Moorschutz mit Landwirten – das geht am besten freiwillig

In Deutschland binden die 1,8 Millionen Hektar Moorböden, die nur fünf Prozent der Gesamtfläche entsprechen, genauso viel CO2 wie sämtliche Wälder zusammen

Moorlandschaft (Symbolbild: Herbert Aust)
Moorlandschaft (Symbolbild: Herbert Aust)

 

Von Christian Urlage

 

Für den Schutz unseres Klimas können die Moore großen Nutzen stiften, aber auch ebenso schädlich sein: Sind die Flächen entwässert, setzen sie Millionen Tonnen negativer Treibhausgase in die Atmosphäre frei – aber wenn sie intakt sind, speichern sie riesige Mengen klimaschädliches Kohlendioxid (CO2 ). In Deutschland binden die 1,8 Millionen Hektar Moorböden, die nur fünf Prozent der Gesamtfläche entsprechen, genauso viel CO2 wie sämtliche Wälder zusammen. Doch 92 Prozent der Moore in Deutschland sind inzwischen entwässert.

 

Daher ist klar, was zu tun ist: umsteuern, wieder vernässen. Und damit das möglichst zügig und großräumig geht, hat das Bundeskabinett kürzlich der Nationalen Moorschutzstrategie zugestimmt. Vorgelegt hat sie das Umweltministerium als federführendes Ressort, beteiligt war das Agrarministerium. Dessen Chef Cem Özdemir erklärte: „Beim Moorbodenschutz heißt es alle an Bord zu holen: Für die Höfe muss es sich lohnen, klimafreundlich zu arbeiten.“ Schützen und Nutzen lautet seine Strategie.

 

Für viele Höfe geht es um die Existenz

 

Es ist sinnvoll, dass der Grünen-Politiker nicht auf Verbote setzt, sondern die Landwirte mit finanziellen Anreizen beteiligen will. Zwar ist der Nabu mit dem Prinzip Freiwilligkeit unzufrieden und drängt auf eine noch schnellere Wiedervernässung. Aber man darf nicht einfach ausblenden, dass die Wiedervernässung gravierend in die Landschaft eingreift und dadurch für zahlreiche Höfe die nackte Existenz auf dem Spiel steht.

 

Das Moor galt über Generationen hinweg als feindliche Fläche; Bauern haben es entwässert und urbar gemacht, erst dann konnten sie Lebensmittel und Futter für ihre Tiere produzieren. Das war eine kulturhistorische Leistung, weshalb es unfair wäre, sie jetzt nur als Umweltsünder zu diffamieren.

 

Bauern müssen verlässlich planen können

 

Dennoch ist aktuell wegen des Klimawandels ein Perspektivwechsel gefordert. Gefragt sind Kompromisse, mit denen auch Bauern verlässlich planen können, damit ihre Höfe langfristig eine Zukunft haben. Denkbar wäre es, sie angemessen für den wertvollen Beitrag zu honorieren, den sie für das Gemeinwohl und die Nachhaltigkeit leisten. Denkbar wäre auch die Nutzung wiedervernässter Moore als Standort für Fotovoltaik-Anlagen.

 

Ideal wäre es, wenn sich Moore wirtschaftlich nutzen lassen und zugleich die ungünstige Wirkung auf das Klima reduziert werden kann. Ein intelligentes Management des Wasserstandes könnte dazu beitragen. Der Umstieg auf Paludikultur (vom lateinischen Wort „palus“ = Sumpf) klingt auch gut. Damit gemeint ist eine neue landwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte, zum Beispiel durch die Verwendung von Torfmoosen aus dem Hochmoor. Aber die Paludikultur wird sich nur dann durchsetzen, wenn die Vermarktung funktioniert und die Wirtschaftlichkeit gesichert ist.

 

Kurz: Die Wiedervernässung sollte kommen, aber nur mit den Landwirten, nicht gegen sie.

 


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