Moore besser schützen

Stellungnahme zu unserem Blog-Beitrag „Moorschutz – und die Angst vor Enteignung“ von Christian Urlage

Landwirt beim Mähen in einem Moorgebiet. (Symbolbild: M W)
Landwirt beim Mähen in einem Moorgebiet. (Symbolbild: M W)

 

Von Johann Schreiner

 

Mit Interesse habe ich auch diesmal den Politblog und den Beitrag von Christian Urlage gelesen. Dazu ein paar Gedanken:

 

Das Thema „Moore“ ist im Klimaschutz lange Zeit ausgeblendet worden. CO2-Emissionen aus entwässerten Mooren sind in offiziellen Statistiken lange Zeit nicht berücksichtigt worden. Die Nationale Moorschutzstrategie 2021, also der letzten Bundesregierung, nennt dazu Fakten:

 

    Moorböden finden sich auf ca. 4 Prozent der Fläche Deutschlands (1.419.000 ha).

    92 Prozent der Moore sind heute entwässert und verursachen jährlich mit etwa 53 Mio. Tonnen CO2äq-Emissionen, das sind

    etwa 6,7 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgas-Emissionen.

    83 Prozent dieser Emissionen kommen aus landwirtschaftlich genutzten Flächen.

 

Die Landwirtschaftslobbyisten bangen deshalb um die Existenz tausender Landwirte, anstatt sich der Herausforderung zu stellen und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Paludikultur oder auch das Projekt Moor-Klimawirte des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege weisen den Weg.

 

Es geht hier nicht um den radikalen Wandel, der Landwirte zu Tausenden in den Ruin stürzt, sondern um Aufklärung und betriebliche Beratung, die Landwirten, bei denen es möglich ist, eine Umstellung ermöglicht. Gelder dafür sind im „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ 2022 der Bundesregierung vorgesehen, das in den Jahren 2022 bis 2026 insgesamt vier Milliarden Euro bereitstellt.

 

Und wenn dann unsere niedersächsische Agrarministerin bei der Forderung nach 4 Prozent Ausgleichsflächen für die Biologische Vielfalt die Karte „Ernährungssicherung der Menschheit“ spielt, dann ist das unredlich. In einer Pressemitteilung vom Freitag, 22. Juli, schreibt sie: „Wir können keinem hungernden Menschen in der Welt erklären, dass wir ab 2023 in der EU vier Prozent der Ackerfläche bewusst nicht bestellen. Es geht darum, kurzfristig eine Notsituation zu lösen, ohne die langfristigen Ziele für das Klima und die Biodiversität aus den Augen zu verlieren.“

 

Heute wissen wir, dass in Niedersachsen weit über 200.000 ha Ackerfläche (von ca. 1.867.000 ha) nicht zur Nahrungsmittelproduktion, sondern für Energieproduktion (über Biogas) genutzt werden!


Soweit meine spontanen Gedanken dazu.


Zur Person

Dir. u. Prof. a. D. Dr. Johann Schreiner war von 1991 bis 2016 Direktor der Norddeutschen Naturschutzakademie (1995 umbenannt in Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz), Schneverdingen. Er ist u.a. Lehrbeauftragter der Leuphana Universität Lüneburg sowie ehrenamtlicher Geschäftsführer des Deutschen Rates für Landespflege. 

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