Die Prognosen für einen längeren Aufenthalt von Claus Ruhe Madsen werden eher skeptisch gesehen

Von Jürgen Muhl
Der eine muss schon in den ersten Tagen seines Ministeramtes zeigen, dass
er was kann. Der andere kann in Ruhe abwarten. In Schleswig-Holstein weiß
man, was er kann. Zwei Ausgangslagen, die verschiedener kaum sein könnten.
Schleswig-Holsteins neuer Minister für Wirtschaft und Verkehr steht unter Druck.
Zu schlecht sind die Zeugnisnoten, die Claus Ruhe Madsen aus Rostock im Reisegepäck ganz unten versteckt hat. Der ehemalige Oberbürgermeister der Hansestadt muss in Kiel verlorenes Terrain zurückgewinnen.
Die Prognosen für einen längeren Aufenthalt im Land zwischen Nord- und Ostsee werden für den parteilosen Dänen eher skeptisch gesehen. Madsen bringt den Ruf eines politischen Schauspielers mit an die Förde. Etwas, das von den Schleswig-
Holsteinern überhaupt nicht akzeptiert wird. Und so hat der Däne zu Beginn seiner ersten ministeriellen Amtsperiode zwei alte Klamotten aus dem Schrank geholt. Madsen will die seit Jahren in die Kritik geratene Bahnlinie zwischen Hamburg und Westerland modernisieren. Sein Vorgänger Bernd Buchholz (FDP) hatte dies längst eingetütet, darf dieses Projekt aber nicht zu Ende bringen, weil die CDU nicht mehr mit der FDP wollte und die Grünen ins Boot holte.
Plötzlich Uferschäden entdeckt
Außerdem hat Madsen einen Zeitungsbericht zu seinem eigenen gemacht und will plötzlich Uferschäden am Nord-Ostsee-Kanal gefunden haben. Während Anwohner und Urlauber diese angeblichen Löcher in den Kanalböschungen suchen, verkündet der dänische Import Schlimmes: Die Schiffe dürften schon bald mit nur noch 12 statt bislang 15 Stundenkilometer den Kanal passieren und so mancher Spazierweg müsse wohl schon bald geschlossen werden. Dazu hat der Minister folgende Erkenntnis gewonnen: Der Nord-Ostsee-Kanal sei „eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt und für die schleswig-holsteinische Wirtschaft elementar“. Ach nee, sagt da so mancher Einheimischer und fragt, wer denn das sei, dieser Madsen aus Dänemark.
Ministerpräsident Daniel Günther muss einen schlechten Tag gehabt haben,
als er dem Dänen aus Rostock einen Wechsel nach Kiel schmackhaft machte. Überzeugungskunst musste er nicht leisten. Madsen sagte sofort ja. Und in Rostock löste sich bei manchem Insider ein Stein am Herzen, der dann in die Ostsee fiel.
Sachlich, ruhig, abwartend, analysierend: Diese Tugenden treffen auf Schleswig-Holsteins neuen Landwirtschaftsminister Werner Schwarz zu. Der CDU-Mann, bislang auch Vizepräsident auf Bundesebene, führte den Landesbauernverband weit über ein Jahrzehnt mit großem Erfolg. Schwarz beherrscht den Dialog mit den Umwelt- und Naturschutzverbänden ebenso wie die Pflege des Bauernstandes.
Ständig den Ausgleich gesucht
Der Schweinehalter aus Rethwisch (Kreis Stormarn) hat seinen eigenen Leuten den Wandel der Landwirtschaft ans Herz gelegt und ist damit auf Verständnis
gestoßen. Selbst mit den grünen Landwirtschaftsministern im Lande, Robert Habeck und Jan Philipp Albrecht, verstand sich der konservative Schwarz gut. Ein Mann, der ständig den Ausgleich sucht, dabei aber genau weiß, was er will.
Schwarz war letztlich auch mit der Bildung eines eigenen Umweltministeriums einverstanden. Dieses Ressort gehörte bislang zum Landwirtschaftsministerium und wird in Zukunft von dem grünen Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes, Tobias Goldschmidt, geführt. Dies sei als ein Zugeständnis an die Grünen zu werten, heißt es aus bäuerlichen Kreisen. Dort hätte man es lieber anders gesehen.
Die Agrarszene ist schon heute auf den Redebeitrag ihres Ex-Chefs auf dem Landesbauerntag Anfang September in Rendsburg gespannt. Erstmals agiert Schwarz bei diesem Antritt in anderer Rolle. Bis dahin wird sich der neue Landwirtschaftsminister zurückhalten. Wie es seine Art immer war und wohl auch weiterhin ist.
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