Nachhaltiger Landtourismus kommt gut an

70 Prozent der Deutschen verreisen gerne energie- und klimaschonend

Zwei Kaffeegedecke vor malerischer Bergkulisse (Symbolbild: Anne-Ed C.)
Zwei Kaffeegedecke vor malerischer Bergkulisse (Symbolbild: Anne-Ed C.)

 

Von Wolfgang Kleideiter

 

Schon beim Frühstück fällt‘s auf. Bauernhöfe verwöhnen ihre Gäste meist mit selbstgebackenem Brot, frischen Eiern, Marmeladen nach Omas Rezept, mit Milch vom Hof, Obst und Kräutern aus dem Garten. Produkte kommen auf den Tisch, die zur Region passen und keine weiten Wege zurückgelegt haben. Das gefällt den Urlaubern. Schon über 80 Prozent der landtouristischen Betriebe stellen nach eigenen Angaben Nahrungsmittel aus der Nachbarschaft bereit.

 

Die Wahl der Verpflegung ist nur ein kleines Beispiel für gelebte Nachhaltigkeit, die zum Wesen der Land- und der Forstwirtschaft gehört. Bauernfamilien, die Ressourcen nicht sinnvoll, sparsam und nachhaltig nutzen, bekommen über kurz oder lang ein Problem. Schließlich leben Generationen davon, dass sich Böden regenerieren können und das Nachwachsen möglich ist. Auch der Landtourismus unterliegt diesen Gesetzmäßigkeiten.

Die Hochschule Wismar und die „Bundesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus in Deutschland e.V.“ haben kürzlich wichtige Anregungen für ein nachhaltiges Wachstum des Landurlaubs zusammengetragen. Mit Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz wurden die verschiedenen Engagements ermittelt, praxistaugliche Ideen für mehr Nachhaltigkeit und ein neuer Leitfaden entwickelt. Ein gutes und zukunftsweisendes Projekt, denn inzwischen wollen 70 Prozent der Deutschen gerne nachhaltig, energie- und klimaschonend verreisen. Vor allem jüngere Urlauber sind sich zunehmend ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst. Der Landurlaub passt gut zu diesen jüngsten Entwicklungen.

 

Effiziente Nutzung von Ressourcen

 

804 der insgesamt 3200 landtouristischen Betriebe, die dem Netzwerk für Urlaub auf dem Bauernhof und Landtourismus angehören, beteiligten sich innerhalb des Projekts an einer repräsentativen Umfrage. Diese ergab, dass schon zwei von drei Betrieben in den vergangenen zehn Jahren zum Beispiel viel für die regenerative Energieversorgung und die Steigerung der Ressourceneffizienz getan haben. Die Liste der Maßnahmen reicht von der energiesparenden Beleuchtung über die Bereitstellung regionaler Produkte bis hin zum Einsatz nachhaltiger Baustoffe bei Umbauten.

 

Ganz allein schaffen es die Betriebe auf Dauer allerdings nicht. Sie wünschen sich deshalb Förderungen, da die Maßnahmen Geld kosten. Sie brauchen Hilfestellung bei Bauanträgen, Checklisten und eine individuelle Beratung, wie sie selbst einen Beitrag zu den umfassenden Nachhaltigkeitszielen leisten können. Über die Hälfte der landtouristischen Betriebe hat Interesse an einer Zertifizierung, bei der die Nachhaltigkeit bescheinigt wird.

 

Höhere Wertschöpfung

 

Laut Franziska Schmieg und Prof. Martin Wollensak, Verantwortliche des Forschungsprojektes „Leitfaden Urlaub auf dem Bauernhof - gesund und nachhaltig“, können nachhaltige Angebote „die Wertschöpfung im ländlichen Raum erhöhen und den Tourismusstandort Deutschland im ländlichen Raum bereichern“. Doch die Umsetzung in der Praxis ist nicht immer einfach. Auf den Höfen, so stellten auch Projektbeteiligten fest, sind die Herausforderungen sehr unterschiedlich.

 

Auf der Seite www.nachhaltiger-landtourismus.de findet man deshalb nicht nur die Ergebnisse der Umfrage, sondern auch eine Fülle von interessanten Ideen, die Gastgebern dabei helfen können, das Thema Nachhaltigkeit für den Betrieb zu nutzen und in konkrete Maßnahmen umzusetzen.

 

In einem dreitägigen Workshop „Urlaub auf dem Bauernhof – Neues Leben auf dem Land“ haben die Studierenden aus Wismar mehrere Betriebe untersucht. Entwickelt wurden zum Beispiel erste Konzeptideen für den Leerstand auf dem Hof. Aus einer alten Scheune entstand auf dem Reißbrett ein multifunktionales Gebäude mit Hofladen, Café und Veranstaltungsfläche. Ein altes Stallgebäude wurde so umgeplant, dass dort Kinder und Tiere Tür an Tür wohnen können.

ofg

 


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