Der Verkehr im Norden steht vor dem Kollaps

Weil die Politik den Weiterbau der A 20 verschläft, könnte es schon in wenigen Jahren zu großen Problemen in der Nord-Süd- und Nord-West-Verbindung kommen

Foto: Petra Bork / pixelio.de
Foto: Petra Bork / pixelio.de

 

Von Jürgen Muhl

 

An den Weiterbau der Küstenautobahn A 20 mit einst geplanter neuer Elbquerung in Form eines Tunnels glauben im Norden inzwischen weder Politik noch Wirtschaft. Während die Grünen ständig neue Hürden entdecken und somit das Projekt quasi ad acta legen, hält sich neuerdings auch die schleswig-holsteinische CDU als führende Kraft in der schwarz-grünen Koalition in ihren Bemühungen zurück. „Da geht nicht mehr viel“, ist aus Regierungskreisen zu hören.

 

Die von der gesamten norddeutschen Wirtschaft aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein in Hinblick auf den Nord-Süd-Verkehr geforderte Autobahn verschwindet zunehmend im Dickicht einer grünen verkehrspolitischen Ablehnungspolitik. Die Staus auf beiden Seiten vor dem Hamburger Elbtunnel werden von Tag zu Tag länger. Wartezeiten, die zahlreichen Logistik-Unternehmen, darunter auch eine Vielzahl von skandinavischen Firmen, zu schaffen machen. Der Stillstand des A 20-Weiterbaus hält jetzt bereits seit 14 Jahren an. 

 

Unterdessen verliert die Transport-Wirtschaft die Geduld. Die Logistik-Initiative Schleswig-Holstein, der rund 70 Unternehmer aus den Bereichen Transport, Handel und Dienstleistungen angehören, fordert von der schwarz-grünen Kieler Landesregierung einen Ausbau der bestehenden Elbfährlinie zwischen Glückstadt und dem niedersächsischen Wischhafen. 

 

Klimafreundliches Konzept vorgelegt

 

Fährbetreiber FRS hat bereits im letzten Jahr ein Konzept für einen klimafreundlichen Ausbau dieser Linie vorgelegt. Danach sollen künftig statt der bislang vier Dieselfähren künftig sechs solarbetriebene Doppelend-Fähren über die Elbe fahren. Die Kapazität werde von derzeit jährlich 600.000 transportierten Fahrzeugen auf das Sechsfache steigen, heißt es. Dazu würde sich die Dauer der Überfahrt von 30 Minuten auf 14 Minuten mehr als halbieren. Bislang lehnen sowohl Schleswig-Holstein als auch Niedersachsen eine finanzielle Beteiligung an den erforderlichen Investitionen ab. FRS-Geschäftsführer Tim Kunstmann aber gibt nicht auf: „Ich hoffe, dass der Appell der Logistik-Branche die Landesregierungen zum Umdenken bewegt.“ 

 

Auch an eine Wiederbelebung des Fährbetriebs zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven wird gedacht. In der Vergangenheit mussten verschiedene Betreiber diese Linie einstellen. Sie schrieben allesamt rote Zahlen. Jetzt aber, wo die Ansiedlung des schwedischen Batterie-Herstellers Northvolt an der Westküste Schleswig-Holsteins in der Nähe von Heide nach neuesten Meldungen aus gut informierten Kreisen kurz bevorsteht, gerät diese Fährverbindung wieder in den Fokus. „Das ist jedoch nur möglich, wenn uns die Politik hilft“, sagt Tim Kunstmann. Während es seitens der niedersächsischen Landesregierung positive Signale gebe, sei aus Kiel nichts zu hören, zeigt sich der FRS-Geschäftsführer verärgert. 

 

Die Erweiterungen der Elbquerungen ist angesichts des zunehmenden Verkehrs aus und nach Skandinavien von großer Bedeutung. Der Bau des Belttunnels zwischen Dänemark und Fehmarn, der zügig voranschreitet, macht nur dann Sinn, wenn es im Anschluss und der Zufahrt mit der Elbquerung funktioniert. Der Hamburger Elbtunnel kann diesen zusätzlichen Verkehr nicht mehr aufnehmen. Das wissen auch die Regierungen in Kiel, Hamburg und Hannover. Handeln sie nicht, steht ein verkehrspolitisches Desaster ins Haus.

 


Lesen Sie auch:

Der längste Absenktunnel führt nach Dänemark: Von der dänischen Insel Lolland bis nach Puttgarden auf Fehmarn entsteht ein Mammut-Tunnel unter dem Fehmarnbelt

 

Hier können Sie sich für unseren wöchentlich erscheinenden Newsletter anmelden.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

natur+mensch – der Blog ist eine Initiative der Stiftung natur+mensch

Copyright © 2023 Stiftung natur+mensch - Havixbeck - Alle Rechte vorbehalten.