Markus Söder schwächelt

Gerade mal zur Hälfte halten die Bayern den CSU-Chef für einen Ministerpräsidenten, der seine Arbeit gut macht

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (Foto: Josef A. Preiselbauer)
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (Foto: Josef A. Preiselbauer)

 

Von Michael Lehner

 

Vor einem halben Jahr war er der „Kanzlerkandidat der Herzen“. Jetzt muss Markus Söder weiteren Machtverlust fürchten. Gerade beim CSU-Stammpublikum im ländlichen Raum. Dort tritt er nicht mehr als Anführer beim „Team Vorsicht“ in Erscheinung. Sondern eher als Randfigur des Berliner Politik-Betriebs.

 

Die einst legendäre Macht der CSU hatte immer auch damit zu tun, dass die kleinere Unionsschwester die größere CDU auf Linie brachte. Vor allem, wenn es um die Interessen der Provinz ging, nicht nur in Bayern. Schon Söders Vorgänger Edmund Stoiber und – zumal – Horst Seehofer versuchten jedoch, aus der CSU eine moderne, für Großstadt-Publikum attraktive Partei zu formen. Das Ergebnis ist ernüchternd.

 

Neue Beispiele gefällig: In der Debatte um Hilfen gegen explodierende Energiepreise wurden die CSU und ihr Chef kaum gehört. Ausgerechnet ein Bundesland mit hohem Berufspendler-Anteil verzichtete auf laute Widerworte gegen das auf Metropolen zugeschnittene Hilfspaket. Genauso vermissen viele Landwirte die Machtworte aus Bayern, wenn Berlin trotz drohender Lebensmittelknappheit einer blauäugigen Agrarwende nachhängt.

 

Hilflosigkeit beim Ukraine-Drama

 

Selbst auf das aktuelle Ukraine-Drama fällt dem Bayern-Premier hauptsächlich die Sorge ein, dass Herr Putin den Gashahn abdrehen könnte. Zum bayerischen Versagen bei der Energiewende verweist Söder auf seinen Amtskollegen in Baden-Württemberg. Der hat zwar das Parteibuch der Grünen, steht der CSU aber kaum nach beim aktuell problematischen Versuch, zum Energie-Thema allen wohl und niemand weh zu tun.

 

Zu empfehlen wäre ein Blick auf die Linkspartei und auf die AfD. Die Linken sind dabei, sich zu ruinieren, weil sie sich mehr um gendergerechte Sprache kümmern als um wachsende Existenznöte der Arbeiterklasse. Die Rechtspopulisten machen sich nicht minder lächerlich beim Bemühen, jedweder Form der Staatsverdrossenheit hinterherzulaufen.

 

An der Saar haben beide Randparteien die Quittung für solches Taktieren bekommen. Ob die Anführer der Unionsparteien die Warnsignale verstanden haben, bleibt jedoch fraglich. Das Trauerspiel zur Covid-Impfpflicht lässt da nichts Gutes ahnen: Die größeren Volksparteien haben es nicht geschafft, den Willen einer breiten Bürgermehrheit umzusetzen. Selbst der einstige Corona-Kraftmensch Söder spielte nur noch eine Nebenrolle.

 

Der CSU laufen die Wähler weg

 

Gerade mal zur Hälfte halten die Bayern den CSU-Chef für einen Ministerpräsidenten, der seine Arbeit gut macht. Nur noch 36 Prozent wollen momentan die CSU wählen. Die Freien Wähler, denen die Mehrheitspartei nahezu kampflos große Teile des Landvolks überlassen hat, stehen stabil bei 10 Prozent. Wohl auch deshalb, weil sie offen sind für die Sorgen der Bauern. Und sogar für mehr Windräder, die bei der CSU die Angst ums lindgrüne Komfort-Publikum im schönen Alpenvorland wecken.

 

„Bayern ist energiepolitisch bankrott: Söder sitzt in der Putin-Falle“. So kommentiert der konservative „Münchner Merkur“ die aktuelle Lage. Zugleich haben Söders Versuche, die CSU ein wenig „grüner“ zu machen, seine Lage nicht verbessert. Tatsächlich weiter zugelegt haben in Bayern vielmehr die Grünen, auf momentan 17 Prozent. Ihre Wählerschaft bevorzugt wohl das Original. Wohingegen sich die Konservativen bei Söder diesbezüglich offenbar nicht so sicher sind.

 

Am Rande: Eben hat Söder künftigen Kanzler-Ambitionen abgeschworen: „Ein CSUler hat ohnehin nur einmal im Leben die Chance.“ Er weiß, dass seine Partei sogar ihrem Übervater Franz Josef den gescheiterten Sturm aufs Kanzleramt übel nahm. Und dass Edmund Stoibers Tage als CSU-Chef gezählt waren nach der denkbar knappen Niederlage gegen Gerhard Schröder.

 


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