Der E-Traktor auf dem Acker – ein Modell der Zukunft?

Auch in der Landwirtschaft steht die Elektromobilität zur Debatte. Aber noch sind E-Traktoren erst in der Testphase und nicht serienreif

Der Fendt e100 Vario, hier mit Seitenschwader. (Quelle: Fendt)
Der Fendt e100 Vario, hier mit Seitenschwader. (Quelle: Fendt)

 

Von Christian Urlage

 

Wie ein Mondfahrzeug sieht er aus, der E-Traktor, den die Fachhochschule Steinfurt im Münsterland entwickelt, in Zusammenarbeit mit deutschen und niederländischen Firmen: Das Dach besteht aus einer Solarpaneele, und ein großer Metallbogen verbindet die Vorder- und Hinterachse, dazwischen hängt – clever konstruiert – die Maschine.

Noch steht die Entwicklung ganz am Anfang. Aber weil bereits jetzt viele Landwirte mit riesigen Photovoltaikanlagen ihren eigenen Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugen, können sie selbst die Kosten kontrollieren. Sie gilt es langfristig zu überzeugen, dass sich der Wechsel vom Diesel- zum Batterieantrieb lohnt, weil er effizienter, energetischer und hoffentlich irgendwann auch preiswerter ist. Bei Hof- und Radladern in und um die Stallungen ist das bereits der Fall. Diese Geräte stoßen keine Abgase aus und sind leiser als Dieselfahrzeuge. Davon profitieren sowohl die Nutztiere wie die Menschen auf dem Bauernhof.

 

Der e100 Vario von Fendt könnte in Serienproduktion gehen

 

Und bei den Treckern? Einer der ersten elektrisch angetriebenen Traktoren ist der e100 Vario des Landmaschinenherstellers Fendt aus dem bayerischen Marktoberdorf, der schon 2017 zur Landtechnik-Fachmesse Agritechnica präsentiert und danach technisch weiterentwickelt wurde. Aber bisher können Bauern ihn nicht bestellen. Noch fährt der e100 Vario als Prototyp im Testbetrieb auf einigen Bauernhöfen über die Felder – doch in den nächsten Jahren könnte der mit Lithium-Ionen-Batterien angetriebene E-Traktor in die Serienproduktion gehen.

 

Es handelt sich um ein relativ kleines Fahrzeug, das sich daher gut für den Wein-, Obst- und Gemüseanbau eignet. Angetrieben wird es mit einem 50 kW starken Motor; mit einer Batterieladung kann ein Landwirt den E-Traktor vier Stunden einsetzen. Bisher ist er teurer als mit Diesel betriebene Traktoren – würden aber die Batteriepreise sinken, wäre er bald konkurrenzfähig.

 

Alternativen zu schweren Batterien

 

Bei mittleren und größeren Traktoren gibt es noch einen Haken: Sie benötigen im Dauerbetrieb eine ungeheure Menge an elektrischer Energie, und das setzt einem Wechsel vom Diesel-Antrieb vorerst Grenzen. Aber müssen elektrische Traktoren überhaupt ihre komplette Leistung mit den enorm schweren Batterien am Fahrzeug mitführen, wenn sie auf dem Feld acht bis zwölf Stunden lang eingesetzt werden? Denkbar wären Alternativen, zum Beispiel ein System, bei dem entladene Batterien nach zwei Stunden gegen voll aufgeladene getauscht werden. Oder bei dem sich Batterien an einer Ladestation in einem Windpark aufladen lassen.

 

Nicht nur bei Fendt, auch im Ausland forschen Unternehmen an vollelektrischen Traktoren, etwa in der Schweiz, den USA oder Indien. Eine interessante Frage ist, wo zuerst die Markteinführung eines E-Traktors beginnen wird. Sicher ist jedenfalls: Die Europäische Union darf nicht durch bürokratische Auflagen zu hohe Hürden setzen und dadurch europäische Landtechnik-Unternehmen im weltweiten Wettbewerb benachteiligen.

 

Wasserstoff-Traktoren auf der Agritechnica?

 

Man darf auch gespannt sein, was die Aussteller auf der neuesten Agritechnica Mitte November in Hannover an Neuigkeiten präsentieren werden. Dazu könnten Hybrid-Traktoren gehören oder derzeit entwickelte Fahrzeuge mit Brennstoffzellen, die Wasserstoff tanken. Klar ist nur: Im Blick sind Lösungen zugunsten von Umwelt und Natur durch technischen Fortschritt – und das Leitwort auf der Landtechnik-Weltmesse lautet bezeichnenderweise „green produktivity“. 

 


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