Ein Milliardengrab fürs Klima

Nach dem Berliner Heizungsschock verfolgt das EU-Parlament die energetische Zwangssanierung älterer Häuser

Ein Mann dämmt ein Dach mit Mineralwolle-Platten. (Foto: iStock/artursfoto)
Ein Mann dämmt ein Dach mit Mineralwolle-Platten. (Foto: iStock/artursfoto)

 

Von Michael Lehner

 

Noch mehr Futter für die Gelddruckmaschine: Hausbesitzer und Staatskasse sollen bis zum Jahr 2033 allein in Deutschland über 250 Milliarden Euro für die energetische Gebäudesanierung locker machen. Ein Verkaufsverbot für nicht ertüchtigte Häuser ist schon in der Diskussion. Über die Folgen für den Wohnungsmarkt und das Ortsbild malerischer Ortskerne wird weniger gern geredet.

 

Nur wenige Tage nach dem Berliner „Heizungshammer“ kommt die nächste Kostenüberraschung, diesmal aus Brüssel. Mit 343 gegen 216 Stimmen und 78 Enthaltungen hat das EU-Parlament Klimaziele für europaweit rund 35 Millionen Gebäude beschlossen. Allein aus der Gemeinschaftskasse sollen hierzu 150 Milliarden Euro an Zuschüssen fließen – der Löwenanteil aus Deutschland.

 

Der CDU-Abgeordnete Dennis Radkte kommentierte gegenüber dpa: „Es gibt offenkundig keine Antenne für die sozialen Realitäten mehr.“ Während die Befürworter des Kraftakts hoffen, dass sich die Investitionen über sinkende Heizkosten rechnen, fürchten Kritiker saftig steigende Mieten und eine Pleitewelle unter privaten Hausbesitzern. Nicht zu vergessen die Mehrbelastung der Sozialkassen durch weiter steigende Ausgaben beim Bürgergeld, zu dem ja auch die Kosten fürs Wohnen gehören.

 

Neubauten ab 2030 nur noch klimaneutral

 

Womöglich noch wichtiger: Wie das jetzt schon überlastete Baugewerbe die drohende Auftragslawine bewältigen soll, gehört zu den spannenden Fragen. Wie der Preisauftrieb, den solche Mangelwirtschaft auslöst. Und die deutlich gestiegenen Hypothekenzinsen. Zumindest neue Fenster und Dämmung der Dächer werden so gut wie sicher auf die Besitzer älterer Häuser zukommen. Neubauten sollen ab 2030 nur noch klimaneutral genehmigt werden.

 

Der Eigentümerverband „Haus und Grund“ fürchtet massiven Wertverlust bei älteren Bestandsimmobilien. Jutta Paulus, Europaabgeordnete von den Grünen hofft hingegen auf positive Effekte: „Ziel für die anstehenden Verhandlungen ist es, den Energieverbrauch von Gebäuden massiv zu senken und den Geldbeutel der Verbraucherinnen und Verbraucher zu schonen.“

 

Auf den Bundeshaushalt kommen weitere Kraftakte zu

 

Nach 100 Milliarden Euro für die Ertüchtigung der Bundeswehr und bis zu 300 Milliarden Energiekosten-Hilfe kommen auf den Bundeshaushalt so oder so weitere Kraftakte zu. Die erwartbaren Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine und die Verkehrswende noch gar nicht mitgerechnet. Und schon gar nicht die Folgen für den Wohnungsmarkt, zumal im Altbestand mit seinen bisher oft noch einigermaßen erschwinglichen Mieten.

 

Was der angestrebte Wandel für den ländlichen Raum bedeutet, ist in der Debatte noch kaum angekommen. Für Baudenkmäler sind zwar Erleichterungen im Gespräch. Aber was etwa die Idee bedeutet, dass die Fassaden von Häusern ohne Denkmalschutz nur noch im Rahmen einer Wärmedämmung saniert werden dürfen, mag man sich für so manchen malerischen Ortskern gar nicht vorstellen. „Styropor statt Fachwerk?“ wird wohl auch noch zu diskutieren sein.

 


Lesen Sie auch:

Die grüne Phantasie-Welt: Aus für alles? In der Summe ist es schon eine Menge, was grüne Extrempolitik den Menschen zumutet, die sie nicht gewählt haben

 

Hier können Sie sich für unseren wöchentlich erscheinenden Newsletter anmelden.

natur+mensch – der Blog ist eine Initiative der Stiftung natur+mensch

Copyright © 2023 Stiftung natur+mensch - Havixbeck - Alle Rechte vorbehalten.