Cannabis-Legalisierung: Die leeren Versprechungen der Ampel an die Bauern

Warum Cem Özdemir falsch liegt, wenn er den Landwirten neue Ertragsmöglichkeiten mit der Drogenpflanze in Aussicht stellt

Foto: HanfMagazin / pixelio.de
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Von Ludwig Hintjens

 

Aus Gründen des Schutzes von Jugendlichen sowie im Hinblick auf den organisierten Rauschgifthandel ist es ein schwerer Fehler, wenn die Ampelregierung demnächst den Konsum von gewissen Mengen Cannabis straffrei stellt. Das ist schon schlimm genug, weil Mediziner, Jugendpsychologen und Staatsanwälte die Koalition einhellig gewarnt haben. Nun geht aber auch noch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özedmir (Grüne) her und verspricht den deutschen Landwirten neue Verdienstmöglichkeiten mit dem Anbau von Hanf.

 

Entweder zeugt dies von Ahnungslosigkeit oder Zynismus. Schätzungen zufolge werden derzeit 200 Tonnen Haschisch oder Marihuana in Deutschland im Jahr auf illegalen Vertriebswegen verkauft und konsumiert. Selbst wenn die Behauptung der Koalition stimmt und der Konsum durch die Entkriminalisierung des Privatverbrauchs nicht ansteigt: Über Jahrzehnte gewachsene Strukturen des illegalen Vertriebs werden nicht aufhören zu existieren, wenn das umstrittene Gesetz in Kraft tritt. Glaubt jemand, dass die „Cannabis Social Clubs“, die die Regierung gründen lassen will, den illegalen Markt übernehmen können? Werden nicht die Konsumenten bei ihrer alten Bezugsquelle bleiben – zumal es schon in der Vergangenheit selten Probleme mit der Polizei gab und nun der Druck von Justiz und Strafverfolgung nachlässt?

 

Kaum ausreichend Abnehmer auf legalem Weg

 

Daher ist also nicht damit zu rechnen, dass Bauern, die auf den Hanfanbau umschwenken, auf legalem Wege ausreichend Abnehmer für namhafte Mengen finden würden. Ganz zu schweigen davon, ob es überhaupt das Interesse bei den Landwirten gäbe, künftig neben Kartoffeln und Mais auch den Hanf für die deutsche Kifferszene herzustellen. Dabei schiene ein Umstieg aus klimatischen Gründen möglich zu sein. So gab es Zeiten, da wurde in Amsterdamer Coffeeshops mit Cannabis aus der Schweiz Spitzenpreise erzielt. Hanfpflanzen, die in den Höhenlagen der Alpen gezogen werden, sind für ihre besondere Qualität bekannt. Auch in deutschen Mittelgebirgslagen, zumal im Südwesten der Republik, dürften die klimatischen Bedingungen also durchaus geeignet sein.

 

Der Umstieg wäre für Landwirte aber mit hohen Hürden verbunden. Cannabisplantagen müssten an einem besonders geschützten Ort angelegt werden. Schon allein aus Gründen des Schutzes gegen Diebstahl. Bereits einzelne Pflanzen, ob in einem frühen Wachstumsstadium oder kurz vor der Ernte, stellen einen beachtlichen finanziellen Wert dar. Ein Wachdienst rund um die Uhr am Cannabis-Acker ist undenkbar. Bislang findet der illegale Anbau in Europa nicht ohne Grund nur an gut abschirmbaren Orten statt. Um zu Skaleneffekten und damit zu konkurrenzfähigen Erträgen kommen, müsste der Landwirt Mengen im industriellen Maßstab anbauen. Es erscheint aber kaum möglich, im dicht besiedelten Industrieland Deutschland dafür ebenso große wie vor der Öffentlichkeit abschirmbare Flächen zu finden.

 

Risiko der Kriminalisierung

 

Hinzu kommt: Was passiert während und nach der Ernte? Das Gesetz sieht vor, dass der Privatmann straffrei nur drei Pflanzen besitzen darf. Der Hanf-Landwirt müsste während der Ernte und vor der Abgabe an die Weiterverarbeitung nachweisen können, dass er alle nötigen präventiven Maßnahmen gegen Diebstahl ergriffen hat. Kann er das nicht und gerät eine Menge in falsche Hände, die Bagatellgrenzen überschreitet, würde schnell der Vorwurf im Raum stehen, dass der Landwirt gemeinsame Sache mit Kriminellen machte. Welcher Landwirt würde sich diesem Risiko aussetzen?

 

Absehbar eine sehr geringe Nachfrage nach Cannabis, das auf legalem Wege produziert wird, sowie eine Reihe von ungelösten und auf Sicht nicht lösbaren Sicherheitsfragen – all das zeigt: Auch aus der Perspektive der Landwirtschaft ist die Legalisierung des Cannabis-Konsums für den Kleinverbraucher nicht durchdacht und wird nicht die versprochenen Ergebnisse zeigen.

 


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