Die Wege zum lieben Geld werden immer weiter

 

Von Jost Springensguth

 

Die Zahlen sprechen für sich. Das gilt allemal für Banken und Sparkassen, die jede für sich um Renditen und Ergebnisse kämpfen, weil die Zinseinnahmen seit Jahren wegbrechen. Mit dem Ende der Laufzeiten von Hausfinanzierungen aus der Zeit, als Guthaben- und Kreditzinsen noch für die Anleger einträglich und für die Kreditnehmer teuer waren, wird es immer schwieriger. Die Finanzwirtschaft ist auf der Suche nach neuen Erträgen bei weniger Kosten, wenn es um ordentliche Bilanzen geht. Die Kreativität der Manager in den Geldhäusern ist gefragt, um unter dem Strich als Kreditinstitut weiter glänzen zu können, um den Stakeholdern weiter Freude zu machen. Das gilt für die Besitzer der Privatbanken und ihre Aktionäre, für Kommunen als Sparkasseninhaber und für Genossen mit ihren Anteilen bei den Volksbanken.

 

Zum einen drückt die EZB-Politik auf die weitergegebene und zunehmende Erhebung von Zinsen auf Guthaben. Davor sind inzwischen auch Kleinanleger nicht sicher. Auf der anderen Seite werden Kostensenkungen betrieben, die die Zahl der Beschäftigten drücken und das Netz bemannter Filialen ausdünnen. Das ist nicht bösartig, aber folgenschwer – insbesondere für den ländlichen Raum. Es geht den Finanzinstituten um Maßnahmen gegen die objektiv wachsende mangelnde Rentabilität ihrer Zweigstellen.

 

Die weiten Wege nehmen zu

 

Je dünner eine Region besiedelt ist, desto weiter werden bei diesem Trend die Wege für die Bewohner zur nächsten persönlichen Beratung ihrer Bank oder Sparkasse. Natürlich stimmt es, dass immer mehr Online-Buchungen erfolgen und der Service durch Fachkräfte nur gesucht wird, wenn es um Problemlösungen im Einzelfall geht. Die Entwicklung wird verstärkt durch das Wachstum der Direktbanken. Sie betreiben ihre Kundenbetreuung vorwiegend auf elektronischem Wege. Das zeigt natürlich Wirkung, und die gängige Klage über Filialschließungen in der Kommunalpolitik kann das alles nicht stoppen. Dasselbe gilt für Postfilialen. Zusteller nehmen dort zwar Briefe und Pakete mit. Sie verfügen aber nicht über die Beratungs- und Einkaufsmöglichkeiten am Schalter.

 

Wer mal genau hinsieht, muss feststellen, dass auch bei diesem Thema Zahlen sprechen. Man betrachte nur die Statistiken sowohl des Bundesverbandes der Banken als auch der Volksbanken und Sparkassen. Die Bankhäuser verzeichneten 2005 über 46.444 Filialen, 2019 waren es noch 28.344 Zweigstellen. Aktuell bewegt sich die Zahl auf die Hälfte gegenüber 2005 hin. Nach einer Meldung des Handelsblattes, das aus einer Statistik der Bundesbank Zählfehler herausgerechnet hat, sank in Deutschland allein 2020 die Zahl der Geschäftsstellen um rund 1740.

 

Corona als Beschleuniger der Entwicklung

 

Als Beschleuniger dieser Entwicklung gilt zudem die Pandemie, durch die als Gesundheitsschutz der persönliche Service der Banken und Sparkassen stark eingeschränkt wurde. Die Rückkehr zur Normalität, besonders bei den Filialöffnungen wird in dem einen oder anderen Fall auf Grund guter Corona-Erfahrungen bei den Kosten in den folgenden Zeiten schlichtweg vergessen.

 

Die regionalen Sparkassenverbände bestätigen den Trend der Abnahme der Zahl der Geschäftsstellen in NRW um 48,7 Prozent von 2000 bis 2020. Die Statistik belegt aber, dass es nur marginale Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Räumen gibt. Dazu gibt es immer wieder Anfragen und Antworten in den Landtagen mit regionalen Ergebnissen. Zusammenfassende Zahlen für das Bundesgebiet bei Sparkassen und Volksbanken sind kaum zu finden.

 

Somit ergibt sich ein Bild auch durch tägliche Meldungen in den vielen Lokalteilen deutscher Zeitungen. Sie bestätigen die Entwicklung zu dünneren Filialnetzen.

 

Ein Beispiel: In einem Ortsteil von Halle (Westfalen) hat sich eine Interessengemeinschaft gebildet, die massiv gegen die Filialschließungen von Volksbank und Sparkasse wendet. Das ist nur einer von vielen Fällen in Deutschland. Ergebnis für einen betroffenen 84jährigen, der in der Lokalzeitung „Neue Westfälische“ zitiert wird: Es werde für ältere Menschen ganz schwierig, wenn die Filialen schließen. Dennoch: „Wir müssen uns auf die Änderung im Geldwesen einstellen“.

 

Der ältere Herr spricht für viele.

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