Keine Konjunktur für Friedenskanzler

Im Gegensatz zu Olaf Scholz haben die Grünen erkannt, dass sich die Bedrohung der Freien Welt nicht aussitzen lässt

Bundeskanzler Olaf Scholz (Foto: Tobias Rehbein)
Bundeskanzler Olaf Scholz (Foto: Tobias Rehbein)

 

Von Michael Lehner

 

Traurige Ironie: Teile der Wirtschaft und das Kanzleramt scheinen zu glauben, dass sich der Verzicht aufs Russen-Gas besser aushalten lässt, wenn Deutschland damit wartet, bis der nächste Winter vor der Tür steht. Und Putin noch ein paar Monate Zeit hat, seine Kriegskasse mit Milliarden aus Deutschland zu füllen.

 

Genauso kindlich wäre die Vorstellung, dass die Schäden, die Russland in der Ukraine anrichtet, uns nur am Rande angehen. Sollte der Krieg tatsächlich bald enden und Kiew dann noch Hauptstadt einer Demokratie sein, wird der Wiederaufbau den Westen mehr als jene Milliarden kosten, die eine Politik des Wegschauens den wohlhabenden Nachbarn und ihrer Ökonomie ersparen soll.

 

Dazu käme ein gigantischer Mehraufwand für militärische Aufrüstung, die in Europa unumgänglich sein wird, um mit einem Nachbarn zu leben, dem die freie Welt hat unvorstellbare Gewalt kampflos durchgehen lassen. Nicht nur, weil wir seine Atomwaffen fürchten. Sondern auch, weil wir um den Verlust von Wohlstand bangen.

 

Finnen und Schweden zeigen das wahre Risiko

 

Die plötzliche Bereitschaft der Finnen und Schweden, sich der NATO anzuschließen, zeigt das wahre Risiko: Den Ostsee-Anrainern wird mit atemberaubender Geschwindigkeit klar, dass ihr Wohlergehen gefährdet ist, wenn die Ukraine Putins Russland überlassen wird. Gleiches gilt für Polen und fürs Baltikum. Und zum bösen Ende gedacht für ganz Europa.

 

Da wird es nicht genügen, die Tapferkeit der Ukrainer zu bewundern. Oder auf jene Diplomatie zu hoffen, die den deutschen Kanzler an der Schwelle des Krieges blamierte, weil ihn Putin vor laufenden Kameras belogen hat. Dass damit sozialdemokratische Überzeugungen auf dem Müll landeten, kann kein Grund sein, an den Wachträumen vom Frieden ohne Waffen festzuhalten.

 

Deutschland langsamer als die übrige Welt

 

An der Zeit wäre es vielmehr, mit Goethe an Publilius Syrus zu erinnern: „Wer schnell gibt, gibt doppelt“, erkannte der altrömische Dichter vor über 2000 Jahren. Das Heute zeigt: Deutschland gibt langsamer als der Rest der Welt. Sogar langsamer als es die in ihren Genen friedensbewegten Grünen gerne hätten. Und das Risiko ist groß, dass wir am Ende doppelt geben müssen: Nicht nur Geld und Waffen, sondern auch die Sicherheit, komfortabel und in Frieden zu leben.

 

Das gilt sogar für die Angst vor Putins Atomwaffen: Je länger das Zusehen andauert, desto größer wird die Gefahr, dass dem Kreml-Herrscher nur noch der Weltuntergang als Ausweg erscheint. Gerade an diesem Punkt empfiehlt sich ein Blick in die deutsche Vergangenheit, hinter der sich die Pseudo-Pazifisten in diesen Tagen gern verstecken.

 


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