Unsere Arbeit und Ziele – Das Leben auf den Höfen als Spiegel-Bestseller – Wieder Ampel-Streit um die Heizungsförderung

Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche

 

Liebe Leserinnen und Leser von „natur+mensch“,

 

vielleicht irritiert Sie diese Anrede mit direktem Bezug auf unseren Absender, den Begriff „natur+mensch“. In unseren regelmäßigen, oft tagesaktuellen Blogbeiträgen bündeln wir Fakten und Meinungen zu den relevanten Themen des ländlichen Raumes. Im politischen Berliner Alltag spielen sie – wenn überhaupt – allenfalls eine Nebenrolle. Entstanden sind unsere Aktivitäten aus der über ein Jahrzehnt langen Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung natur+mensch, die sich aus der Jägerschaft heraus entwickelt hat. Es geht von Anfang an darum, durch gezielte Bildungs- und Aufklärungsarbeit der fortschreitenden Entfremdung von der Natur entgegenzuwirken. Daraus haben wir inzwischen unseren Blog mit wöchentlichem Newsletter konzipiert und weiterentwickelt. Der Begriff natur+mensch bündelt das, was wir mit unserem Autorenteam als Ganzes im Auge haben. 

 

Jost Springensguth
Jost Springensguth

Wir konzentrieren uns inhaltlich auf verbindende Zusammenhänge im ländlichen Raum. Ähnliches beobachten wir bei der Kommunikation der Countryside Alliance in Großbritannien mit ihren zum Teil ähnlichen Ursprüngen, und die sich gerade unter anderem mit dem Verständnis von Tierschutz, Tierrechten und damit auch von Nutztieren auseinandersetzt. Dabei prallen wie bei uns unterschiedliche Ansichten aufeinander, die in urbanen und ländlichen Denkweisen zu verorten sind und gesellschaftlich gegeneinander wirken. 

 

Bezüge zu allen Ebenen der Politik

 

Wir konzentrieren uns ebenfalls auf die Interessen und Positionen der Menschen auf dem Lande, die überwiegend in den Dörfern und kleineren Städten leben und arbeiten. Daraus ergeben sich regelmäßig Bezüge zur Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europapolitik. Das betrifft etwa die Strukturpolitik für schwächer besiedelte Räume, aber auch Gesetze und Verordnungen, wie sie gerade in der EU mit dem Abschied von Verbrennern bei Nutzfahrzeugen und den Folgen für die Wirtschaft vor allem in ländlichen Räumen diskutiert wird.

 

Ähnliches gilt für den Glaubenskrieg um Glyphosat, wie er auf europäischer und deutscher Ebene geführt wird und wie wir es kürzlich in einem Blogbeitrag geschildert haben.

 

Und dann haben wir natürlich auf Landesebene das laufende Beispiel der Novellierung des Landesjagdgesetzes, das mit politischem Trieb der Grünen in Rheinland-Pfalz als Entwurf der dortigen Ampel-Regierung durchgesetzt werden soll.

 

„Jägerinnen und Jäger fühlen sich vorgeführt,
nicht ernst genommen und sogar degradiert.“

Horst Gies MdL (CDU)

zum Gesetzentwurf der rheinland-pfälzischen Landesregierung

 

Nicht nur die Jägerschaft läuft Sturm, sondern die CDU-Opposition bringt es auf den Punkt: Zukünftig sollen behördliche Anordnungen und Anweisungen der Jägerschaft vorschreiben, wie sie ihre Tätigkeit auszuüben hat. Mit diesem Entwurf werde der Waldbau weit über den Artenschutz und die Hege gestellt. Mit den geplanten massiven Einschränkungen des bewährten Reviersystems, der Jagdberechtigung von Grundstückseigentümer neben dem Jagdpächter drohe die Gefahr, dass ein Keil zwischen Behörden, Landwirte, Waldbesitzer sowie Jägerinnen und Jäger und Naturschützer getrieben werde. Und es wird die Frage gestellt, wo denn der Tierschutz im Regierungsentwurf bleibe. Das Thema hat uns schon mehrfach beschäftigt und wird es weiter tun. In der Koalition bleibt dort die FDP anders als in Berlin (noch?) bei der Stange. (Siehe unten die Passage zum Heizungsgesetz).

