„Für ein gutes Leben auf dem Land“

Wer auf dem Dorf oder in der Kleinstadt lebt, weiß es: Ohne ehrenamtliches Engagement sähe es düster aus

Das 15. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung wird am 26. Januar um 12:30 Uhr eröffnet werden. (© BMEL)
Das 15. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung wird am 26. Januar um 12:30 Uhr eröffnet werden. (© BMEL)

 

Von Wolfgang Kleideiter

 

„Starkes Ehrenamt – für ein gutes Leben auf dem Land“. Diesen Titel trägt die 15. Auflage des Zukunftsforums. Schon seit 2008 gehört das größte Bürgerforum der ländlichen Räume zum Rahmenprogramm der Internationalen Grünen Woche. Am 26. und 27. Januar wird digital getagt. Zwei Tage, für die ein ganzes Themenbündel geschnürt wurde. In den vier Fachforen werden parallel Ehrenamtsfragen in allen nur denkbaren Facetten angesprochen und diskutiert. Unterm Strich sind es 31 Einzelthemen. Gastgeber ist wie immer das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

 

Wer auf dem Dorf oder in der Kleinstadt lebt, weiß es: Ohne die Engagierten bei der Freiwilligen Feuerwehr oder dem THW, im Heimatverein oder bei den Landfrauen, im Bezirksausschuss oder Fußballclub sähe es düster aus. Das Dorfleben steht und fällt mit Aktiven, die neben Arbeit, Haus und Hof etwas für die Gemeinschaft tun.  

 

Ehrenamt muss gehegt und gepflegt werden

 

Damit das Ehrenamt in seiner ganzen Vielfalt auch morgen zur Lebenskultur auf dem Land gehört, muss es aber gerade in Zeiten von Corona und Strukturwandel gehegt und gepflegt werden. Das bewährte Gefüge hat vielerorts längst Risse bekommen, nicht nur aus den hinlänglich bekannten demografischen Gründen. Der soziale Zusammenhalt leidet vor allem, weil viele Menschen sich allein aufs Private konzentrieren und kein Bewusstsein mehr für ihr Dorf entwickeln.

 

Manch ein Austausch auf dem Zukunftsforum hat Akademiecharakter, andere Runden greifen praktische Fragen auf und verschanzen sich schon bei der Ankündigung nicht im Dickicht der Soziologensprache. Die Katholische Landjugendbewegung liefert Tipps und Tricks dafür, wie junge Menschen auf dem Land für Projekte gewonnen werden können. Die Landfrauen haben sich angeschaut, wie sich ländliches Engagement angesichts der demografischen und sozialen Veränderungen wandelt. Und der Städte- und Gemeindebund fragt: „Wer rettet das Ehrenamt?“. Denn Geld allein helfe nicht immer.

Aber es kann durchaus Gutes bewirken. Und die Freude an ehrenamtlichen Vorhaben erhöhen. Denn Ehrenamt, so heißt es in einem Forum, hält meist gleichermaßen Lust und Last bereit. Vor allem dann, wenn der hohe Einsatz auch volles Risiko beinhaltet.

 

Förderformate auf dem Prüfstand

 

Wer kennt das nicht? Ein ehrenamtliches Projekt startet mit hochmotivierten Akteuren, doch diese werden bald vor scheinbar unüberwindbare Hürden gestellt. Manches müsste noch verändert werden, um den Spaß am Ehrenamt zu erhalten. So stehen beispielsweise auch die Förderformate auf dem Prüfstand. Entwickelt werden sollen Ende Januar moderne Prototypen, die den Engagierten und deren Projekten helfen.

 

Es ist gut, dass regionale Strukturpolitik sich inzwischen nicht mehr nur auf Infrastruktur konzentriert, sondern auch den sozialen Zusammenhalt fördert. Maßnahmen wie „Soziale Dorfentwicklung“ oder der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ greifen seit einigen Jahren diesen Aspekt auf.

 

Zwischen der Küste im Norden und den Alpen im Süden haben viele Dörfer und kleinere Gemeinden bereits zugegriffen und meist im Schulterschluss mit den Einwohnern Projekte auf den Weg gebracht – vom Dorfladen bis zum neuen Begegnungs- und Betreuungszentrum für Jung und Alt. Wobei Letzteres eine Mischung aus Kindergarten und Dorfgemeinschaftshaus darstellt. Und in manchen Regionen sind heute ehrenamtliche „Dorfkümmerer“ im Einsatz, die als Ansprechpartner und Netzwerker den Dörfern beim Überleben zu helfen.

 

Auf dem Zukunftsforum in Berlin, für das man sich kostenlos anmelden kann, wird man auch erfahren, wie ein anderes europäisches Land den Menschen in der Fläche hilft. Schweden hat vor vier Jahren beschlossen, dass es ländliche Gebiete in den 21 Provinzen unbedingt lebensfähig halten will. 

 


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