Kranker Wald: Wer darüber nur jammert, ist auf dem Holzweg

Bei einer düsteren Beschreibung darf es nicht bleiben. Wichtiger ist es, nachhaltige Lösungen zu suchen

Dem deutschen Wald geht es schlecht. (Symbolbild: Colin Behrens)
Dem deutschen Wald geht es schlecht. (Symbolbild: Colin Behrens)

 

Von Christian Urlage

 

Auch in diesem Jahr fällt die Diagnose zum Zustand des deutschen Waldes wieder negativ aus: Dem Patienten geht es schlecht, er ächzt und leidet unter den Folgen des Klimawandels. Nicht weniger als vier von fünf Bäumen sind nach Angaben des jüngsten Waldzustandsberichts krank, wie Stichproben ergeben haben.

 

Flachwurzelnde Fichten gehören ebenso dazu wie die relativ anspruchslosen Kiefern, von denen nur noch 13 Prozent gesund sind. Ein wichtiger Indikator für die Schäden ist die Kronenverlichtung, die auch bei Laubbäumen wie Buchen und Eichen sichtbar wird. Den Wäldern setzen Brände und der Borkenkäfer, Stürme und Schädlingsbefall zu. Immense Schäden haben vor allem die trockenen Jahre seit 2018 verursacht.

 

Gleichzeitig weiß fast jeder, wie wertvoll der deutsche Wald ist: als Erholungsort nicht allein für gestresste Großstädter, als Lieferant für sauberes Trinkwasser und um Kohlenstoff zu speichern. Der Wald ist zugleich der Lebensraum vieler Wildtiere und anderer Pflanzen, die in ihrer Existenz bedroht sind, wenn es dem Baumbestand schlecht geht.

 

Was also tun? Bei alarmierenden Analysen und düsteren Beschreibungen darf es jedenfalls nicht bleiben. Wer nur über abgestorbene Bäume und kahle Flächen jammert, ist auf dem Holzweg. Wenig hilfreich ist es, den Wald zu vermenschlichen, und höchst fraglich sind die umstrittenen Thesen des bekannten Försters und Bestsellerautors Peter Wohlleben („Das geheime Leben der Bäume“), der jegliche menschliche Nutzung des Waldes und damit die konventionelle Forstwirtschaft verurteilt. Folgte man seinen Forderungen, den Wald sich selbst zu überlassen, würde sich dies auf das Klima fatal auswirken: Denn wenn Bäume absterben, geben sie umweltschädlichen Kohlenstoff wieder frei. Und wenn ein Wald nicht bewirtschaftet wird, kann er irgendwann gar keinen Kohlenstoff mehr aufnehmen.

 

Massive Unterstützung der Waldbesitzer ist nötig

 

Nötig ist dagegen eine massive Unterstützung der Waldbesitzer, damit sie noch mehr Mischwald statt Monokulturen anpflanzen und große Schadflächen zukunftsfest wiederbewalden können. Millionenschwere Förderprogramme des Bundes zur Aufforstung gibt es bereits, um klimafeste Wälder anzupflanzen oder zu erhalten.

 

Ob das ausreicht, muss man sehen. Aber noch ist nicht ganz klar, welche Arten am besten angepflanzt werden sollen. Da gilt es umzudenken: Warum nicht auch Arten anpflanzen, die sich in wärmeren Breitengraden bewährt haben und mit der zunehmenden Hitze hierzulande besser zurecht kommen als die heimischen Bäume?

 


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