 

Ein Bestseller, der vom Lande stammt

 

Wie groß das Interesse am Leben auf den Höfen und an der Entwicklung des ländlichen Raums tatsächlich ist, zeigt sich zurzeit Woche für Woche in der Spiegel-Beststellerliste. Dort gehört das Sachbuch „Ein Hof und elf Geschwister“ seit März zu den Top Ten. Damit hat sich für uns Christian Urlage schon vor einigen Wochen in einem Beitrag befasst. Der Verfasser dieses Bestsellers, Ewald Frie, ist in den 60er Jahren auf einem Rinderzuchthof im münsterländischen Nottuln groß geworden, hat kenntnisreich und lebensnah die Geschichte seiner großen Familie nachgezeichnet und detailliert den Wandel der bäuerlichen Welt dargestellt. Der Historiker erhielt dafür den Deutschen Sachbuchpreis 2023. 

 

Der Boom um das Buch, das wir in unserem Blog bereits im Juni besprochen und empfohlen haben, scheint noch nicht beendet zu sein. 

 

Als Ewald Frie in der vergangenen Woche auf Einladung der Volkshochschulen online einen Vortrag zu seinem Werk hielt, schalteten sich abends über 300 Interessierte aus dem ganzen Bundesgebiet ein, um noch mehr von dem bescheiden auftretenden Historiker zu hören. Im Chat kam sogar die Frage auf, ob man dieses Sachbuch nicht verfilmen könnte. „Keine schlechte Idee, manche Wissenslücke ließe sich schließen und das tiefe Verständnis für den ländlichen Raum, der oft nur durch die Brille eines Städters beschrieben wird, würde wachsen“, meint unser Autor dazu. 

 

Innenpolitik auf Sparflamme – nicht bei der Heizungsförderung

 

Wie schon in der letzten Woche bemerkt, scheint innenpolitisch angesichts der Spannungen im Nahen Osten so etwas wie ein Stillstand zu herrschen. Der Bundestag spult sein Programm ab, während hinter den Kulissen noch Nacharbeiten zum beschlossenen Heizungsgesetz stattfinden. Die Pellet-Heizungen, die auch für die Forstwirtschaft von Bedeutung sind, werden als „erneuerbar“ und damit förderungsfähig eingestuft. Das Wirtschaftsministerium will offensichtlich mit Rückhalt der Grünen-Fraktion die Förderung des Umstiegs auf Holzheizungen darauf beschränken, dass zugleich eine Solaranlage oder Wärmepumpe vorhanden sein oder installiert werden muss. Wie zu hören ist, lehnen das die beiden Ampelpartner SPD und FDP ab. Mit dem Absender der FDP scheint es Drohungen zu geben, die Förderpläne Habecks zum Heizungsgesetz zu blockieren, wenn es bei der Einschränkung bleiben soll. Die Liberalen drängen auch hier auf „Technologieoffenheit“ und wollen Heizungen ohne Einschränkung fördern, die auf Biomasse wie Holz und Pellets basiere. Die „Technologieoffenheit“ zieht sich also weiter durch Ampel-Streitereien. Das war doch auch das Thema des (FDP-) Verkehrsministers zur Weiternutzung von Verbrennermotoren mit E-Fuels für unsere Autos.

Impression aus Waldböckelheim im Weinanbaugebiet Nahe (Foto: Jost Springensguth)
Impression aus Waldböckelheim im Weinanbaugebiet Nahe (Foto: Jost Springensguth)

Meine Empfehlung, mal wieder  – mit welchem Fahrzeug auch immer – und natürlich zu Fuß unsere schönen deutschen Landschaften zu erkunden und zu genießen. Wir waren kürzlich an der Nahe und im Soonwald. Ein herrliches Erlebnis der Natur, so wie sie ist und auch genutzt wird.

 

In diesem Sinne meine herzlichen Grüße zum nächsten Herbstwochenende!

Ihr

Jost Springensguth

Redaktionsleitung / Koordination

 

Folgen Sie uns bei LinkedIn!

 

Hier können Sie sich für unseren wöchentlich erscheinenden Newsletter anmelden.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

natur+mensch – der Blog ist eine Initiative der Stiftung natur+mensch

Copyright © 2023 Stiftung natur+mensch - Havixbeck - Alle Rechte vorbehalten.