Der Wolf soll ins Jagdrecht

Schleswig-Holstein bereitet die Entscheidung vor

Foto: Dieter Schütz / pixelio.de
Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

 

Von Jürgen Muhl

 

Das Thema kam auf den Tisch, als vor gut einem Monat mehrere Wolfswelpen im Segeberger Forst dem Fotografen nicht mehr ausweichen konnten. Segeberg, vor den Toren von Hamburg und Lübeck gelegen, ist eben nicht einsames Nordfriesland oder Dithmarschen, wo seit Jahren Wölfe Schafshalter in Angst und Schrecken versetzen. Auf rund zehn bis 20 Wölfe wird das Potenzial zwischen Elbe und der dänischen Grenze im Westen des Landes geschätzt. Politische Konsequenzen aber sind bislang weitgehend ausgeblieben. Der ländliche Raum an der Westküste spielt im Kieler Landtag immer nur dann eine Rolle, wenn es um Windkraft und Wasserstoff geht. 

 

Jetzt aber, nach der Sichtung von mehreren jungen Wölfen im Segeberger Forst, bewegt sich die Politik im nördlichsten Bundesland. Die Zahl der in dieser Region lebenden Abgeordneten ist groß. Auch Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) lebt im Nachbarkreis Stormarn. Und schon kam das Thema im Landtag auf den Tisch: Der Wolf solle ins Jagdrecht – ohne gejagt zu werden. Bevor er denn im Segeberger Gehölz sein Unwesen treibe. Dazu sind Gesetzesänderungen notwendig. Mit Ausnahme der SPD-Opposition wurde überwiegende Zustimmung deutlich, auch von den Grünen und der in der Opposition befindlichen FDP.  Die Angelegenheit wurde in den Agrar- und Umweltausschuss überwiesen.

 

Minister: Schutzstatus unverändert

 

Mit der Gesetzesnovelle ändere sich am Schutzstatus des Wolfs nichts, betonte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz. Es gelte weiter die ganzjährige Schonzeit. Neu sei, dass Jäger im Fall einer artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung etwa bei Problemwölfen für den Abschuss zuständig seien. Im Fall von schwer verletzten Wölfen dürften Jäger künftig entscheiden, ob sie diesen töten, ohne einen Tierarzt hinzuzuziehen.

 

Im Jahr 2007 wurde in Schleswig-Holstein der erste Wolf nachgewiesen. Aktuell sind zwischen Nord- und Ostsee rund 20 Wölfe als resident eingestuft. Was heißt, dass sich die Tiere dort mindestens ein halbes Jahr aufhalten. Die Grünen votieren dafür, dass der Abschuss weiter nur im Einzelfall nach den im Naturschutzgesetz festgelegten Kriterien möglich sei. Die Lösung heiße Koexistenz. 

 

Nach Beendigung der Sommerpause will der Kieler Landtag die Gesetzesänderung, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen, beschließen. Ein nordfriesischer Jäger fasst zusammen: „Wie gut, dass die Segeberger Wölfe die Politik erreicht haben. Unsere haben es nicht geschafft.“

 


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