Wenn das Gras um Hilfe ruft ...

Neues vom Öko-Wahnsinn: Jetzt geraten sogar Pflanzenfresser in die Schusslinie von Extrem-Naturschützern. Dazu einige Gedanken – nicht frei von Ironie

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

 

Von Michael Lehner

 

Die Geschichte ist nicht neu. Aber aktuell mal wieder für Aufregung gut. Pflanzen setzen Duftstoffe frei, wenn es ihnen an den Kragen geht. Zum Beispiel bei der Heuernte. Die Frage, ob es sich dabei um „Hilferufe“ handelt, verrät viel über den Zustand so mancher Öko-Debatten, die es in die Schlagzeilen schaffen. Ein wenig Ironie muss da wohl erlaubt sein.

 

Seit ein paar Jahren wissen wir, dass Bäume womöglich eine Seele haben und soziale Wesen sind. Und dass Motorsägen so gesehen ein Mordinstrument sein könnten. Weil der Wald nur glücklich und gesund sein kann, wenn wir Menschen ihn in Frieden lassen. Außer allenfalls zur Bestattung im „Friedwald“, die zum Zwecke der Naturdüngung ökologisch besonders wertvoll wäre, müsste der Schädling Mensch sich hierzu nicht zuvor verbrennen lassen.

 

Das „Mitgeschöpf“ Baum zu schnöden Dachbalken zu zersägen oder gar für Heizzwecke zu missbrauchen, geht also schon mal gar nicht. Aber was ist mit den vielen anderen Pflanzen? Die wohl viel intelligenter sind als wir bisher dachten. Zum Beispiel, wenn Mais in seiner Not Duftstoffe frei setzt, um Wespen anzulocken, die ihn dann von verfressenen Schwärmer-Raupen befreien.

 

Logisch ist es faszinierend, wie sich die Natur zu helfen weiß. Das lässt sich unter dem Stichwort Evolution begreifen. Oder als Schöpfung. Was allerdings jene Gottgläubigkeit voraussetzt, die der Moderne zunehmend abhanden kommt. Zumal der Christengott das Verspeisen von tierischen Mitgeschöpfen lediglich zur Fastenzeit verbietet aber doch Veganern ganzjährig die Freiheit zur rein pflanzlichen Ernährung lässt.

 

Gegen Rehe und Hirsche

 

Einigkeit besteht in einschlägigen Kreisen zumindest in der Erkenntnis, dass der Mensch der schlimmste Schädling dieser Erde sei. Zumal, wenn er Auto und nicht Fahrrad fährt und sein Brot schlimmstenfalls als Fleischer verdient. Rehe und Hirsche, die sich an den jungen Trieben unserer Bäume vergreifen, stehen ja schon auf der Öko-Abschussliste. Wobei zugleich ihr Verzehr zunehmender Ächtung unterliegt.

 

Gar trügerisch ist wohl sogar der Glaube, dass wenigstens die Rindviecher weiterhin unbehelligt grasen dürfen. Ihre Weiden zeichnen sich zwar aus durch besonders hohe Artenvielfalt, die verloren wäre, ließen wir den Bäumen freie Hand. Aber letztlich gehört auch die Milchkuh zu den Stationen einer überkommenen Nahrungskette, die dem Homo Sapiens zunehmend aufs Öko-Gewissen schlägt.

 

Spannende Glaubensfragen zur neuartigen Naturreligion

 

Zum guten (?) Ende gedacht drängen sich spannende Glaubensfragen zur neuartigen Naturreligion: Müssen wir Insekten nicht nur gegen Windmühlenflügel und Autoscheiben schützen, sondern auch vor Vögeln und Fischen, die sich von diesen ernähren? Gerät die fleischlose Ernährung an ihre Grenzen, wenn der Mensch vermehrt zum Nahrungskonkurrenten der Wiederkäuer wird? Und wer schützt die Pflanzen, wenn weder Jäger noch Schlachthöfe die Pflanzenfresser kurz halten?

 

Nicht auszudenken, was wäre, wenn am Ende auch noch die Prädatoren auf den Fleischkonsum verzichten. Wo doch so große Hoffnungen der Szene auf die Erwartung setzen, dass Bär und Wolf auf mittlere Sicht das Raubtier Mensch ersetzen. Während Selbigen das schlechte Gewissen bereits überkommt, wenn er zu Rasenmäher oder gar Motorsäge greift. 

 


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