Gendern ja oder nein – Berliner Wahlen – Ein Lesetipp zum Thema Jagd

Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche

„Liebe Leserinnen und Leser unseres Politblogs“. Mit dieser Anrede fassen wir in unserem wöchentlich erscheinenden Newsletter die Themen zusammen, die in den letzten Tagen unser Blog zum Inhalt hatte. Dieser Text ist als Wochenkolumne ab sofort regelmäßig auch Bestandteil der Beiträge, die hier mit dem Absender der Stiftung Natur+Mensch täglich erscheinen. 

Jost Springensguth
Jost Springensguth

Zurück zur zitierten Anrede, die sich bei uns üblicherweise an die „Leserinnen und Leser“ dieses Blogs richtet. Diese Form finden wir schon lange in Ordnung. Warum bemerke ich das zum Eingang dieses Textes, in dem mein Co-Autor Jürgen Wermser und ich regelmäßig die Woche in unserem Politblog Revue passieren lassen? Der WDR hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse uns bestätigen. Wir waren schon immer der Meinung, dass das weitergehende Gendern nicht unbedingt in die Gemüter unserer Stammleserschaft passt, die sich nach unserer Einschätzung überwiegend für realpolitisch ausgerichtete Kommentare und Analysen interessiert. Nach dieser WDR-Studie spielt in einem Großteil der Bevölkerung die sogenannt gendergerechte Sprache kaum oder gar keine Rolle. Für 30% der Menschen war das bei einer vergleichbaren Befragung im Jahr 2020 nicht wichtig, jetzt sind es sogar 41%. Tendenz: lassen wir das besser und sorgen in unseren Texten weiter für einen flüssigen Sprachfluss ohne Gendersternchen, Binnen-I und versuchen wir vor allem unverändert nicht, unsere Leserschaft sprachlich zu erziehen.

 

Beim Umgang mit der Demoskopie bewegen wir uns gleichwohl nicht immer auf sicherem Terrain. Vor allem, wenn es um die Vorhersage von Wahlergebnissen geht. Am Sonntag werden wir sehen, wie weit Wahlprognosen mit der Wirklichkeit nach Auszählung am Wahlabend übereinstimmen. An diesem Tag versucht Berlin, wieder eine ordnungsgemäße Wahl über die Bühne zu bringen.

 

Es gibt übereinstimmende Aussagen der Wahlforscher, dass sich bei der von den Verfassungsgerichten verordneten Wiederholungswahl die Berliner CDU Hoffnung machen kann, mit 25 Prozent als stärkste Partei aus dem Rennen zu gehen. Das heißt noch lange nicht, dass ihr Spitzenkandidat Kai Wegener Regierender Bürgermeister wird. SPD (21%), Grüne (17%) und Linke (11%) haben nach den neuesten Zahlen des ZDF-Politbarometers vielleicht auch die Möglichkeit, ihr rot-rot-grünes Gewurstel fortzusetzen. Anders kann man die Qualität der Hauptstadtpolitik nicht bezeichnen. Unser ständiger Gastautor Hugo Müller-Vogg (http://www.hugo-mueller-vogg.de) erkennt hier: „Für Linksgrün fügt sich in der Hauptstadt manches bestens zusammen. Multi-Kulti-Träumer im alten Westen, Lifestyle-Linke in Mitte und DDR-Nostalgiker im Ostteil finden den unter Franziska Giffey praktizierten ,Sozialismus light‘ allemal besser als den angeblich herzlosen Neoliberalismus, der unter einem CDU/FDP-Senat die Berliner Luft kälter werden ließe“. Niemand kann sich bei all den Prognosen also sicher sein, wie es dort politisch weitergeht, und Franziska Giffey nach einer möglichen Niederlage doch frei wird zur Rückkehr ins Bundeskabinett. Und damit für das Innenministerium und die Nachfolge von Nancy Faeser, die gleichzeitig in Hessen Wahlkampf führt. Scholz hätte dann weniger Probleme mit seiner versprochenen Frauenquote im Kabinett.

 

In unserem Blog hat sich unser Autorenteam in dieser Woche wieder insbesondere in Kommentaren und Analysen mit Themen befasst, die direkt und indirekt Auswirkung auf Entwicklungen im ländlichen Raum haben. Ernährung- und Landwirtschaft, Jagd und Forst sollten auch nach dem Prinzip kommunizierender Röhren mit anderen politischen Bereichen im Zusammenhang betrachtet werden. Es gibt für alles gesetzliche Grundlagen und über alles politische Debatten, die nicht in jedem Fall zu isolieren sind.

 

Nehmen wir das Beispiel Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und der Angebote im Lebensmittelhandel. Die Biomärkte verlieren an Umsatz, Aldi kündigt an, bis 2030 aus den Kühltheken nur noch Fleisch- und Wurstwaren der beiden höchsten Tierhaltungsformen zu verkaufen. Andere Einkaufsgewohnheiten, zugleich politische Steuerungsinstrumente sorgen jetzt schon dafür, dass nach neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes bereits im vergangenen Jahr in Deutschland so wenig Schweine gehalten wurden wie seit 32 Jahren nicht mehr. Zugleich stieg die Zahl der importierten und hier geschlachteten Schweine um 6,5 Prozent. „Die Tiere wurden zum Teil eng eingepfercht über tausende Kilometer transportiert“ hieß es dazu in einem Zeitungsbericht. Für den Bauernpräsidenten Joachim Ruckwied ist das schlichtweg grotesk, hier über Klimaschutz zu sprechen und immer mehr Fleisch zu importieren. Welche Auswirkungen das auf heimische bäuerliche Existenzen und auch die Veredlungswirtschaft hat, sprengt selbst die bisherige Vorstellungskraft derer, die damit beruflich zu tun haben.

 

Bleiben wir im Ländlichen. Zum Leben und Tun dort gehört die Jagd. Immer wieder geht es um die gesellschaftliche und politische Akzeptanz dieser Passion, aber auch der ältesten Form der Naturnutzung. Dass die Jagd zur Natur des Menschen und damit auch zur Natur gehört, ist heute nicht durchgehend selbstverständlich. Und sie weckt Emotionen – auch bei ihren Gegnern. Damit umzugehen ist nicht leicht – politisch, gesellschaftlich und manchmal auch nicht im engeren Umfeld. Diese Passion führt Menschen aus Stadt und Land zusammen, so wie wir es auch in diesem Blog versuchen. Anlass, dieses Thema aufzugreifen, ist eine Reportage in meiner Regionalzeitung Westfälische Nachrichten hier in Münster, die in dieser Woche erschien. Es geht um die zunehmende Motivation, den Jagdschein zu erwerben. Der Autor Luca Pals stellt fest: „Die Jagd wird weiblicher und jünger“. Er belegt das mit Fakten, Zahlen und Zitaten. Das ist ein Beitrag, der lesens- und empfehlenswert ist. Eine passende Lektüre im Anschluss an diesen Text: https://www.wn.de/muensterland/jagdschein-mehr-frauen-und-juengere-personen-2702218?&npg

 

So wünsche ich Ihnen auch im Namen unseres Autorenteams ein angenehmes Wochenende. Machen Sie das Beste draus – vielleicht mit einem Spaziergang durch unsere herrliche Natur.

 

In diesem Sinne herzliche Grüße

Ihr

Jost Springensguth

Redaktionsleitung

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