Bayerns Jäger beim „Waldpakt“ im Abseits

Schalenwild im Fadenkreuz: Zum neuen Regelwerk hat die Staatsregierung den BJV nicht einmal angehört

Ein Hochsitz im Wald. (Foto: Carsten Przygoda / pixelio.de)
Ein Hochsitz im Wald. (Foto: Carsten Przygoda / pixelio.de)

 

Von Michael Lehner 

 

Solange die Gefahr bestand, dass der neue Jäger-Präsident nicht aus den Reihen der CSU kommen könnte, kümmerte sich Ministerpräsident Markus Söder sogar persönlich um die Personalie. Dann bekam der CSU-Abgeordnete Ernst Weidenbusch den lukrativen Posten. Und nun wurde der Landesjagdverband nicht einmal angehört, bevor der Regierungschef gemeinsam mit der Landwirtschaftsministerin den „Waldpakt“ in seiner neuesten Fassung verkündete.

 

Dabei rückt das überarbeitete Regelwerk beim wichtigsten Kritikpunkt der Jäger kein Jota vom bisherigen Kurs der Staatsregierung ab: Es bleibt beim Grundsatz „Wald vor Wild“. Und damit bei der verschärften Jagd auf Reh und Hirsch. Bis hin zur Lockerung von Schonzeiten und höchst umstrittenen Reduktionsjagden im Staatsforst. „Eine Kampfansage gegen Wild und Natur“, kommentiert der noble Verein „Wildes Bayern“ mit besten Verbindungen ins ehemalige Königshaus: „Die Bedürfnisse von Wildtieren oder der Erhalt einigermaßen artgerechter Lebensräume kommen hier gar nicht mehr vor.“

 

Jäger-Präsident Weidenbusch beließ es derweil bei der Mitteilung, sein Verband nehme die Entwicklung „interessiert zur Kenntnis“. Bereits vor seiner Wiederwahl im Frühjahr 2023 hatte der CSU-Politiker versucht, die Staatsregierung und seine Landtagsfraktion auf etwas Distanz zu „Wald vor Wild“ zu bringen. Aber sowohl Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber als auch CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer zeigten dem Parteifreund an diesem Punkt die kalte Schulter.

 

Aiwanger einer der wenigen bekennenden Jäger im Landtag

 

Zur Landtagswahl im kommenden Herbst wird Weidenbusch nicht mehr antreten. Wie bei seinem Vorgänger Jürgen Vocke, der ebenfalls als CSU-Abgeordneter ins Amt des Jäger-Präsidenten kam, bleibt die Ämter-Kombination von Politik und Waidwerk von kurzer Dauer. Und zum Hintergrund gehört, dass Regierungschef Markus Söder vor der Weidebusch-Wahl dem Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert von den Freien Wählern öffentlich und dringend von einer Kampfkandidatur um den BJV-Posten abriet.

 

Das Ergebnis: Die kämpferischste Rede auf dem jüngsten Jägertag im bayerischen Hof hielt der Vorsitzende der Freien Wähler. Hubert Aiwanger gehört zu den wenigen bekennenden Jägern im Münchner Landtag und lässt als Wirtschaftsminister kaum eine Gelegenheit aus, der Öko-Fraktion im bayerischen Staatsforst auf die Nerven zu gehen. Etwa mit der Anmerkung, dass die Waldschadensermittler für das „Forstliche Gutachten“ der Staatsforsten „auf den Knien rutschen, um eine verbissene Pflanze zu finden“.

 

Das Wort „Förster“, ließ Aiwanger auf Nachfrage der Grünen wissen, habe er „in.diesem Zusammenhang nicht benutzt“. Was er von den Forstlichen Gutachten hält, die eine verschärfte Jagd auf Reh und Hirsch begründen, ist auch so bekannt. Und das Gerücht, dass er selber Jäger-Präsident werden wollte, gehört wohl eher ins Kapitel Jäger-Latein. Die Freien Wähler unterstützen den BJV-Chef Weidenbusch im Gegensatz zur CSU auf offener Bühne.

 


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