Für Holzhäuser, gegen Holzeinschlag

Wieder einmal weiß die Öko-Szene nicht so recht, was wirklich gut ist für die Umwelt

Ein Holzhaus im Bau (Beispielbild: iStock/anjajuli)
Ein Holzhaus im Bau (Beispielbild: iStock/anjajuli)

 

Von Michael Lehner

 

In Berlin will die linksgrüne Stadtregierung Europas größte Holzhaussiedlung aus dem Boden stampfen. Zugleich fordern die Gesinnungsfreunde von Greenpeace den Verzicht auf Holzeinschlag. Wieder einmal weiß die Öko-Szene nicht so recht, was wirklich gut ist für die Umwelt. Wie schon beim „Energiemais“ und dem Bruderkrieg um Windkraftanlagen.

 

Schauen wir zuerst nach Berlin: „Wir können ein Stück Weltrettung betreiben, sagt Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, die das brachliegende Gelände des alten Tegeler Flughafens einer öko-urbanen Nutzung zuführen will. Auch mit dem „Schuhmacher-Quartier: 5.000 Wohnungen, alle aus Holz gebaut. Weil dieser Baustoff gut für die Umwelt ist. Und gut für die Menschen, die in Holzhäusern wohnen.

 

In Stuttgart verkündetGreenpeace“ fast zeitgleich so ziemlich das Gegenteil: Die

grünschwarze Landesregierung dort versage an der Aufgabe, möglichst viel Wald aus der wirtschaftlichen Nutzung durch Holzeinschlag zu nehmen. „Es gibt jede Menge Schutzgebiete, aber die schützen eben nicht davor, dass in diesen Wäldern auch Bäume gefällt werden, schimpft „Greenpeace-WaldexpertinSandra Hieke anläßlich einer Protest-Demo vor dem Stuttgarter Landwirtschaftsministerium.

 

Greenpeace an vorderster Stelle

 

Nun ist Greenpeace nicht irgendeine Umwelt-Kampfgruppe, sondern demnächst prominent in der Bundesregierung vertreten: Jennifer Morgan, bisher Chefin bei

Greenpeace International, wird Staatssekretärin im Bundesaußenministerium. Was nicht nur wegen des Geruchs von Vetterleswirtschaft für Aufsehen sorgte, sondern womöglich auch für zusätzlichen Zwist in der ohnehin schon angespannten Wald-Debatte.

 

„Wir haben die naturnähesten Wälder in ganz Deutschland, wir haben den höchsten Totholzanteil in ganz Deutschland“ wundert sich der Stuttgarter Landwirtschaftsminister Peter Hauk über die Kritik. Mehr Waldschutz als im Schwabenland sei schlicht nicht machbar. Sogar der durchaus öko-bewegte Landeswaldverband Baden-Württemberg springt dem Minister bei: Die Vorstellung, dass der Verzicht auf Holzeinschlag grundsätzlich gut für die Umwelt und das Klima ist, sei eben so nicht richtig.

 

Hintergrund ist eine momentan modische Debatte um die These, dass Bäume einen möglichst natürlichen Tod sterben sollen, um dann im Wald zu verrotten. Wie so oft, wenn Fernseh-Förster Peter Wohlleben die Welt erklärt, macht solche Theorie im Internet blitzschnell die Runde.

 

Klimagase in Bauholz lange gebunden

 

Weitgehend ungehört bleiben dabei durchaus vernünftige Argumente: Dass die schädlichen Klimagase im Bauholz regelmäßig länger gebunden bleiben als im

vermodernden Totholz. Dass der Verzicht auf Holzeinschlag die Klimabilanz des Waldes keineswegs verbessert und zugleich den Verzicht auf ein ökologisch wertvolles Baumaterial bedeutet.

 

Womit sich die Öko-Katze – siehe Berlins Mega-Holzhausprojekt – mal wieder in

den Schwanz beißt. Im Brandenburgischen gibt es zwar jede Menge Schadholz-Kiefern fürs „Schuhmacher-Quartier, aber mittelfristig sind die Träume vom hölzernen Wohlfühl-Wohnen stark gefährdet. Nadelbäume, die zum Bauen mit Holz gebraucht werden, sind in der gemeinen Öko-Szene nämlich unten durch. Auch als Sinnbild eines auf Ertrag ausgerichteten Waldbaus.

 

In Brandenburg kommt erschwerend akuter Wassermangel in vielen Forstgebieten hinzu. Was Kiefern und Fichten als traditionellen „Brotbäumen“ der Forstwirtschaft besonders zusetzt. Nur bei der Elektroauto-Gigafactory“ mit ihrem immensen Wasserbedarf spielt das Problem offenbar eine eher untergeordnete Rolle. Dort geht es schließlich um die erwünschte Wende im Mobilitätsverhalten. Und nicht nur um die Zukunft von Wald und Waldbesitzern.

 


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