Gegen die eigene Klientel?

Landwirte sind sauer über eine 120.000-Euro-Spende des LVM für ein NABU-Projekt

Minister Oliver Krischer besucht die NABU-Naturschutzstation Münsterland. (Foto: MUNV NRW)
Minister Oliver Krischer besucht die NABU-Naturschutzstation Münsterland. (Foto: MUNV NRW)

 

Von Wolfgang Kleideiter

 

„Von Landwirten für Landwirte“. Diese Idee stand 1896 Pate, als Bauern den „Haftpflichtversicherungsverein für Landwirte der Provinz Westfalen“ gründeten. Heute zählt der LVM mit seinen 21 Tochtergesellschaften zu den Top-Versicherern in Deutschland.

 

Als vor wenigen Tagen in den örtlichen Medien die Meldung erschien, dass die LVM-Versicherung in den kommenden drei Jahren 120.000 Euro für die NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V. im münsterischen Stadtteil Hiltrup bereitstellen wird, runzelte manch ein Leser die Stirn. Nicht wegen der Arbeit der Station, die seit Jahrzehnten zu einem landesweiten Netzwerk von 40 verschiedenen Biologischen Stationen gehört. Sondern wegen der politischen und stets agrarkritischen Haltung des NABU, der zum Beispiel fordert, den Anteil der Bio-Landwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen. Ein anderes Beispiel ist die Forderung, Gelder an die Landwirtschaft aus öffentlichen Kassen nur noch für öffentliche Leistungen der Bauern zu verwenden. Das würde sich massiv auf die Einkommenslage im Agrarbereich auswirken.

 

Die Stimmung an der Basis spiegelt ein aktueller Bericht im Online-Portal des weit verbreiteten „Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben“ wider. Unter dem Titel „LVM-Spende: Jäger und Landwirte empört“ werden Landwirte zitiert, die sich aufgrund vieler Erfahrungen mit dem Naturschutzbund Deutschland - gelinde gesagt - darüber wundern, dass der LVM sich ausgerechnet für die Arbeit der NABU-Station auf Haus Heidhorn finanziell ins Zeug legt. Denn der NABU, so kritisiert dort ein Tierhalter, werfe der Landwirtschaft „Knüppel zwischen die Beine“. Ein anderer Landwirt fragt, ob der „LVM seine eigene Herkunft verraten“ hat. Ein Jäger wiederum hätte sich gewünscht, dass der LVM ein anderes Projekt aus der Landwirtschaft, der Natur oder dem ländlichen Raum fördert. Zitat: „Bei der nächsten Spende den Kopf einschalten.“

 

Extrabetrag im Jubiläumsjahr

 

Der Versicherer verweist im Wochenblatt darauf, dass man sich in vielfältiger Weise für Mensch und Umwelt engagiere. Im Zuge des 125-jährigen Jubiläumsjahres unterstütze der LVM zusätzliche Projekte in und um Münster mit einem Extrabetrag von 1,25 Millionen Euro. Haus Heidhorn als Sitz der NABU-Naturschutzstation Münsterland gehöre dazu.

 

Wie die Aufsichtsratsspitze des LVM-Konzerns das Sponsoring sieht, bleibt offen. Vorsitzender ist der Präsident des Raiffeisenverbandes, der Landwirtschaftsmeister Franz-Josef Holzenkamp. Ihn zählt der NABU wenig schmeichelhaft zum Kreis der „Strippenzieher“ in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Dies geht aus einer Untersuchung hervor, in der der NABU „Verflechtungen und Interessen des Deutschen Bauernverbandes“ 2019 aufgelistet hat.

 

Der LVM legt laut Wochenblatt Wert auf die Feststellung, dass er mit seinem Engagement die politische Arbeit des NABU nicht unterstütze. Das machen ohnehin andere. Der neue NRW-Umweltminister Oliver Krischer, selbst seit vielen Jahren Mitglied im NABU, besuchte in diesen Tagen auf seiner Sommerreise die Naturschutzstation Münsterland.

 

Er gab bekannt, dass das Land die Biologischen Station in NRW nicht nur weiter fördern, sondern deren Ausstattung in den nächsten Jahren weiter verbessern wird. Zahlen nannte er nicht, aber es dürfte unter anderem um die personelle Besetzung gehen. Die Ursachen des Artensterbens und der Verlust an biologischer Vielfalt, so hieß es, seien vielfach menschengemacht. Und das Umweltministerium führt in einer Pressemitteilung zur Minister-Visite die Gründe auf, unter anderem „die häufig zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen“.

 


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