Aus für Verbrenner-Motoren lähmt die Republik

EU-Entscheidung trifft besonders den ländlichen Raum

Foto: Andreas Hermsdorf  / pixelio.de
Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio.de


Von Jürgen Muhl

 

Aus. Aus. Aus. So schrie es der legendäre Rundfunkreporter Herbert Zimmermann ins Mikrofon, als Deutschland 1954 die Fußball-Weltmeisterschaft in der Schweiz sensationell gewonnen hatte. Die große Zeit des Fußballs begann. Ob das vom  Europäischen Parlament beschlossene Aus für Verbrenner-Motoren, die ab 2035  nicht mehr in Neufahrzeuge eingebaut werden dürfen, für Jubel in der Bevölkerung sorgen wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Die schöne automobile Zeit neigt sich dem Ende zu. Eine Mehrheit aus grünen und linken Europaparlamentariern hat dies so entschieden. Ganz im Stile der Berliner Grünen, die aus der Bundeshauptstadt eine Fahrrad-Republik machen wollen. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Kampagne gegen das Auto, gegen die automobile Freiheit.

 

Politisch nicht gewollt sind auch weitere Forschungen, um CO2-freie synthetische Kraftstoffe herzustellen. Auch bei Wasserstoff gibt sich die grün-rote Stromtruppe zurückhaltend. Und wie es eines Tages bei Lastwagen und Bussen tatsächlich weitergehen soll, steht noch in den Sternen. Wie auch bei den Traktoren, die in der Landwirtschaft unverzichtbar sind. Oder bei den Panzern, die plötzlich in der Kriegswirtschaft eine motorisierte Hauptrolle spielen. Die Russen und die Amerikaner werden am Dieselantrieb festhalten, das steht fest. Darüber spricht nur niemand. Um Erntemaschinen, Logistik-Lkw, Bergungskräne oder Militärfahrzeuge zu bewegen, sind Verbrennungsmotoren so unverzichtbar wie der Einsatz von Computerchips. Überhaupt: Es ist eher unwahrscheinlich, dass andere Teile der Welt dem europäischen Trend folgen. 

 

Was bleibt, ist eine große Unsicherheit bei den Verbrauchern. Derzeit sind Elektro-Fahrzeuge für den Großteil der Konsumgesellschaft zu teuer. Viel zu teuer. Der Verbrenner ist beliebt, weil er im Vergleich günstig und praktisch ist. Tankstellen sind immer in der Nähe, Aufladestationen dagegen nicht. Die Probleme in der Stadt und auf dem Lande sind ähnlich. Wie sollen Laternenparker, solange dies denn überhaupt noch genehmigt ist, ihre Akkus füllen? Etwa auf Ladeinseln, für die in den Innenstädten gar kein Platz vorhanden ist? Werden Bürgersteige mit Steckdosen ausgestattet? Oder hängen gar die Stromkabel von den Balkonen?  Wenn es denn überhaupt genug Strom gibt.

 

Und im ländlichen Raum? Hängen da die Stromkabel am Gildebaum auf dem Dorfplatz? Gerade in der Fläche wird das Auto für die Fahrt zum Arbeitsplatz benötigt. Weder die Ladeinfrastruktur noch die Batterie-Herstellung, noch die Herkunft der benötigten Strommengen sind bislang ausreichend geklärt. Grüne Phantasten wollen davon nichts hören. Sie legen gern das Bestehende lahm und halten das Vielleicht-irgendwann-Kommende für die Lösung der Nation. 

 

Stellenabbau: Ford macht den Anfang

 

Mit der EU-Entscheidung stehen in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern Hunderttausende von Arbeitsplätzen auf dem Spiel. Ford macht den Anfang und baut schon einmal in Deutschland bis zu 8.000 Planstellen ab, davon allein in Köln um die 3.000. Hätten Volkswagen, Audi und Mercedes nicht so starke Betriebsräte, würde der Stellenabbau schon jetzt beginnen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und was passiert eigentlich mit den Millionen von Pkw-Verbrennern in der Auslaufzeit nach 2030? Landen sie auf Müllhalden oder werden sie in den Osten oder Süden exportiert, wo es derartige Elektro-Pläne nicht gibt? Europa hätte den Verbrenner mit all seinen technischen Weiterentwicklungen noch über viele Jahre gebraucht. Dies aber werden jene Politiker, die diesen Irrsinn entschieden haben, wohl erst an jenem Tag merken, an dem sie nicht mehr im Amt sind. 

 


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