Süße Überraschung: Honig ohne Etikettenschwindel

Europa will den Honig-Panschern endlich das Handwerk legen und damit auch der Natur Gutes tun

Imker bei der Arbeit. (Foto: Helmut Brunken / pixelio.de)
Imker bei der Arbeit. (Foto: Helmut Brunken / pixelio.de)

 

Von Michael Lehner

 

Für ein halbes (!) Pfund Manuka-Honig aus Neuseeland zahlen umweltbewegte Verbraucher gern mal 30 Euro. Wenn die doppelte Menge beim Imker um die Ecke 7 Euro kostet, empfinden das viele Leute schon als zu teuer. Die Folge: Fragwürdiger Discounter-Honig zu Ramsch-Preisen verdrängt das heimische Naturprodukt. Jetzt will die EU wenigstens dem Etikettenschwindel Grenzen setzen.

 

Wenn es um Bienen geht, haben die allermeisten Deutschen ein Herz für Tiere. Die geselligen Zweiflügler gehören längst zu den Top-Markenbotschaftern der Öko-Spendenbranche, neben Wolf und Panda-Bär. Wir wissen, wie wichtig Bienen für eine einigermaßen intakte Flora sind. Und dass es ohne Imker auch bei uns nicht genug Bienen gäbe.

 

Aber weil Geiz wohl auch unter einigermaßen Umweltbewussten geil zu sein scheint, geht reichlich Honig über die Theke, der den Namen hauptsächlich deshalb verdient, weil er wie Honig aussieht. Dabei ergab eine aktuelle Untersuchung des Europäischen Amts für Betrugsbekämpfung (OLAF), „massiven Betrug“ bei der Deklaration der Inhaltsstoffe in fast die Hälfte der geprüften Massenware.

 

Der Augsburger CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber, wirtschaftspolitischer Sprecher der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, kommentiert: „Die bisherige Praxis zur Honig-Kennzeichnung gleicht einer bewussten Verschleierung der Herkunft des Produkts und führt dazu, dass Verbraucher zum Black-Box-Honig aus China greifen, mit dem Irrglauben, dass dieser aus Europa stammt.“

 

Gegen Mischung mit Honig aus Nicht-EU-Ländern und Zucker

 

Gemeint ist mit diesem Vorwurf vor allem die gängige Herkunftsbezeichnung „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“. Die Verbraucherschützer fanden zudem nicht nur Honig aus fernen Ländern, sondern auch stinknormalen Industriezucker und reichlich Lebensmittel-Farbe in den untersuchten Produkten. Eine schlimme Nachricht für Verbraucher, die Honig als gesundes Süßungsmittel kaufen, um sich und ihren Kindern Gutes zu tun.

 

Wie eingangs erwähnt, will die EU dem Etikettenschwindel nun Grenzen setzen. Vor allem unter dem Druck der europäischen Imker, die bei drastisch gestiegenen Produktionskosten auskömmliche Verbraucherpreise kaum noch durchsetzen können. Trotz Mainstream-Gejammer über das Bienensterben und die bedrohte Artenvielfalt. Wie ein Treppenwitz mutet da an, dass ein Großteil der Fake-Importe aus China kommt. Also von dort, wo Landarbeiter schon auf die Bäume klettern müssen, um die Bestäubungsarbeit der Bienen zu ersetzen.

 

Interesse an der Imkerei ist enorm

 

Hoffnung macht neben der derzeit erkennbaren Entschlossenheit der EU-Bürokratie das enorme Interesse an der Imkerei, gerade unter jungen Großstadt-Menschen. Das birgt die Chance, dass allmählich auch Normalverbraucher mehr über Honig wissen. Zum Beispiel über sortenreine Produkte wie Kiefern- oder Heide-Honig. Jeweils geschleudert zur Blütezeit der namensgebenden Pflanzen, höchst unterschiedlich in Konsistenz, Geschmack und positiven Eigenschaften. 

 

Nachdem die ersten Gourmet-Köche beginnen, diese Vielfalt zu erkennen, weckt nicht die EU-Kampfansage Hoffnung für die heimischen Erzeuger. Es müssen ja nicht gleich die Neuseeland-Preise sein (wo die Behörden akribisch darauf achten, dass nur Nektar vom Makuta-Baum in den teuren Honig kommen). Aber ein paar Euro mehr sollte der Frühstücks-Bestseller (EU-Jahresumsatz 2,3 Milliarden Euro) den Verbrauchern wert sein. 

 


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