Schleswig-Holstein ist nicht das Saarland

Von einem Machtwechsel ist das Küstenland gut einen Monat vor den Landtagswahlen weiter entfernt als Kiel von München

Flagge Schleswig-Holsteins (Symbolbild: pixabay)
Flagge Schleswig-Holsteins (Symbolbild: pixabay)

 

Von Jürgen Muhl

 

„Folgt nun auch der Machtwechsel in Kiel?“, titelte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag vergangene Woche in seinen Ausgaben, die zwischen Flensburg im Norden und Pinneberg im Süden erscheinen. Wenig später war die Schlagzeile kaum noch etwas wert. Neue Zahlen sind auf dem Markt – und von einem Machtwechsel ist das Küstenland gut einen Monat vor den Landtagswahlen weiter entfernt als Kiel von München.

 

Nach einer neuen und repräsentativen Umfrage von Infratest, die der NDR in Auftrag gegeben hat, sitzt der amtierende CDU-Ministerpräsident Daniel Günther fest im Sattel. Wenn an diesem Sonntag gewählt würde, käme die CDU auf gut 36 Prozent der Stimmen. Das sind drei Prozentpunkte mehr als bei der Umfrage Anfang März und vier Prozent mehr als bei der Landtagswahl 2017. Die SPD mit ihrem weitgehend unbekannten Kandidaten Thomas Losse-Müller, der vor anderthalb Jahren noch ein Grüner war, liegt bei 20 Prozent. Bei der letzten Wahl waren es noch 27,3 Prozent.

 

FDP-Wahlkampf wieder mit Kubicki?

 

Die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin Monika Heinold, die als Finanzministerin in der Jamaika-Koalition gute Arbeit leistet, kommen auf 18 Prozent. Die FDP muss sich derzeit mit acht Prozent zufriedengeben und ist gut beraten, ihren in Schleswig-Holstein angesehenen Altmeister Wolfgang Kubicki in den Wahlkampf zu schicken. Eigentlich wollten die Liberalen darauf verzichten. Offenbar stimmt die Chemie zwischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Buchholz und dem wortgewandten Kieler Rechtsanwalt nicht mehr.

 

Mit diesen Umfrage-Werten hätten Koalitionen aus CDU und SPD sowie CDU und Grünen eine Mehrheit. Ohne die FDP also. Dann wäre Jamaika an der Kieler Förde Geschichte. Wobei eine sogenannte Große Koalition ziemlich undenkbar ist. Christ- und Sozialdemokraten mögen sich im nördlichsten Bundesland überhaupt nicht. Wenn möglich, geht man sich aus dem Weg. Gut, dass es im Landeshaus einen altertümlichen Paternosteraufzug gibt. Man fährt möglichst allein nach oben oder nach unten. Mehr als zwei Personen sind nicht zugelassen in dem fahrenden Holzverschlag.

 

Hohe Zufriedenheit mit Daniel Günther

 

75 Prozent der Bevölkerung sind zufrieden oder gar sehr zufrieden mit der Arbeit der Landesregierung. Und: 74 Prozent der Schleswig-Holsteiner zeigen sich mit der Arbeit von Ministerpräsident Daniel Günther sehr zufrieden. Es ist bundesweit der beste Wert für einen Regierungschef. Beim SPD-Mann Losse-Müller beträgt dieser Wert lediglich 15 Prozent. Dennoch gibt sich Daniel Günther zurückhaltend. Der Regierungschef erwartet ein „knappes Rennen“.

 

Eine entscheidende Rolle – auch die des Königsmachers – könnte, wie so häufig in der Nachkriegsgeschichte, der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) spielen. Die dänische Minderheits-Partei ist von der Fünf-Prozent-Hürde befreit und steht traditionell dem linken Lager näher als den Konservativen. Daher mag es trotz der hohen Popularität von Daniel Günther am 8. Mai wieder einmal spannend werden im roten Backsteinbau am Ufer der Kieler Förde.

 


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