Landfrauen – seit 75 Jahren auf Zukunftskurs

Schon als der Deutsche LandFrauenverband gegründet wurde, ging es um berufsständische Interessen der Bäuerinnen und bessere Bildungsmöglichkeiten

Gut gelaunte Teilnehmerinnen beim Deutschen LandFrauentag 2022 in Fulda. (Foto: Reiner Freese/x21de)
Gut gelaunte Teilnehmerinnen beim Deutschen LandFrauentag 2022 in Fulda. (Foto: Reiner Freese/x21de)

 

Von Wolfgang Kleideiter

 

Es kann gefeiert werden. Nach den ersten regionalen Veranstaltungen, die bereits im Sommer stattgefunden haben, wird im kommenden Jahr der 75. Geburtstag des Deutschen LandFrauenverbandes offiziell begangen. In Kiel werden im Juli rund 5000 engagierte Frauen und Gäste zum LandFrauentag 2024 erwartet. „Auf Kurs in die Zukunft“ lautet das Motto. Der LandFrauenverband richtet dabei wie seit den Gründungstagen den Blick nach vorn. Denn zu tun gibt es genug.

 

Als Marie-Luise Gräfin Leutrum zu Ertingen und ihre Mitstreiterinnen nach dem Zweiten Weltkrieg den Grundstein für die ersten eigenständigen Landfrauen-Vereinigungen legten, ging es anfangs darum, in den schweren Nachkriegsjahren überhaupt eine Form der Zusammenarbeit zu entwickeln. Die alten landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine waren 1934 nach der Machtübernahme durch die NSDAP aufgelöst worden. In der Notzeit gab es auf vielen Höfen nur ein Nebeneinander. Es fehlte an Austausch und gegenseitiger Unterstützung. In manchen Betrieben waren die Frauen ganz auf sich allein gestellt. Von Baden-Württemberg aus wurde die Idee des organisierten Miteinanders wie bei einem rollenden Schnellball von immer mehr Frauen aufgegriffen. Bald entstanden in vielen Orten Zusammenschlüsse und Arbeitsgemeinschaften, die sich immer breiter den Themen widmeten, die für die Frauen auf dem Land wichtig waren. 

 

In einem vor Jahren erschienenen Beitrag über Gräfin Leutrum erinnert sich Annemarie Griesinger, Sozialpolitikerin der CDU, an die Ziele ihrer älteren Weggefährtin: „Die Aus- und Weiterbildungsangebote waren ihr ein großes Anliegen. Frauen sollten berufstätig, anerkannt und unabhängig werden.“ 

 

Dicke Bretter waren zu bohren. Denn dieses Rollenverständnis passte manchen Männern gar nicht. Doch die Frauen konnten bald Erfolge ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit vorweisen. Dazu gehörte auch eine politische Initiative, der Annemarie Griesinger temperamentvoll in den 1960er Jahren zur Umsetzung verhalf. Ergebnis war eine Wohnbauförderung für Hunderttausende Bauernhäuser.

 

Breite und vielschichtige Basis

 

Längst ist der LandFrauenverband ein wichtiges Sprachrohr für die Frauen in den ländlichen Regionen, der sich für eine stärkere Mitwirkung zum Beispiel in den Parlamenten, für Lohngerechtigkeit und eine zukunftsfeste häusliche Pflege starkmacht. Rund 450.000 Frauen sind im Deutschen LandFrauenverband zusammengeschlossen. 12.000 Ortsvereine, 400 Kreis- und Bezirksorganisationen und 22 Landesverbände stehen für eine breite und vielschichtige Basis.

 

Im Schulterschluss mit den anderen Verbänden setzen sich die Frauen für gleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land ein und legen dabei auch immer wieder den Finger in offene Wunden. Jüngstes Beispiel: eine vom Verband unterstützte Studie zum Ehrenamt von Frauen. Sie zeigt, dass es auf dem Land nach wie vor Hürden gibt, die es Frauen trotz hoher Motivation und Identifikation schwer machen, sich zu engagieren. Die Wissenschaftler fordern bessere Rahmenbedingungen – auch in den Familien.

 

 

Denn Frauen sind schon heute viel stärker an der Führung landwirtschaftlicher Betriebe beteiligt, als manch einer denkt. Eine gemeinsame Analyse des Thünen-Instituts und der Georg-August-Universität Göttingen brachte Folgendes ans Licht: Statistisch werden zwar nur elf Prozent der Höfe von Frauen geleitet, tatsächlich sind aber 62 Prozent der Bäuerinnen für die Buchhaltung und Finanzen des Betriebs verantwortlich, und 72 Prozent werden an strategisch-unternehmerischen Entscheidungen beteiligt. „Ohne Frauen ist kein Hof zu machen!“, hieß es selbstbewusst in einer Mitteilung des Deutschen LandFrauenverbandes.

 

Längst wirbt auch der Deutsche Bauernverband gezielt um die Frauen. Susanne Schulze Bockeloh, seit 2022 Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes, hat die Bedeutung der Frauen für die Betriebe und auch für den Verband vor geraumer Zeit ausdrücklich betont: „Wir brauchen Unternehmerinnen, das merken wir auf allen Ebenen des Bauernverbandes. Wir werden Möglichkeiten schaffen, dass Frauen sich gestärkt fühlen, sich in unseren Gremien zu engagieren.“

 


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