Landjugend – eine Schule fürs Leben

Die Katholische Landjugendbewegung feiert in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag

Luftbild einer Gruppe KLJB-Mitglieder, die sich um und auf einem Traktor versammelt haben. (Foto: KLJB)
Luftbild einer Gruppe KLJB-Mitglieder, die sich um und auf einem Traktor versammelt haben. (Foto: KLJB)

 

Von Wolfgang Kleideiter

 

Sind junge Menschen auf dem Land Vereinsmuffel? Offenbar nicht. Denn die Katholische Landjugendbewegung (KLJB), die neben dem Bund Deutscher Landjugend und der Evangelischen Jugend in ländlichen Räumen (ejl) bundesweit aktiv ist, hat trotz Pandemie weiter Zulauf. In der münsterländischen Gemeinde Saerbeck zum Beispiel wurden vor einiger Zeit 71 Kinder und Jugendliche an einem Tag gemeinsam in die ohnehin schon mitgliederstarke KLJB aufgenommen. Auch andernorts wächst der Verband. Ein Beleg für die Attraktivität. Und die kommt nicht von ungefähr.

 

1947 wurde die KLJB, die 70.000 Mitglieder zwischen Kiel und Konstanz zu einem starken Jugendverband machen, als „Aktion Landjugend“ gegründet. Es war das Nachkriegsjahr, in dem auch der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) als Dachverband katholischer Kinder- und Jugendverbände seine Arbeit aufnahm. 1962 wurde aus der „Aktion Landjugend“ die „Katholische Landjugendbewegung“, die aktuell über ein Netzwerk von 1900 Ortsgruppen verfügt.

 

Schon der Name weist auf das Selbstverständnis hin: Die jungen Christen auf dem Land wollen bewegen, handeln und mitwirken – also nicht nur reden. In der Anfangsphase der „Aktion Landjugend“ bildeten noch Seminare den Kern der Arbeit. Man sprach über Ausbildung in der Landwirtschaft oder diskutierte über die soziale Situation auf dem Land.

 

Themen politischer und jünger

 

In den 1960er und 1970er Jahren wurde dies anders. Die Themen wurden politischer, frischer und jünger. Manch ein Kirchenmann befürchtete seinerzeit sogar ein Abdriften der KLJB nach links, weil sich die Landjugend- und Bauernjugendbewegung Schritt für Schritt auch international organisierte.

 

20 Diözesanverbände und zwei Landesverbände bündeln aktuell die Aktionen und Themen. Im August fand im baden-württembergischen Städtchen Hausach im Kinzigtal im Schwarzwald das KLJB-Bundestreffen statt, bei dem, wie schon zuvor auf der Bundesversammlung im bayerischen Pfünz, der 75. Geburtstag der Bewegung gefeiert wurde. Trotz Festlichkeiten, so wurde vor Ort betont, hatte man aber die Weltlage, konkret den Angriffskrieg auf die Ukraine, im Blick.

 

Das ist inzwischen typisch für die heutige KLJB, die als katholischer Jugendverband durchaus auch kritisch mit der eigenen Glaubensgemeinschaft umgeht und konstruktiv für eine lebendige und zeitgemäße Kirche eintritt. Die Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung, Daniela Ordowski (28), ging erst kürzlich in Frankfurt bei der ersten Reformkonferenz „Synodaler Weg“ in die Offensive. Als eine Sperrminorität der Bischöfe Vorschläge zur Erneuerung der katholischen Sexualethik stoppte, richtete sie klare Worte an die Kirchenoberen. „Liebe Bischöfe, Sie sind nicht die Stimmen dieser Kirche, wir alle sind es.“

 

Ökologie und Schöpfungsbewahrung stehen im Zentrum der KLJB-Arbeit

 

Themen wie ländliche Entwicklung, fairer Handel weltweit, Ökologie und Schöpfungsbewahrung in Zeiten des Klimawandels sowie die Pastoral auf dem Land stehen heute im Zentrum der KLJB-Arbeit. Dabei vergessen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht ihre Heimatregion. Ein Beispiel ist die Mitwirkung an der 72-Stunden-Aktion, bei der sich die jungen Menschen drei Tage am Stück sozial engagieren. Und schon seit vielen Jahren unterstützt man über den Ländlichen Entwicklungsdienst der Katholischen Landvolkbewegung die Kleinbauern in der Region Luma in Kenia. Dort werden Baumwolle und Nahrungsmittel ökologisch so produziert, dass die Familien davon leben können. Seit 2018 hat die KLJB sogar offiziell einen Beobachterstatus bei den UN-Klimaverhandlungen. Und auf der Internationalen Grünen Woche kümmert die KLJB sich zum Beispiel um Fragen der Digitalisierung im ländlichen Raum.

 

Fröhliche Feste, Gruppenarbeit und Gottesdienste – das kennt man vor Ort. Die KLJB darauf zu reduzieren, wäre aber verkehrt. Der Verband kümmert sich um deutlich mehr, diskutiert genauso über Politik wie über Diversität. Die Landjugend, so stellte einmal ein Senior bei einem KLJB-Jubiläum fest, sei für ihn eine Schule für das Leben gewesen. Dies ist durchaus zutreffend. 

 


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