Schrumpfen im Osten, Wachsen im Süden: So entwickelt sich die Bevölkerung

Die Bundesrepublik altert und auf die Kommunen kommen große, sehr unterschiedliche Herausforderungen zu

Foto: FuN_Lucky
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Von Christian Urlage

 

„2040 haben wir 5 Mio. Rentner mehr!“ titelte die „Bild“-Zeitung, sprach von „leer gefegten Landkreisen“ und warnte in der Unterzeile: „Deutschland altert dramatisch“. Grundlage für die alarmistisch klingende Berichterstattung des Boulevardblatts war der kürzlich veröffentlichte „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann-Stiftung, der eine Prognose der Bevölkerungsentwicklung bis 2040 enthält und alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohnern einbezieht. Das entspricht mehr als 3.000 Gemeinden, in denen knapp 90 Prozent der Einwohner der Bundesrepublik leben.

 

Die Quellen für die Prognose sind Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Geburten und Sterbefälle werden dabei berücksichtigt, ebenso Wanderungsbewegungen, die allerdings schwieriger vorauszusagen sind. Diese Veränderungen passieren vor allem, wenn große Firmen aus einer Stadt wegziehen. Eine Entwicklung, die langfristig selten planbar ist. Das gilt auch für Kommunen mit Erstaufnahmen. Die Kriege in Syrien und der Ukraine beeinflussten ebenfalls die Demografie und waren genauso wenig vorherzusagen.

 

Mecklenburg-Vorpommern verliert bis 2040 mehr Einwohner, als Schwerin hat

 

Es überrascht nicht, dass laut der Studie die ostdeutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen (mit Ausnahme von Leipzig und Dresden) schrumpfen werden. Für Mecklenburg-Vorpommern ergeben die Vorausberechnungen zum Beispiel eine Abnahme um 118.000 Personen (-7,3 Prozent) – das ist weit mehr, als die Landeshauptstadt Schwerin heute Einwohner zählt (96.000). Auch das Saarland wird in 16 Jahren weniger Einwohner haben. 

 

Bayern und Baden-Württemberg dagegen können sich über weiteres Wachstum freuen, ebenso der Westen Niedersachsens und die Metropolen Berlin und Hamburg einschließlich ihres Umlands. Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verändern sich dagegen insgesamt nur marginal.

 

Kommunen brauchen Hilfe von Bund und Land durch Förderprogramme

 

Die Zahlen der Bevölkerungsentwicklung sind alles andere als nur unnützes Wissen. Für die Kommunalpolitiker und Verwaltungen ist die Datengrundlage hilfreich, um sich schon frühzeitig und möglichst präzise auf die gravierenden Veränderungen vorbereiten zu können. „Ohne finanzielle Unterstützung durch Förderprogramme von Bund und Ländern wird dies für viele Regionen nicht aus eigener Kraft zu schaffen sein“, erklären die Autoren der Studie zu Recht. 

 

Gefragt werden in absehbarer Zeit Betreuungseinrichtungen für ältere Menschen oder für Hochbetagte sein; Auswirkungen hat die demografische Entwicklung – wie ja schon jetzt spürbar ist – auch auf den Arbeitsmarkt, Stichwort Fachkräftemangel. Und die zunehmende, sehr unterschiedliche Alterung bedeutet auch: In anderthalb Jahrzehnten wird es bis zu 4,8 Millionen weniger mögliche Steuer- und Beitragszahler geben wird. Da kommen langsam, aber sicher gewaltige Herausforderungen für den Staat, die Wirtschaft und die Gesellschaft auf uns zu.

 


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