Stabile Renditen mit Produkten vom Lande

Finanzanlagen in Agrar- und Forstwirtschaft nehmen weltweit stark zu. Ein Blick auf das Agrargeschäft, wie es sich auf den Finanzmärkten spiegelt

Ein Traktor rollt über ein Feld. (Foto: kasina / pixelio.de)
Ein Traktor rollt über ein Feld. (Foto: kasina / pixelio.de)

 

Von Jürgen Muhl

 

Beliebt und erfolgreich an den Börsen: Anleger, die in den vergangenen Jahren in Agrarwirtschaft, Nahrungsmittelindustrie oder Forstwirtschaft investiert haben, sind auf ihre Rechnung gekommen, wie unter anderem das "Handelsblatt" vor Kurzem berichtet hat. Anleger in diesen Bereichen haben in Krisenzeiten eine vergleichsweise stabile Rendite erzielt. Und pflegen Aussichten auf weiterhin steigende Kurse und gute Einnahmen an Dividenden. 

 

Der in den kommenden Jahren steigende Bedarf an Lebensmitteln und Agrargütern trifft auf ein zurückgehendes Angebot von verfügbaren Anbauflächen. Dieses weltweite Problem, was auch teilweise mit dem Klimawandel zusammenhängt, sorgt für ein begrenztes, dafür aber überschaubares Produktangebot. Und das wiederum bürgt für eine feste Preisstabilität. Ein ideales Umfeld also für sorgenfreie Anlagen, wie in deutschen Fondskreisen kolportiert wird. Bei einer Weltbevölkerung von acht Milliarden Menschen scheint eine steigende Nachfrage auch in der Zukunft gewährleistet. 

 

Was läuft denn aus der Agrarwirtschaft besonders gut an den Börsen? Das sind Aktien aus den Segmenten Saatgut, Düngemittel, landwirtschaftliche Maschinen und Nahrungsmittelprodukte aller Art. Dazu gehören auch Nahrungszusätze, mit der am Rande der medizinischen Herstellung horrende Summen umgesetzt werden. Gut abgeschnitten haben in den letzten drei Jahren Einzelwerte wie Corteva (Pflanzenschutz), K + S (Düngemittel) oder auch der Landmaschinenhersteller John Deere. Auf eine Mixtur von Aktien bauen Fonds wie Blackrock Global Funds Nutrition oder auch der DWS Invest Global Agribusiness. 

 

Beteiligung bäuerlicher Unternehmer im Anlagegeschäft

 

Zunehmend setzen auch Landwirte in ihrer Geldanlage auf Sortimente aus ihrer eigenen Produktion, wie aus Kreisen der Raiffeisenbanken zu hören ist. Da sei das Vertrauen groß, heißt es. Zudem hat die Zahl jener bäuerlichen Unternehmer, die mit der Windkraft gutes Geld verdienen, kräftig zugenommen. Dies trifft besonders auf norddeutsche Regionen an der Nordseeküste zu, wo Windkraftanlagen als Geldmaschinen ihren einträglichen luftigen Dienst versehen. "Da geht viel Geld über den großen Teich", sagt ein Sparkassen-Berater aus dem nordfriesischen Husum. 

 

Betriebe mit einem hohen liquiden Vermögen investieren auch in Direktinvestments.  Da geht es auch um Gebiete in Rumänien oder Uruguay in Südamerika. Dagegen haben sich angesichts des Krieges Investitionen in Ländereien in der Ukraine oder in Russland gen Null entwickelt. Bei zahlreichen Unternehmern, die hier im Osten viel Geld gelassen haben, geht derzeit die Angst um. Wobei sich Befürchtungen der Enteignung bislang nicht bestätigt haben. Der Kreml hält sich mit derartigen Eingriffen zurück, wie Anleger, die in der Gegend um Kaliningrad investiert haben und die Ernte einfahren, berichten. 


In Uruguay geht es um Aufforstungsprojekte mit Eukalyptusbäumen. Holz, das später in der Möbel- und Bauindustrie zum Einsatz kommen soll. Es werden Flächen aufgekauft, die bislang ausschließlich für die Rinderzucht genutzt wurden. Während die Rendite in Rumänien bei neun Prozent liegt, sind die Zahlen in Uruguay zweistellig. Bis 13 Prozent sollen hier verdient werden können. Wie auch bei Investments in die US-Forstwirtschaft. Ein in Hamburg ansässiger und auf Südamerika spezialisierter Vermarkter will dies jedoch nicht bestätigen. Aber eben auch nicht dementieren. Er hält ein Renditeziel zwischen sechs und acht Prozent für realistisch. 

 

Der Fleischkonsum wird weiter einbrechen

 

All dies mag andere traditionelle Anlageformen kompensieren. So zum Beispiel Investitionen in die Fleischindustrie. Wenn es nach den neuesten Daten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) geht, wird der Fleischkonsum weiter einbrechen. Derzeit empfiehlt die DGE wöchentlich 300 bis 600 Gramm pro Person. Damit nicht genug: In einem internen Dokument ist von 10 Gramm Fleisch pro Person und Tag die Rede. Die Empfehlungen sollen einen noch höheren Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln erhalten. Grund für die Neuberechnung sei, dass neben Ernährungs- und Gesundheitsaspekten auch "Kriterien für Umwelt- und Klimaeffekte" berücksichtigt werden sollen. Diese Daten sollen Anfang 2024 veröffentlicht werden, meldet die DGE. Der Fleischmarkt ist also offensichtlich nicht das Zukunftsinstrument für landwirtschaftliche Investitionen.

 


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