Weihnachten unter keinem guten Stern und Licht aus?

Die Deutsche Umwelthilfe ruft zu Verzicht auf Weihnachtbeleuchtung auf

Weihnachtsbeleuchtung am „Neuen Wall“ in Hamburg. (Symbolbild: Hermann Traub)
Weihnachtsbeleuchtung am „Neuen Wall“ in Hamburg. (Symbolbild: Hermann Traub)

 

Von Wolfgang Molitor

 

„Innehalten!“, fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und ruft dazu auf, in dieser Adventszeit auf die Weihnachtsbeleuchtung sowohl in Städten wie auch an und in Häusern und Wohnungen zu verzichten. Eine Selbstverständlichkeit nennt das ihr Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch - angesichts des Kriegs in der Ukraine, der Energieknappheit, aber auch aus Gründen des Klimaschutzes. Und klar, eine Regel schlägt die DUH auch schon vor: eine Beleuchtungsgrenze von einem Baum pro Stadt und Gemeinde. Das könnte diese Weihnachtszeit sogar zu einer ganz besonderen machen. Zumindest damit könnte er wohl richtig liegen, wenn auch anders als gemeint.

 

Steht also nach zwei Advents- und Weihnachtszeiten unter Corona-Bedingungen auch die dritte Festzeit in Folge unter keinem guten Stern? Werden festlich beleuchtete Tannen auf Marktplätzen oder riesige Schmuckbilder an Rathäusern und über Fußgängerzonen seltener werden oder ganz verschwinden?

 

Gegen Wettrüsten in der Weihnachtsdeko

 

Die Zahlen, die Resch auftischt, lassen jedenfalls aufhorchen. Allein die privaten Beleuchtungsorgien verursachten pro Jahr einen Stromverbrauch von über 600 Millionen Kilowattstunden Strom, „so viel wie eine mittlere Großstadt mit 400.000 Einwohnern im Jahr verbraucht", sagt der Umwelt-Frontmann. Nach einer Umfrage des Ökostromanbieters Lichtblick hatten im vergangenen Jahr 19,5 Milliarden Lämpchen die dunkle Jahreszeit in heimeliges Licht getaucht, pro Haushalt im Schnitt sechs unterschiedliche Leuchtprodukte. Nicht ohne Grund beklagen auch katholische Bischöfe nicht erst seit gestern ein Wettrüsten und Exzesse bei den Weihnachtsdekorationen und mahnen zu mehr Besinnlichkeit und einem weniger hektischen Advent.

 

Doch viele Kommunen, die vor Ort selbst entscheiden können, welches Ausmaß der Adventsbeleuchtung sie vertreten wollen, rechnen vor, dass das Einsparpotenzial beim Verzicht auf Weihnachtsbeleuchtung minimal ist. Auch der Hinweis, dass der gebeutelte Mittelstand in vielen Innenstädten weiter leiden würde, ist nicht von der Hand zu weisen. Schließlich ist der Advent die umsatzstärkste Zeit im Einzelhandel. Wer das Licht ausschaltet, lässt die heimische Wirtschaft im Regen stehen. Wer das Licht löscht, lässt es nicht nur optisch dunkel werden, sondern löscht auch das Vertrauen auf bessere Zeiten aus. Biblisch gesehen: Die Hoffnung auf wieder heller werdende Tage.

 

Zu Weihnachten gehört das Leuchten

 

Es ist – wieder einmal - die Radikalität, die den DUH-Vorschlag angreifbar macht. Schon jetzt schränken Städte und Kirchen die Beleuchtung zentraler Denkmäler und Bauwerke ein. Das ist vernünftig und der Lage angepasst. Aber heißt das, ganz auf vorweihnachtliche Stimmung zu verzichten? Einen Hauch von vorweihnachtlicher Freude auszuknipsen?

In Berlin wird der Senat die Straßenbeleuchtungen nicht mitfinanzieren. Auch andere Städte verlassen sich darauf, dass der Handel die Beleuchtung über Sponsoren selbst finanziert. Was eine Reduzierung zwangsläufig mit sich bringen dürfte. Auf vielen Weihnachtsmärkten und in den Innenstädten wird die Beleuchtung früher abgeschaltet als in den Jahren zuvor. Doch zu Weihnachten gehört der Kontrast von dunkler Nacht und dem Leuchten von Kerzen, Lichtern und Sternen. Das Johannes-Evangelium verkündet die Ankunft des Lichts in der Finsternis.

 

Hell oder dunkel? Es kommt wohl wieder einmal auf Augenmaß und Fingerspitzengefühl an. Dass es beiden Seiten daran oft mangelt: Wer wollte das bestreiten?

 


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