Agritechnica – geprägt von Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Die Weltmesse verzeichnete einen Besucherrekord und lockte Landwirte an, die sich von umweltfreundlichen technischen Neuheiten faszinieren ließen

Mehr als 2800 Aussteller aus über 50 Ländern präsentierten auf der Agritechnica ihre Produkte. (Foto: DLG)
Mehr als 2800 Aussteller aus über 50 Ländern präsentierten auf der Agritechnica ihre Produkte. (Foto: DLG)

 

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Von Christian Urlage

 

Die Zahlen waren beeindruckend - die riesigen Maschinen waren es auch: Rund 470.000 Besucher haben die Agritechnica besucht – ein Rekord für die Weltmesse, die nach vier Jahren Pause wieder in Hannover stattfand. Mehr als 2800 Aussteller aus über 50 Ländern präsentierten eine Woche lang auf 30 Hektar Fläche ihre Produkte. Die meisten dieser Aussteller reisten aus dem Ausland an, vor allem aus Italien, China, der Türkei, den Niederlanden, Frankreich und Indien.

 

Lohnunternehmer und Landwirte aus der Praxis kamen mit Ingenieuren aus der Entwicklung ins Gespräch. Die Messe zeigte, dass sich gewaltige technische Fortschritte für die Landwirtschaft bieten – von autonom fahrenden Traktoren über den noch präziseren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis zur Drohne, die Streugut oder Spritzmittel transportiert. Es gibt Maschinen, die eine Unkraut-Bekämpfung ohne Chemie ermöglichen, und selbstverständlich geht auch die Digitalisierung in der Landtechnik weiter. Neue Maschinen können die Produktivität auf den Feldern steigern und so steigende Kosten auffangen.

 

Viele Landwirte wollen in neue Traktoren investieren

 

Zwar klagen viele Landwirte oft genug über ihre schwierige Situation. Doch eine europaweite Umfrage der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat ergeben: Derzeit ist das Geschäftsklima so schlecht nicht. Viele Bauern schätzen ihre Situation im Betrieb als gut ein. Zwar trifft das laut Erhebung nicht auf die Milchviehhalter zu, aber es gilt für die Ackerbaubetriebe und die Schweinehalter. Etliche von ihnen wollen in absehbarer Zeit in neue Traktoren investieren.

 

Manche Politiker gehen davon aus, dass der Umstieg auf mit Elektromotoren betriebene Traktoren nur noch eine Frage der Zeit ist. Doch diese Erwartungen sind überzogen und unrealistisch. Die Batterien müssten etliche Tonnen wiegen, wären also viel zu schwer. Auch Wasserstoffmotoren einzusetzen, ist aktuell noch nicht praktikabel, allein schon, weil Tankstellen fehlen. Aber das kann sich in den kommenden Jahren ändern. Bis 2025 will zum Beispiel das Unternehmen Liebherr die Serienproduktion seiner Wasserstoffmotoren aufnehmen. Sinnvoll ist allerdings auch der Einsatz anderer synthetischer Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien, sogenannte eFuels, etwa Methan.

 

Verbesserte Technik als Lösung – nicht Verbote

 

Denn auch in Europa spüren Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels und müssen sich auf eine CO2-neutrale Produktion mittelfristig einstellen. „Green productivity“ lautete daher das Leitthema der Messe. Schlagworte wie der ressourcenschonende, energieeffiziente Anbau bestimmten die Agritechnica. Den Umwelt- und Klimaschutz betrachten viele Bauern als Herausforderungen – sie halten jedoch nicht die von den Grünen gern verlangten Verbote für die passende Antwort, sondern verbesserte, innovative Techniken.

 

Welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, darüber informierte sich selbstverständlich auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in Hannover. „An praktisch jedem Agritechnica-Stand geht es um das Thema Nachhaltigkeit“, sagte der Grünen-Politiker auf der Messe und warb für ambitionierte Umweltziele. Niemand wird Özdemir widersprechen, wenn er fordert, der Weg dahin müsse für die Betriebe auch machbar sein. 

 

Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion warf dem Landwirtschaftsminister allerdings vor, mit der modernen Landtechnik und Digitalisierung zu fremdeln. „Özdemir verschläft die digitale Transformation in der Landwirtschaft“, kritisierte Stegemann, der selbst Landwirt ist und einen Betrieb im Westen Niedersachsens besitzt. „Von den digitalpolitischen Einzelvorhaben der Bundesregierung im Bereich Ernährung und Landwirtschaft wurde auch nach zwei Jahren noch kein einziges umgesetzt.“ Und Oliver Vogt, Berichterstatter der Union für Landtechnik und Digitalisierung, erklärte, Özdemir täte gut daran, die Bedeutung von Landtechnik und Digitalisierung für die Energiewende endlich anzuerkennen.

 


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