Klimawandel, Politik und Jagd: Aktuelle Debatten im Fokus 

Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche

 

Liebe Leserinnen und Leser unseres Politblogs,

lange hatten wir den Regen herbeigesehnt. Alles redete in der ersten Jahreshälfte über die Folgen der Trockenheit, jetzt haben wir durchnässte Sommerferien, die bei uns bereits zu Ende gegangen sind. Die Landwirte schaffen es kaum noch, ohne Schäden ihre Ernte einzufahren. In unserer westfälischen Region hoffen sie darauf, dass den seit Donnerstag zurückgehenden Niederschlägen trockene Tage folgen, um endlich mit den Erntemaschinen auf ihre Flächen zu kommen. Der Klimawandel, die entsprechenden wissenschaftlichen Analysen und Prognosen sowie politische Folgewirkungen beschäftigen uns zunehmend. Dazu gibt es kein geschlossenes Bild, sondern teilweise widersprüchliche Aussagen. Was und wem soll man abgesehen von sicheren und nachgewiesenen Fakten glauben? 

Jost Springensguth
Jost Springensguth

 

Die Wetterstatistiker im Erdbeobachtungszentrum Copernicus melden Rekordwerte mit diesem Juli als weltweit heißestem je gemessenen Monat. Gleichzeitig beherrschen besorgniserregende Schlagzeilen über die zunehmenden Extreme im Wettergeschehen unsere Nachrichten. Allein in dieser Woche: weiter extreme Hitze in den Mittelmeerregionen mit neuen Waldbränden in Portugal, die anhaltende Dürre in Spanien und Italien, Starkregen mit Überschwemmungen in den Katastrophengebieten Sloweniens, Österreichs bis ins angrenzende Kroatien, Chaos nach Unwettern in Teilen des Südostens und Ostens der USA und Abbruch des Camps zum Weltpfadfindertreffen in Südkorea wegen eines Taifuns. Dazu kommen die Sturmflutmeldungen an unseren Küsten.

 

Es mehren sich die Stimmen, dem Klimawandel weniger mit Hysterie zu begegnen als mit der Vernunft einer zielgerechten, global abgestimmten Politik. Apokalyptische Ängste, wie sie die „Letzte Generation“ oder auch „Fridays for Future“ verbreiten, sind wissenschaftlich nicht haltbar oder zumindest umstritten. Vielleicht gilt dazu das alte Sprichwort, wonach Angst ein schlechter Ratgeber ist. Dazu trägt auch der Begriff „Kipppunkte“ bei. Er kommt aus der Klimaforschung, findet sich als Schreckenswort auf den Spruchbändern blockierender Demonstranten wie „Letzte Generation vor den Kipppunkten“. In einer Veröffentlichung des Science-Media-Centers beantworten mehrere Wissenschaftler die Frage, wie weit diese Formulierung dem Stand der Forschung entspreche. Nachzulesen sind Aussagen darüber, dass mit dieser Begrifflichkeit Ängste geschürt werden. Daraus geht weiter hervor, dass die zitierten Szenarien wissenschaftlich noch nicht ganz geklärt sind. Übrigens eine interessante Lektüre für diejenigen, die sich mit dieser Thematik näher beschäftigen wollen.

 

Jäger, Wildtiere und Klimawandel: Herausforderungen und Debatten

 

Etwas, was natürlich uns Jäger bewegt, ist in diesem Zusammenhang die Frage danach, wie sich die Veränderungen des Klimas bei uns auf das Verhalten der Wildtiere auswirken. Jedenfalls hoffen unsere Jägerinnen und Jäger in den kommenden Tagen auf gute Bedingungen zur offensichtlich auch wetterbedingt etwas späteren Blattzeit beim Rehwild. Für die Nichtjäger: Das ist die Lockjagd auf Rehböcke und einer der Höhepunkte im Jagdjahr. Dass die Ausübung der Jagd in sachgerechter Form erfolgen kann, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern steht in Abhängigkeit von politischen Rahmenbedingungen und gesellschaftlicher Akzeptanz. Es ist unbestritten, dass Jägerinnen und Jäger eine Schlüsselfunktion einnehmen, wenn es zum Beispiel darum geht, Wildbestände zu regulieren, Artenvielfalt zu bewahren oder die Natur nachhaltig zu hegen und zu pflegen. Sie sorgen für Ausgewogenheit und Gleichgewichtigkeit. Das geschieht alles auf der Gesetzesgrundlage im Bund und mit Unterschieden in den einzelnen Ländern. Leider wird das von der Politik nicht in voller Breite anerkannt und reflektiert. Sonst würden nicht Jagdgesetzentwürfe wie gerade in Rheinland-Pfalz in die Debatten kommen.

