Die Passion Jagd im Aufwärtstrend – Niedersachsen vorn

Im April beginnt das Jagdjahr. Der Blick in die Statistik belegt wachsendes Interesse

Ein Jägerhochsitz am Rapsfeld. (Foto: Alexander Klaus / pixelio.de)
Ein Jägerhochsitz am Rapsfeld. (Foto: Alexander Klaus / pixelio.de)

 

Von Jürgen Muhl 

 

Waidmannsheil! Hochkonjunktur in den Wäldern, auf den Wiesen und Feldern. Das ist den Zahlen zu entnehmen, die die Attraktivität und den wachsenden Zulauf zur Jagd belegen. Das hat auch etwas mit der gesellschaftlichen Akzeptanz zu tun, die oft von Kritikern der Jagd zu Unrecht in Zweifel gezogen wird. Ohne die auch regulierende Jagd gibt es keinen Natur-, Feld- und Waldschutz. Die aktuelle Diskussion zum Thema Wald und Wild belegt das. Waldbesitzer befürchten nach den erheblichen Naturschäden durch Orkane und Borkenkäfer erhebliche Schwierigkeiten bei der Wiederaufforstung oder Naturverjüngung und Misserfolge durch zunehmende Wildschäden insbesondere durch Rehe und Hirsche. Jagd ist nach allen Fakten ein unverzichtbarer Teil der Naturentwicklung. 

 

In unserem Land gab es nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) im gerade abgelaufenen Jagdjahr über 407.000 Jäger. Das sind 50.000 mehr als genau zehn Jahre zuvor. Die Zahlen steigen also kontinuierlich – auch bei den Anmeldungen zu den Jagdkursen, die in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich und damit auch ebenso unterschiedlich fordernd angelegt sind. Wie schwierig, belegt auch die Statistik beim Blick auf die einzelnen Länder. Die Durchfallquote weicht in den Ländern ebenso teilweise erheblich vom Bundesdurchschnitt ab – von Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg mit jeweils über 30 Prozent bis zum Saarland mit knapp unter zehn Prozent. In der Bundesrepublik besteht knapp ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer das „Grüne Abitur“ nicht. 

 

Das lässt den Schluss zu, dass erheblich Wissens-, Praxis- und Charakteransprüche gestellt werden. Das sollte auch bei der ständigen und nach Missbrauchsfällen immer wieder aufflammenden Diskussion über das Waffenrecht eine Rolle spielen. Die Kurse, die auf Kreisebene organisiert werden, führen zu einer sogenannten Sachkundeprüfung, in der erhebliches Wissen u. a. zu Umweltthemen, Wildbiologie, Wildarten, Wildhege, Hygiene, Unfallverhütung, über Land- und Waldbau, Jagd-, Tier- sowie Naturschutz abgefragt wird. Das gilt insbesondere für das Thema Waffen, ihre sichere Führung und das entsprechende Recht. Vor allem haben die Prüfer in ihrer Praxis in der Regel auch einen sicheren Blick auf die Person, die einen jagdlichen Waffenbesitz anstrebt. 

 

Wachsendes Interesse an der Jagdausübung

 

Insgesamt haben sich in Deutschland im Vorjahr 23 Prozent mehr Menschen zur Jägerprüfung angemeldet als 2021. Dies geht aus den jetzt vorgelegten Statistikzahlen hervor. Dies belegt das wachsende Interesse an der Jagdausübung. Insgesamt haben sich im Vorjahr genau 23.713 Jäger Anwärter an das sogenannte „Grüne Abitur“ gewagt. 

 

Die außergewöhnlich starke Zunahme an Jagdprüfungen sei auch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, wie es heißt. Da ein Großteil der Prüfungen im Jahr 2021 angesichts der strengen Corona-Regeln ausgefallen ist, wurden diese im Jahr 2022 nachgeholt. Dennoch belegt die vom Deutschen Jagdverband herausgegebene Statistik, dass das Interesse an der Jagdausübung stetig steigt. 

 

Besonders hoch sind die Zahlen in Niedersachsen, wo im Ländervergleich die meisten Prüfungen registriert wurden. Fast 6.000 Frauen und Männer haben in dem wald- und feldreichen Land den Versuch gewagt, den Jagdschein zu erwerben. Eine beachtliche Zahl auch im Vergleich mit dem an Einwohnern stärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen (1.652) und dem flächenmäßig größten Bundesland Bayern mit 3.396 Prüfungen. Auch im dünn besiedelten Mecklenburg-Vorpommern ist mit 2.017 Prüfungsteilnehmern ein großes Interesse festzustellen. Das Bundesland im Osten belegt damit deutschlandweit den vierten Platz. Schlusslicht ist Schleswig-Holstein. Im nördlichsten Bundesland legten nur 622 Interessierte ihre Prüfung ab. Weniger konnten nur in Sachsen-Anhalt (485) und in den beiden Stadtstaaten Berlin (33) und Bremen (24) verzeichnet werden. Selbst Hamburg schnitt mit 746 neuen Jägerinnen und Jäger besser ab.

 


Lesen Sie auch:

Die Waldretter jagen Sündenböcke: Im Schatten der Klima-Debatte beherrscht Ideologen-Streit um Reh und Hirsch die Zukunftspläne für die Forstwirtschaft

Der Wald, die Jagd und die Vorurteile – Ideologie statt Wissenschaft: Warum vermeintlich einfache Lösungen weder das Klima noch die Artenvielfalt retten

 

Hier können Sie sich für unseren wöchentlich erscheinenden Newsletter anmelden.

natur+mensch – der Blog ist eine Initiative der Stiftung natur+mensch

Copyright © 2023 Stiftung natur+mensch - Havixbeck - Alle Rechte vorbehalten.