Neue Lehrer braucht das Land

A 13 für alle Lehrkräfte – das ist ein Trend in mehreren Bundesländern

Lehrerin in einer Schulklasse (Symbolbild: Drazen Zigic)
Lehrerin in einer Schulklasse (Symbolbild: Drazen Zigic)

 

Von Christian Urlage

 

Die Warnungen vor einem Lehrermangel ertönen schon seit etlichen Jahren. Zehntausende Pädagogen werden bundesweit in den nächsten Jahren fehlen, sagen Bildungsforscher und Verbände voraus und malen ein düsteres Bild der Bildungslandschaft.

 

Daher sind sich in Niedersachsen die im Land regierenden Sozial- und Christdemokraten mit den oppositionellen Grünen und Liberalen erstaunlich einig: Alle Lehrerinnen und Lehrer sollen künftig A 13 erhalten. So steht es jedenfalls in ihren vorläufigen Wahlprogrammen.  Und wenn alle Parteien einer Meinung sind, kann niemand gegenüber dem Wettbewerber punkten.

 

Triftige Gründe für die Angleichung der Lehrergehälter

 

Für eine Angleichung des Gehalts von Grund-, Haupt- und Realschullehrern mit ihren Kolleginnen und Kollegen am Gymnasium gibt es mittlerweile triftige Gründe: Das Studium dauert inzwischen genauso lange, und die Nachwuchssorgen sind in denjenigen Schulformen am größten, in denen die Pädagogen schlechter bezahlt werden. Rund 70.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in Niedersachsen, davon ein Drittel an Gymnasien. Sie erhalten derzeit gut 450 Euro brutto im Monat mehr. Eine Angleichung, so hat das Kultusministerium errechnet, würde zu 189 Millionen Euro Mehrkosten führen.

 

Aber das ist es den Landespolitikern wert, zumal die Bundesländer im Wettbewerb um die besten Leute an den Schulen stehen. Schleswig-Holstein hat „A 13 für alle Lehrkräfte“ bereits 2018 versprochen und will es schrittweise bis 2026 umsetzen. Im Nordrhein-Westfalen hat Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Wahlkampf ebenfalls A 13 für alle Lehrkräfte zugesagt; nun ist von einem verbindlichen Stufenplan die Rede. Will heißen: Die Angleichung soll erst nach und nach kommen, aber immerhin.

 

Inklusion, Ganztagsschulen, Sprachförderung und geflüchtete Kinder sind aktuell die Herausforderungen, mit denen Lehrerinnen und Lehrer zu kämpfen haben. Und weil sich der Mangel zu verstärken droht, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen, ist ein attraktiveres Berufsbild dringend nötig.

 

„Buschzulage“ für die Arbeit in den Landkreisen

 

Lehrer im Vorbereitungsdienst, früher Referendare genannt, bekommen in Schleswig-Holstein seit einigen Jahren eine Zulage, spöttisch „Buschzulage“ genannt, wenn sie in bestimmten Landkreisen arbeiten. Das ist zwar kein Allheilmittel, aber immerhin ein Ansatz, um den Mangel zu beheben, auch wenn Mitnahmeeffekte nicht auszuschließen sind. Nötig ist es auch, verstärkt auf Quer- und Seiteneinsteiger zu setzen und sie nicht nur als Notlösung zu betrachten. Zwar brauchen sie Kenntnisse in Didaktik, aber das ließe sich auch berufsbegleitend vermittelt. Es ist viel wert, dass diese Frauen und Männer Lebenserfahrung mitbringen, denn das kann dem Unterricht nur guttun.

 


Lesen Sie auch:

Lehrer gesucht: Der akute Mangel an Lehrkräften trifft den ländlichen Raum besonders stark

natur+mensch – der Blog ist eine Initiative der Stiftung natur+mensch

Copyright © 2023 Stiftung natur+mensch - Havixbeck - Alle Rechte vorbehalten.