COP 26: Es zählt nur die Umsetzung

COP 26 Glasgow 2021 (Symbolbild: iStock/urbanbuzz)
COP 26 Glasgow 2021 (Symbolbild: iStock/urbanbuzz)

 

Von Jürgen Wermser

 

Die Reaktionen auf die Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Glasgow fallen sehr unterschiedlich aus. Die einen beklagen, dass es zu wenige verbindliche Regelungen gebe und die zugesagten Maßnahmen unzureichend seien. Die anderen sprechen von historischen Ergebnissen und loben das weltweite Aus für fossile Energieträger - wenn auch erst in fernerer Zukunft. Wer Recht hat, mag dahingestellt sein. Aber für Deutschland steht nach Glasgow eines fest: Der Zug in Richtung Klimaneutralität ist eventuell noch etwas zu verlangsamen, aber nicht mehr aufzuhalten.

 

Alle Bürger und nicht zuletzt die Bewohner der ländlichen Räume sollten sich auf tiefgreifende Veränderungen in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren einstellen. Konkret: Wer sich jetzt noch für „alte Technologien“ politisch ins Zeug wirft, steht letztlich auf verlorenem Posten. Er täte besser daran, sich Schritt für Schritt mit ökologischeren Lebens- und Produktionsweisen zu arrangieren.

 

Hehre Absichtserklärungen

 

Das ist jedoch einfacher gesagt als getan. Denn hehre Absichtserklärungen, wie sie in Glasgow von allen Delegationen aber auch in Berlin von den potenziellen Ampelkoalitionären zu hören sind, reichen bei weitem nicht aus. Denn all die Klimaziele müssen praktisch umgesetzt werden, ohne dass es zu wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen kommt. Man kann hier mit Fug und Recht von einem Projekt historischen Ausmaßes sprechen.

 

Man nehme als Beispiel nur die deutsche Landwirtschaft. Auch sie muss und will sich schon aus Eigeninteresse stärker im Kampf gegen die Klimakrise engagieren. Denn ohne gute Boden- und Wetterbedingungen fallen Ernten schlecht aus und gefährden am Ende die bäuerlichen Existenzen. Schon jetzt leisten viele Landwirte daher wertvolle Beiträge zu mehr Klima- und Naturschutz. Aber es wird ihnen häufig nicht besonders gedankt. Und genau dies muss sich künftig ändern.

 

Solidarität mit Landwirten

 

Die jetzt in Glasgow skizzierten Umstellungen sind auch in Deutschland eine Aufgabe für alle Bürger und nicht nur für eine besondere Berufsgruppe oder Branche. Das bedeutet im Klartext: Die künftig notwendigen und politisch veranlassten Veränderungen in der Landwirtschaft müssen entsprechend von der Allgemeinheit finanziell honoriert werden - in welcher Form auch immer.

 

Keine Frage, hier sitzt der Teufel im Detail. Den künftig Regierenden - egal welcher Partei - stehen schwierige, teils politisch heikle Entscheidungen bevor. Doch es gibt keine vernünftige Alternative. Denn ohne faire Verteilung der Lasten ist auch hierzulande mehr Klimaschutz nicht dauerhaft zu bekommen.

 

Fazit: Die Einigung von Glasgow ist nur so viel wert, wie am Ende tatsächlich in die Praxis umgesetzt wird. In der Vergangenheit gab es nach solch großen Konferenzen häufig eine ebenso große Ernüchterung, weil zu viele Trittbrettfahrer ihre Vorteile wieder auf Kosten der anderen suchten. Man kann nur hoffen, dass es dieses Mal anders wird…

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