Keine Feuerwehr ohne Freiwillige

Über 1,3 Millionen Ehrenamtliche ermöglichen es dem Staat, seiner Pflichtaufgabe nachzukommen

Feuerwehrleute im Einsatz. (Foto: E. Kopp / pixelio.de)
Feuerwehrleute im Einsatz. (Foto: E. Kopp / pixelio.de)

 

Von Wolfgang Molitor

 

Feuer und Wasser sind zwei gute Diener, aber schlimme Herrn. Mehr als ein Sprichwort. Was sich dahinter verbirgt, wissen alle, die die zerstörerische Kraft von Feuer und Wasser miterlebt haben. Und sie wissen auch das: dass sie sich in aller Regel auf ihre Feuerwehr vor Ort verlassen konnten.

 

In Baden-Württemberg wird in diesen Tagen in Kehl das Landesfeuerwehrfest gefeiert. Allein im Südwesten sind über 183.000 Frauen, Männer und Jugendliche (davon 97 Prozent rein ehrenamtlich) in den 1099 Gemeindefeuerwehren und 160 Werksfeuerwehren engagiert. 120.000 in Einsatzabteilungen, 32.000 in der Jugendfeuerwehr und 31.000 in den Alters- und Seniorengruppen. Oft ein ganzes Leben lang. Alle fünf Jahre präsentieren die Wehren in Baden-Württemberg Musik, Wettbewerbe, Oldtimerfahrten und, vor allem, ihre ganze Leistungsbreite. Was sich dahinter an gesellschaftlichem Engagement verbirgt, ist viel mehr wert, als nur alle fünf Jahre von einer breiten Öffentlichkeit anerkannt zu werden.

 

Der Blick in den Alltag von Rettungskräften, Polizisten oder Feuerwehrleuten, die sich immer öfter Angriffen, Pöbeleien und Beleidigungen ausgesetzt sehen, ist alarmierend. Aber er darf und kann nicht überdecken, wie groß die Kraftanstrengung, die spürbare Begeisterung und Verantwortung der zahlreichen freiwilligen Helfer und Helferinnen Jahr für Jahr ist. Die Zahl der Mitglieder ist hoch und zeichnet ein anderes Bild als das einer verlotternden, unsolidarischen Gesellschaft. 

 

Fast jeder 60. Bürger ist engagiert

 

Neben den 99 Berufs- und mehreren Hundert Werksfeuerwehren gibt es in Deutschland weit über 22.000 Freiwillige Feuerwehren. Über 1,3 Millionen Ehrenamtliche ermöglichen es so dem Staat, seiner Pflichtaufgabe nachzukommen. Damit engagiert sich fast jeder 60. Bundesbürger bei der Feuerwehr. Rechnet man die in 668 Ortsverbänden organisierten rund 80.000 ehrenamtlichen Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) und die etwa 300.000 aktiven Mitglieder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hinzu, sind die ehrenamtlichen Helfer und Retter eines der stärksten Fundamente unseres Gesellschaftssystems. Oder wie es Viktor Liehr, der Kommandant der Feuerwehr Kehl, beschreibt: „Die Notwendigkeit einer Wiederbelebung der Selbsthilfefähigkeit in der Bevölkerung hat sich in den vergangenen Jahren sehr deutlich gezeigt.“

 

Vor allem das Engagement der Jugend kann sich sehen lassen und ist seit vielen Jahren auf einem stabilen Niveau. Bundesweit sind in der Jugendfeuerwehr über 260.000 Mitglieder in knapp 18.000 Gruppen organisiert, darunter knapp 60.000 Mädchen. Insbesondere im ländlichen Raum sind die Freiwilligen Feuerwehren jedoch weit mehr als nur ein verlässlicher Schutz im Gefahrenfall. Noch immer gehören sie zum festen Kern, wenn es darum geht, dörfliche Tradition zu bewahren und kommunalen Zusammenhalt Hand in Hand vorzuleben. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit – und nicht nur alle fünf Jahre einen großen Dank wert.

 


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