Das Ländle ist jetzt THE LÄND

 

Von Wolfgang Molitor

 

Wenn es darum geht, Fachkräfte zu überzeugen, nach Baden-Württemberg zu kommen, gibt es im Südwesten noch viel zu tun. Denn Baden-Württemberg, das einstige automobilistische Musterländle wirtschaftlicher Prosperität, leidet unter allen Bundesländern am stärksten unter Fachkräftemangel. Nirgendwo sonst gibt es so viele offene Stellen in den Engpass-Berufen wie zwischen Neckar und Rhein: 86,5 Prozent waren es 2019.

 

Deshalb sucht die grün-schwarze Landesregierung jetzt verstärkt Fachkräfte im Ausland. Mit einem pfiffig-blöden Slogan, der in der internationalen Zielgruppe wohl kaum verstanden werden dürfte und bestenfalls vor der eigenen Haustür für ein wenig hämische Aufregung sorgt. Er heißt „THE LÄND. Das Vorgängermotto im Südwesten, wonach hier jeder alles kann außer Hochdeutsch, wird so noch Jahre nach Günther Oettinger ad absurdum geführt. Super: Englisch kann man auch nicht.

 

Kosten von 21 Millionen Euro

 

Die „THE LÄND-Kampagne verschlingt in den nächsten beiden Jahren 21 Millionen Euro. Peanuts, um im Sprachgebrauch zu bleiben. Die sprachliche Effekthascherei soll schließlich die zweifellos unübersehbaren Stärken des wohlhabenden, wenngleich ständig unter Minderheitsgefühlen leidenden Landes hervorheben.

 

Das scheint auch dringend nötig. Nicole Hoffmeister-Kraut, die CDU-Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus räumt jedenfalls ein, dass sie im Ausland regelmäßig erklären müsse, wo Baden-Württemberg überhaupt liegt. Mercedes, Porsche und Bosch - ja, diese Namen seien weltweit bekannt. Und mit ihnen falle dann auch etwas Glanz auf Baden-Württemberg. KLÄSSE!

 

Jetzt also soll „THE LÄND“ alles zum Besseren wenden. Weil es Menschen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, leichter über die Lippen als „Baden-Württemberg“ komme, sagt man in Stuttgart. Und meint es doch ernst. Aus dem LÄNDLE wird also THE LÄND. Ganz international. Ob man damit irgendwo in der Welt indes dringend benötigte Fachkräfte hinter dem Ofen hervorholt, sei dahingestellt. Noch läuft die Kampagne ohnehin nur in Deutsch. So ein ELÄND.

 

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