Ein Trauerspiel der Klimawende

Nach dem Streit ums Heizungsgesetz wird deutlich: Es war Murks von vornherein

Wärmepumpe vor einem Haus. (Foto: Tim Reckmann / pixelio.de)
Wärmepumpe vor einem Haus. (Foto: Tim Reckmann / pixelio.de)

 

Von Michael Lehner 

 

Während Wirtschaftsminister Robert Habeck im Büßergewand auftritt, versucht Grünen-Chefin Ricarda Lang die Bruchlandung beim Heizungsgesetz als Erfolg zu verkaufen. Tatsächlich droht mit dem bedauerlichen Akzeptanzverlust der Wärmepumpe auch beim Klimaschutz ein herber Rückschlag. Vor allem im ländlichen Raum fürchten die Menschen, dass Strom zur Mangelware wird, und flüchten in den Kauf von Öl- und Gasheizungen.

 

Die Wahrheit: Die Zahl der Förderanträge für ökologisch (und ökonomisch) sinnvolle Wärmepumpen ist in diesem Jahr um 38 Prozent eingebrochen. Der Verkauf von Öl- und Gasheizungen geht durch die Decke. Zugleich schafft es die Bundesnetzagentur nicht, die Debatte um mögliche Drosselungen beim Strom für Heizungen und E-Autos zu befrieden.

 

Klar ist abseits der aktuellen Aufgeregtheiten: Den Kampf gegen den Klimawandel bringt das Gesetz erst mal überhaupt nicht weiter. Es gibt weder genug Wärmepumpen noch genug Öko-Strom, um diese flächendeckend zu betreiben. Zudem hat die instinktlos angezettelte Debatte tiefes Misstrauen gegen eine Technologie ausgelöst, die mittelfristig das Potenzial hätte, den Bedarf an Heizungsenergie und die Schadstoffbelastung enorm zu reduzieren.

 

Heizungsstreit gefährdet Akzeptanz der Wärmepumpe

 

Bezeichnend ist da die Kritik aus der Branche, die eigentlich heftigen Rückenwind spüren sollte: „Die Klopperei in der Politik rund um das Gebäudeenergiegesetz war eine Katastrophe“, sagt Paul Waning, Chef des Bundesverbands Wärmepumpe, in der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“. Seit die Republik ums Heizen streitet, ist die Akzeptanz für die Pumpen erkennbar eingebrochen. Was allerdings sicher auch mit der zum Teil abenteuerlichen Preisentwicklung auf dem deutschen Markt zu tun hat. Und damit, dass Verbrauchern eingeredet wurde, sie müssten zur teuren Heizung gleich noch horrende Summen in die Gebäudesanierung investieren.

 

Aus marktwirtschaftlicher Sicht ist das Scheitern der Zwangsmodernisierung zu begrüßen: Die Preise für Wärmepumpen sinken allmählich, aber stetig. Mainstream-Medien lassen endlich auch Leute zu Wort kommen, die mit ebenso kostengünstigen wie alltagstauglichen Lösungen vorführen, dass die Pumpe auch im Altbau und mit kleinem Geldbeutel reichlich Heizkosten spart. Was ein Blick nach Skandinavien schon gezeigt hätte, bevor der unselige Gesetzentwurf in seiner Ursprungsfassung das Volk auf die Barrikaden brachte,

 

Deutlich geworden ist mittlerweile auch, dass die amtlich verordnete Eile zumindest für den Klimaschutz gänzlich unnötig war: Der „grüne“ Strom, ohne den die ganze Aktion auch umweltpolitisch nur sehr begrenzt Sinn macht, wird ohnehin knapp. Wären die ursprünglichen Pläne der Habeck-Berater durchgesetzt worden, entstünde die groteske Situation, dass viele Öko-Heizungen mit Strom aus Braunkohle und Fracking-Gas betrieben werden (müssen).

 

Pumpen-Euphorie ist im Keller

 

Ebenfalls fatal für die Wende in den Heizungskellern: Obwohl die Pumpen-Euphorie im Keller ist, hat eine berechtigte Debatte um die Verteilung des Stroms begonnen, der absehbar zumindest zeitweise Mangelware sein wird. Klaus Müller, der als Chef der Bundesnetzagentur die Republik bravourös durch den Kriegswinter und den damit drohenden Mangel an Gas brachte, redet offen darüber, dass es zur Rationierung des Strombezugs kommen könnte.

 

Zum Szenario gehört, dass in solchen Ausnahmesituationen etwa Elektroautos nur noch für 50 Kilometer Reichweite geladen werden können und Wärmepumpen auf Sparflamme laufen. Abzusehen ist, dass es dann revierferne Regionen besonders hart treffen dürfte. Während in Ballungszentren und entlang der Autobahnen die Stromleitungen bereits seit geraumer Zeit ertüchtigt werden, bleibt die Frage offen, wie die Menschen in der Fläche ausreichend mit Elektrizität versorgt werden sollen, wenn sich die Prognosen auf eine Verdoppelung des Strombedarfs bis zum Jahr 2045 bewahrheiten.

 

Womöglich ist die Entscheidung für eine Pelletheizung auf dem Land keine dumme Lösung. Auch wenn das die „Experten“ im Hause Habeck lange Zeit ganz anders gesehen haben und das Abfall-Holz lieber im Wald verrotten lassen wollten.

 


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