Krabbenfischer kämpfen gegen ihr Fang-Aus

Große Protest-Demos gegen Pläne der EU, durch die tausende Schiffe und Familienbetriebe bedroht sind

Ein Krabbenkutter auf Fang-Tour. (Foto: Uwe Wagschal / pixelio.de)
Ein Krabbenkutter auf Fang-Tour. (Foto: Uwe Wagschal / pixelio.de)

 

Von Jürgen Muhl

 

Den Agrarministern von Bund und Ländern wird in dieser Woche eine starke Brise entgegenwehen. Sie tagen in einem neuen, mondänen Hotel im Nordseebad Büsum im Kreis Dithmarschen. Wo der Strand überwiegend aus Grasflächen besteht, wo in der Regel ein kräftiger Wind für klare Köpfe sorgt und wo Schleswig-Holsteins Fischerei Geschichte geschrieben hat. Wie auch in Husum, der grauen Stadt am Meer in Nordfriesland. In beiden Hafenstädten schlägt in diesen Tagen der Puls dermaßen hoch, wie es bei den in den letzten Jahren ohnehin stark gebeutelten Fischern nur selten der Fall war.

 

Der Fischfang an der niedersächsischen und schleswig-holsteinischen Westküste ist von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt worden. Im Nationalpark Wattenmeer gilt weitgehend ein Fangverbot. Entsprechend ist die Zahl der aktiven Fischereibetriebe zurückgegangen. Und wer in Kreisen der Krabbenfischer überlebt hat, muss spätestens jetzt um seine berufliche Zukunft fürchten. Sie sehen sich in ihrer Existenz gefährdet, soll doch innerhalb von nur einem Jahr gemäß einer Empfehlung der EU-Kommission die gesamte „Grund berührende Fischerei" im Nationalpark Wattenmeer verboten werden. Rund 200 Krabbenkutter aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein laufen den Hafen Büsum an, um gegen diesen Plan zu demonstrieren. "Es ist unser letzter Kampf", heißt es auf dem Plakat eines Husumer Kutters.

 

7000 Schiffe sind bedroht

 

Der EU-Aktionsplan „Schutz und Wiederherstellung der Meeresökosysteme für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei" bedroht nach Angaben des Deutschen Fischereiverbandes rund ein Viertel der gesamten Fischproduktion und an die 7000 Schiffe. "Für viele kleine Familienbetriebe in der Krabbenfischerei an der Nordseeküste würde dies das Aus bedeuten", heißt es.

 

Krabbenfischer müssten gar nicht den Meeresboden berühren, sagt Dr. Peter Breckling vom Fischereiverband. Krabben spürten die Geräusche nahender Fanggeräte der Kutter und „springen im Fluchtreflex mit der Kraft ihrer starken Schwänze hoch - und ab geht es ins Netz", erläutert Breckling.

 

Beistand von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste

  

Beistand bekommen die Krabbenfischer von der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste. Sie spricht sich gegen das von der EU-Kommission geplante Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen aus. "Ich habe den Eindruck, dass die Planer und Entscheider keine Ahnung von der Krabbenfischerei haben und wie diese im traditionellen Familienbetrieb funktioniert", fährt der stellvertretende Vorsitzende Ulrich Birstein schweres Geschütz gegen die EU-Bürokratie auf. Die Schleppernetze würden kaum den Boden berühren und nur minimale Spuren im Meeresboden hinterlassen, die schon nach einer Tide nicht mehr auffindbar seien, fügt Birstein hinzu.

 

Unterstützung gibt es auch aus Niedersachsen. Fischereiministerin Miriam Staudte (Grüne) bezeichnet die EU-Pläne als "Schnellschuss". Nach ihren Angaben gebe es auch im Bundeslandwirtschaftsministerium "große Skepsis". Aus dem Kieler Kabinett war bislang noch nichts zu hören, obwohl die Demo zwar an der gegenüber liegenden Küste, aber eben doch quasi vor der Haustür stattfindet.  

 


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