zögern ein

 

Einige Landmaschinen-Hersteller haben in den vergangenen Jahren eigene Niederlassungen in Russland eröffnet: Claas aus Harsewinkel, einer der größten deutschen Landtechnik-Hersteller, nahm 2005 ein Werk im südrussischen Krasnodar in Betrieb und produziert in der Kornkammer des Landes Mähdrescher und Großtraktoren, auch für den kasachischen Markt. Ende 2021 waren dort mehr als 700 Mitarbeitende beschäftigt. Während Mercedes und Volkswagen ihre Russland-Geschäfte von jetzt auf gleich stoppten, hatte Claas zuerst angekündigt, die Produktion in Krasnodar vorerst fortzusetzen. Mittlerweile jedoch hat das ostwestfälische Unternehmen die Produktion in Russland eingestellt - Begründung: "Brüchige Lieferketten".

 

Grimme aus Damme im Landkreis Vechta, Weltmarktführer für Kartoffeltechnik, machte 2011 im Gebiet Kaluga rund 130 Kilometer südwestlich von Moskau einen Stützpunkt auf, in direkter Nachbarschaft zum niederrheinischen Landmaschinenhersteller Lemken. Amazone aus Hasbergen bei Osnabrück eröffnete 2017 mit seinem Tochterunternehmen Eurotechnika AG eine Produktionshalle in der Industriestadt Samara im Südosten Russlands. Amazone fertigt zurzeit eingeschränkt; das Unternehmen nennt die Lage „dynamisch“.

 

2020 wurden noch Erfolgsmeldungen zum russischen Markt verkündet

 

In den vergangenen Jahren entwickelten sich die Geschäfte der deutschen Unternehmen generell gut, und der VDMA Landtechnik brachte 2020 Erfolgsmeldungen, wonach der russische Markt die Erwartungen sogar übertraf. Die Umsätze wurden damals noch gesteigert. Aber nun ist absehbar, dass sich dieser Anstieg wohl nicht fortsetzen wird. Gut möglich, dass millionenschwere Investitionen in den Sand gesetzt wurden.

 

Dass der Krieg und die damit verbundenen Zerstörungen nichts Gutes für die deutschen Hersteller in der Ukraine bedeuten, ist naheliegend, aber die Größenordnung und die Auswirkungen im Detail lassen sich derzeit nicht vorhersagen. Zunächst gilt die Sorge den Geschäftspartnern und Mitarbeitern. Die drei ukrainischen Vertriebspartner von Krone aus Spelle im Emsland haben nach einem Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ 120 Beschäftigte. Claas hat eine Vertriebsniederlassung in der Hauptstadt Kiew mit rund 40 Mitarbeitenden, die sich vor allem um den Service und Vertrieb kümmern.

 

Einer der größten Weizenexporteure weltweit

 

Eigentlich könnte die Ukraine als Kornkammer Europas neue Maschinen und Fahrzeuge in der Landtechnik gut gebrauchen, zumal der Fuhrpark zum Teil veraltet und das Land einer der größten Exporteure von Weizen weltweit ist. Aber nun müssen die Menschen zunächst einmal mit den Zerstörungen durch das russische Militär fertig werden.

 


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