 

Wenn wir schon bei der Jagd sind, müssen wir auf einen ärgerlichen Fehler zurückkommen. Am 2. August wurde aus dem Archiv eine falsche Bebilderung zu unserem Artikel „Schindluder mit der Tierliebe“ im Blog gesetzt. Das ist vielen unserer Leserinnen und Leser natürlich aufgefallen. Wir bitten um Entschuldigung, haben aber die Mails nicht einzeln beantworten können. Dies tun wir hiermit. Ein Leser schrieb uns: „Als Jäger sollten Sie ein Damkalb vom Rehkitz unterscheiden können.“ Damit ist alles gesagt. Der Leser hat recht. Nur ein sachlicher Hinweis, der keine Rechtfertigung sein soll: Unsere Bebilderung wird im Rahmen der technischen Umsetzung zur Veröffentlichung vorgenommen. Da sind leider keine Jäger am Werk. Aber wir haben daraus gelernt…

 

Kritik am Stillstand der Kanzlerpartei

 

Diesmal blicken wir etwas kürzer auf das politische Geschehen in dieser Woche zurück, weil der Regierungsbetrieb weitgehend noch ruht. So berichtet die Tagesschau-Redaktion im Zusammenhang mit einer Analyse über die Entwicklung der AfD über die „Kanzlerpartei ohne Strategie“. Es geht um das Alarmsignal, das von den Umfrageergebnissen im ARD-Deutschlandtrend von Anfang August und damit vor dem Parteitag der Rechten ausgehe. Danach würden 21 Prozent der Menschen AfD wählen, nur 17 Prozent SPD. Dazu wird bemerkt, die Kanzlerpartei schaue zu. Und: Es ist dieser Tage still im politischen Berlin, die Sommerpause gleicht einem Sommerschlaf, der offenbar vor allem die Sozialdemokraten erfasst hat. Der Kanzler ist noch im Urlaub, doch auch schon zuvor setzte er auf das Scholzsche Rezept der Gelassenheit.“ Das ist zwar schon ein paar Tage her, aber so richtig geht der Betrieb immer noch nicht los.

 

Derweil bricht an der Konjunkturfront berechtigte Hektik aus. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ordnet die deutsche Wirtschaftsleistung für dieses Jahr im Konzert der 22 untersuchten großen Volkswirtschaften mit minus 0,3 Prozent ganz unten ein. Selbst das kriegführende und breit sanktionierte Russland rangiert vor den Deutschen. Gleichzeitig stellt das Ifo-Institut fest, dass diejenigen in Deutschland, die mittlere Einkommen beziehen, an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit geraten. Die Mittelschicht bei uns werde im europäischen Vergleich mit der höchste Steuer- und Abgabenlast belegt.

 

Die Angst vor Wohlstandsverlusten und sozialem Abstieg geht um. Damit muss doch wiederum irgendwie die seltsame Zuwendung vieler Menschen zur AfD etwas zu tun haben.

 

Proteste drohen: Mehrwertsteuer für Gastronomie-Speisen soll steigen

 

Ein weiteres Thema wird uns in der nächsten Zeit beschäftigen. Die Bundesregierung plant für den nächsten Haushalt fest mit der Rücknahme der Corona-bedingten Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. Wenn die Steuersätze zum 1. Januar nächsten Jahres wieder von derzeit sieben auf 19 Prozent angehoben werden, dürften Proteststürme nicht zu vermeiden sein. Überall fällt jetzt schon auf, wie viele Gastronomiebetriebe die Schilder „Geschlossen“ an die Türen gehängt haben. Besonders auffällig ist das bei vielen Landgasthöfen, die den Kostendruck und den Personalmangel nicht durchgehalten haben. Wie es auf den Dörfern jetzt schon aussieht, haben wir bereits beschrieben:

 

Mit der festen Steuerabsicht in Berlin ist wohl eine weitere Welle der Schließungen zu erwarten. Vielleicht verrechnet sich der Fiskus. Jeder Gasthof und jedes Restaurant, das schließen muss, fällt dann wohl zwangsläufig aus den Listen der Steuerzahler. In Analysen dazu ist schon von einem möglichen „Nullsummenspiel“ die Rede. Der gesellschaftliche Schaden durch ausbleibende Dorflokalitäten für Schützenfeste, Laientheatervereine oder auch traditionelle Schüsseltreiben nach Jagden wird kaum zu beziffern sein.

 

Vielleicht ist das auch eine Anregung, kurz vor Toresschluss am Wochenende wieder einmal den geschätzten Landgasthof aufzusuchen. Mit dieser Anregung verbleibe ich

Ihr

Jost Springensguth

Redaktionsleitung / Koordination


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