Das LNG-Gas fließt demnächst

Sowohl die Bundesregierung als auch die norddeutschen Landesparlamente setzen auf Flüssiggas vom Schiff – und das langfristig

Nach nur 194 Tagen ist am Voslapper Groden in Wilhelmshaven ein LNG-Anleger entstanden. (Foto: NPorts/Wolfhard Scheer)
Nach nur 194 Tagen ist am Voslapper Groden in Wilhelmshaven ein LNG-Anleger entstanden. (Foto: NPorts/Wolfhard Scheer)

 

Von Jürgen Muhl

 

Es geht los. Noch in diesem Jahr wird in Deutschland das erste LNG-Gas fließen – ein weiterer Schritt der deutschen Energiewirtschaft, die Abhängigkeit von Russland zu verringern. Vor wenigen Tagen wurde in Wilhelmshaven der erste Anleger für Flüssigerdgas (LNG) in Betrieb genommen. Mitte Dezember soll ein beladenes Spezialschiff, eine sogenannte schwimmende Speicher- und Regasifizierungs-Anlage an dem Landungsplatz festmachen. Betreiber und Investor sind die Niedersachsen Port GmbH und der Energiekonzern Uniper.

 

Auch im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sind die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass Anfang des neuen Jahres LNG-Gas in die Pipelines gepumpt werden kann. Von Brunsbüttel aus soll die gesamte Westküste bis an die dänische Grenze versorgt werden.

 

Angesichts des Zeitdrucks in der Energiekrise wurden Planungsverfahren beschleunigt. Und doch formiert sich noch immer Widerstand gegen die Terminals. Das zeigten jüngst die Proteste von Klimaaktivisten am schleswig-holsteinischen Elbufer. Die Demonstranten wollten auf die „massiven Auswirkungen von flüssigem Erdgas auf das Weltklima“ hinweisen und forderten den vollständigen Ausstieg.

 

Verträge über zehn Jahre

 

Die Politik lässt sich jedoch davon nicht beirren. Sowohl die Bundesregierung als auch die norddeutschen Landesparlamente setzen auf Flüssiggas vom Schiff – und das langfristig. So sind die Verträge für die schwimmenden Terminals über zehn Jahre abgeschlossen. Teile der SPD-Bundestagsfraktion plädieren gar für den Bau einer eigenen LNG-Flotte auf deutschen Werften, die das auf minus 160°C herunter gekühlte Gas in deutsche Häfen bringen sollen.

 

Bisher kommt das LNG-Gas größtenteils aus den USA, wo das Gas mit dem umstrittenen Fracking-Verfahren gefördert wird. Eine Art von Energiegewinnung, die in Deutschland bislang keine Chance hat. So lehnt die neue niedersächsische Landesregierung die Fracking-Förderung schon im Grundsatz ab, obwohl westlich von Hannover bis hin zur holländischen Grenze große Vorkommen nachgewiesen sind.

 

Zu den größten Exporteuren zählt auch der Wüstenstaat Katar. Weitere bedeutende LNG-Ausfuhrländer sind Australien, Malaysia oder Nigeria. Mit konkreten Angaben zur Herkunft der Lieferungen halten sich die Betreiber noch zurück. Dem Vernehmen nach soll Brunsbüttel Gas aus Abu Dhabi erhalten und verarbeiten. Woher auch immer: Der Seeweg bis in die norddeutschen Häfen ist lang und teuer. Eine aufwändige und kostspielige Energie.

 


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