Ein Impfstoff gegen die ASP wäre ein Königsweg

Derzeit sind die Fallzahlen im Griff. Doch ein Aufflammen der Seuche droht weiter. Das ist auch ein Thema der EU, die Kompetenzen bündeln will
Ein Wildschweinkeiler im Wald. (Symbolbild: Noah Meinzer)
Ein Wildschweinkeiler im Wald. (Symbolbild: Noah Meinzer)

 

Von Ludwig Hintjens

 

Die afrikanische Schweinepest stellt immer noch eine große Gefahr dar. Wenn die Tierseuche auf Hausschweinbestände übergreift, wie im Sommer in Niedersachsen und Brandenburg, bedeutet dies einen hohen wirtschaftlichen Schaden für die Bauern. Auch das Leid für die Tiere, sowohl Hausschweine und Wildschweine, darf nicht vergessen werden. Viele Schweine, die sich mit dem Virus infizieren, sterben einen qualvollen Tod.

Welche Maßnahmen bei akuten Ausbrüchen zu erfolgen haben, das gibt die EU vor. Der Plan hat sich auch bewährt. Es sollte aber mittelfristig Ziel der deutschen Politik sein, die vermutlich über Georgien eingeschleppte Seuche wieder auszurotten. Ein Impfstoff, der den Ausbruch der Krankheit verhindert, wäre dafür der Königsweg.  

 

Die Forschung sucht bereits nach dem Vakzin. Bei der Schweinepest handelt es sich nicht um eine Zoonose, also eine Krankheit, die auf den Menschen überspringen kann, wie etwa Covid 19. Da Menschen nicht gefährdet sind und sich der wirtschaftliche Schaden im Vergleich zur Pandemie in Grenzen hält, ist die Kraftanstrengung der Pharmabranche überschaubar. Wann mit einem Durchbruch zu rechnen ist, lässt sich daher nicht prognostizieren.

 

Auch durch präventive Maßnahmen lässt sich die Krankheit eindämmen und sogar ganz ausmerzen. Das hat Belgien gezeigt. Dort dauerte es allerdings zwei Jahre, bis die Krankheit wieder verschwunden war. In Deutschland wird es deutlicher länger dauern, wieder frei von der Afrikanischen Schweinepest zu sein: Allein das betroffene Gebiet in Brandenburg ist acht Mal größer als das Gebiet, in dem in Belgien der Krankheitsherd war. Und in den Brandenburger Wäldern ist die Wildschweindichte deutlich höher als im zersiedelten Belgien.

 

Klar ist, dass der Schwarzwildbestand reduziert werden muss

 

Bei der Bekämpfung der Seuche kommt der Jägerschaft eine besondere Verantwortung zu. Klar ist, dass der Schwarzwildbestand reduziert werden muss, um das Risiko von Ansteckungen und Ausbreitung in der Fläche zu verringern sowie das Überspringen auf andere Bundesländer zu verhindern. In Brandenburg hat die Landesregierung dafür gesorgt, dass externe Jäger ortsansässige Jäger unterstützen können. Jäger, die ein Wildschwein abliefern, bekommen je Exemplar bis zu 150 Euro.

 

Das Brandenburger Konzept ist sinnvoll. Beobachter bezweifeln aber, ob die Anreize ausreichen, um den notwendigen Jagddruck zu entwickeln. Es gibt auch zu wenige Abgabestellen für das Fleisch, die Öffnungszeiten sind verbesserungswürdig.

 

Die Verringerung der Schwarzwildbestände geht damit einher, dass höhere Mengen Wildschweinfleisch auf den Markt kommen. Es ist nachzuvollziehen, dass die Jagdverbände die Behörden da auffordern, mehr für die Vermarktung und den Absatz des Fleisches zu tun.

 

Es fehlt eine Abstimmung über die Ländergrenzen hinweg

 

Die Fallzahlen steigen gerade nicht sprunghaft. Doch die relative Ruhe kann trügerisch sein. Die Behörden sollten die Zeit nutzen, um besser für ein mögliches Wiederaufflammen der Seuche gerüstet zu sein. Dafür ist es höchste Zeit für ein Konzept aus einem Guss. Derzeit gelten je nach Bundesland, manchmal je nach Landkreis unterschiedliche Bestimmungen. Sollten die Fallzahlen wieder einmal hochgehen, müssen die betroffenen Gebiete schnellstmöglich isoliert werden.

 

Jäger und Landwirte müssen dann mit vereinten Kräften und koordiniert das Gelände nach erkrankten und verendeten Tieren absuchen. In anderen Mitgliedsländern wird in einem solchen Krisenfall auch auf Kräfte von der Landesverteidigung und des Katastrophenschutzes zurückgegriffen.

 

Damit das funktioniert, bedarf es aber eines Konzepts für einen übergeordneten Krisenstab auf Ebene der Länder sowie darüber hinaus auf Bundesebene. Dafür braucht Deutschland aber einen Plan gegen die Afrikanische Schweinepest. Bislang gibt es diesen Plan nicht. 

 


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