Jetzt kommt das „Deutschlandticket“

Schon zum Jahreswechsel soll das 49-Euro-Monatsticket die Attraktivität des Personennahverkehrs spürbar erhöhen

Regionalbahn am Dortmunder Hauptbahnhof. (Symbolbild: Erich Westendarp)
Regionalbahn am Dortmunder Hauptbahnhof. (Symbolbild: Erich Westendarp)

 

Von Wolfgang Molitor

 

Der nächste Schritt ist gesetzt. Wenn alles gut geht (aber wer könnte das in diesen Zeiten schon beschwören?) soll das 49-Euro-Monatsticket schon zum Jahreswechsel die Attraktivität des Personennahverkehrs spürbar erhöhen. Zumindest finanziell.

 

Lange haben Bund und Länder über die Finanzierung gestritten. So lange, dass am Ende der Eindruck hätte entstehen können, alle Beteiligten seien sich des Ernstes der Lage und der unvermeidlichen Weichenstellung nicht bewusst. Die harten Kontroversen scheinen jetzt fürs Erste vom Tisch zu sein. Das ÖPNV-Angebot soll „Deutschlandticket“ heißen und Bund und Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro kosten. Schon der Name zeigt, wo einer der großen Fortschritte zu finden ist. Das Ticket überspannt alle Verkehrsverbünde in Deutschland und ist damit der durchaus gelungene Versuch, die Kunden von den oft unübersichtlichen Tarifen und Zuständigkeiten fernzuhalten.

 

Dass es immer noch besser geht, zeigen die unzufriedenen Reaktionen des Deutschen Städtetages oder der Sozialverbände, die sich nicht um Kompromisse bemühen müssen und deshalb Maximalforderungen zum Mindestmaß erklären.

 

Viele können aufs Auto nicht verzichten

 

Der eigentliche Sprung in die Zukunft (auch er zu klein, gewiss) aber liegt in der Bereitstellung einer weiteren zusätzlichen Euro-Milliarde für die sogenannten Regionalisierungsmittel. Unter einer Voraussetzung: Ein Großteil davon muss in die Strukturverbesserung im ländlichen Raum fließen. Gerade dort ist oft ja nicht allein der Preis dafür ausschlaggebend, dass viele Berufspendler auf ihr eigenes Auto nicht verzichten können. Wo Fahrpläne die einfachsten Mobilitätsansprüche nicht annähernd zufrieden stellen können, muss eben nicht nur am Preis gedreht werden, sondern auch am Angebot.

 

Die Regionalisierungsoffensive muss deshalb zuallererst eine Nahverkehrsoffensive für den ländlichen Raum sein. In den gut vernetzten Ballungsräumen mag der Preis oft ausschlaggebend sein. Auf dem Land heißt die Frage dagegen nicht „Wie teuer sind Bus und Bahn?“, sondern „Gibt es überhaupt ein zuverlässiges Angebot?“

 

Attraktive Anbindung von frühmorgens bis spätabends gewährleisten

 

In Baden-Württemberg sollen deshalb vom Land demnächst zehn Regionalbuslinien mit 26,6 Millionen Euro zur Erweiterung des bestehenden Angebots gefördert werden. Das Regionalbusnetz könnte damit auf 46 Linien ausgebaut werden und damit immerhin rund ein Drittel der Länge des Schienennetzes erreichen. Genau hier gilt es weiterzumachen, um eine attraktive, schnelle und verlässliche Anbindung von frühmorgens bis spätabends zu gewährleisten. Dass die neuen Busse Elektrofahrzeuge sein sollten, versteht sich dabei von selbst. Immerhin gibt es auch da kleine Fortschritte. Der 2018 von Daimler Truck auf den Markt gebrachte Stadtbus e-Citaro hat mittlerweile eine Reichweite von 300 Kilometern – statt zu Beginn 150. Zum Ausbau des Verkehrsnetzes gehört deshalb zwingend der energische Ausbau der Ladeinfrastruktur.

  

Das alles zeigt: Das 49-Euro-Ticket ist ein guter nächster Schritt für eine bessere ÖPNV-Nutzung. Aber es müssen schnell weitere Verbesserungen folgen. Vorrangig da, wo man in vielen Entwicklungen noch immer hinterherfährt: im ländlichen Raum.

 


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