Robert Habeck in der Einsamkeit

Von ländlicher Idylle, Selbstmitleid und Müsli mit Wasser

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Symbolbild: © Urban Zintel)
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Symbolbild: © Urban Zintel)

 

Von Jürgen Muhl

 

Eines muss man Robert Habeck lassen: Er versucht sich nicht zu verstellen. Von Schauspielerei hält der Vizekanzler und Wirtschaftsminister nicht viel. Nicht so wie sein grüner Parteifreund Cem Özdemir. Der neue Landwirtschaftsminister, der bei der Essensausgabe vegane Kost bevorzugt, stieg aufs Fahrrad, um zur Vereidigung ins Schloss Bellevue zu fahren. Eine solche Nummer bringt mediales Interesse. Wie auch die Zugfahrt von Annalena Baerbock nach Paris. Olaf Scholz stieg ins Flugzeug. Sein Zeitplan war zu eng für eine Bahnfahrt mit der Gefahrenquelle einer möglichen Verspätung.

 

Robert Habeck, Schleswig-Holsteins erster Bundesminister seit 1998, redete während einer nächtlichen Taxifahrt quer durch Berlin Tacheles. Mit sich selbst. "Manchmal fragt man sich, wie kannst Du nur so doof sein, regieren zu wollen", stimmt er ein Klagelied an. Markus Feldenkirchen, ein freier Journalist, unterwegs mit Habeck für eine einstündige ARD-Dokumentation, erlebte einen Politiker, der abgekämpft, müde und teilweise verwirrt agierte.

 

Anfall von Selbstmitleid

 

Habecks Anfall von Selbstmitleid setzt sich fort: "Ich habe vor fünf Tagen mal Klamotten gewaschen, die liegen im Flur herum. „Seit zehn Tagen habe ich nicht mehr abgewaschen, der Müll ist nicht rausgebracht, die Milch ist alle“. Und so geht es weiter. "Heute Morgen habe ich Müsli mit Wasser gegessen, ohne Scheiß.“

 

„Und Ihre Frau", fragt Feldenkirchen. „Die will nicht zugucken, wie ich untergehe. Wir haben uns länger nicht gesehen.“ Habecks Frau, die Schriftstellerin Andrea Paluch, lebt weiterhin in Flensburg. Sie wird auch in Zukunft in Berlin keine Milch kaufen. Der Vizekanzler wird sein Leben in der Bundeshauptstadt organisieren müssen. Was bei einem Ministergehalt möglich sein dürfte. Inklusive Wäschebügeln und Mülltransfer.

 

Begeistert vom Leben auf dem Bauernhof

 

In seiner Zeit als Landwirtschafts- und Umweltminister von Schleswig-Holstein

besuchte Habeck zahlreiche Bauernhöfe im Lande. Er war begeistert vom Hofleben. Wo alle mit anpacken. In der Einsamkeit ländlicher Idylle. Die Einsamkeit aber kann in einer Millionenstadt größer sein als in Nordfriesland - wie das Beispiel eines zugereisten Ministers zeigt.

 

Am letzten Wochenende war Habeck zu Hause unweit der dänischen Grenze. Eine Bürgersprechstunde stand auf seiner Heimat-Agenda. Mit Wasser, Kaffee und Keksen. Alles organisiert und bereitgestellt von der Kreisgeschäftsstelle der Grünen. Das Leben lässt sich doch regeln. Man muss es nur wollen.

 


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