Energie-Träume in der Kostenfalle

 

Von Michael Lehner

 

Im Norden, wo sich die Windräder drehen - also im ländlichen Raum - verdienen die Teilhaber von Windkraftanlagen gutes Geld. Im Idealfall ganze Dorfgemeinschaften. In den Industrie-Revieren hat sich der Gewerbestrompreis zugleich binnen zwei Jahren nahezu verdreifacht – zum Schaden der Wirtschaft und des Klimas. Denn hinter der Teuerung stecken rasant wachsende Importe von Kohle und Gas. (Quelle: Bundesnetzagentur, https://www.smard.de/home)

 

Schuld sind nicht nur quälend lange Genehmigungsverfahren und Knebel-Auflagen für Solaranlagen und Windräder. Schuld sind auch Widerstände vor Ort und Verbände, die eine ökologische Energiewende fordern und zugleich den Protest an möglichen Standorten unterstützen. In Bayern führte dieser Konflikt bereits vor Jahren zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen dem BUND und dem windkraftskeptischen NABU.

 

Russland als größter Profiteur

 

Größter Profiteur des höchst zögerlichen Zubaus von Öko-Energie ist Russland. Aber auch in Norwegen klingelt das Geld in der Kasse, seit in Deutschland die Industrie nach der Corona-Krise wieder brummt und der Großverbraucher-Strompreis im September auf durchschnittlich 12,9 Cent pro Kilowattstunde angestiegen ist.

 

Zum Vergleich: Moderne Windkraftwerke produzieren die Kilowattstunde für rund 5 Cent. Damit kann selbst Atomstrom nicht konkurrieren, zumindest wenn die Entsorgungskosten für den Atommüll mitgerechnet werden. So gesehen haben all jene Politiker recht, die sagen, dass sich die Energiewende auch ökonomisch rechnen könnte.

 

Wahr ist aber auch: Gerade gegen die Windkraft gibt es emotionale Widerstände. Unterstützt durch horrend falsche Berechnungen der Lärmbelastung, die viele Jahre auch Behörden-Wahrheit wurden. Und natürlich die Todesraten der durch Windräder „geschredderten“ Vögel, bevorzugt der Rotmilan, der unter wütenden Naturschützer-Protesten aus der Roten Liste genommen wurde, weil sich die Bestände gut erholten.

 

Schaden durch fossile Brennstoffe

 

Meist unberücksichtigt bleibt in solchen Artenschutz-Debatten zur Abwechslung der Schaden, den fossile Brennstoffe in Flora und Fauna anrichten. Ebenso wie die professionelle Öko-Szene die Schattenseiten der Wasserkraft meist übersieht, will man dort die Kollateralschäden nicht sehen, die der Kampf gegen Windräder so mit sich bringt.

 

Gern ignoriert wird zudem die Tatsache, dass die angestrebte Klimaneutralität den Strombedarf der deutschen Industrie reichlich verdoppeln wird. Dass Teile der Klima-Bewegung bereits nach der Kernkraft schielen, verdeutlicht die Erklärungsnot. Lieber ergehen sie sich dort in Lobeshymnen auf den Mega-Erdgas-Exporteur Norwegen.

 

Die Wahrheit, dass sich beim Vergleich der Erzeugungskosten sogar die Wasserstoffproduktion mit Windkraft und Sonnenstrom mittelfristig rechnen dürfte, passt ebenfalls nicht zu den Träumen von einer schönen neuen Welt, in der Strom weiter aus der Steckdose kommt. Und zur schier unerschöpflichen Geldquelle wird – solange wir die Erzeugung im eigenen Land behindern. Koste es was es wolle.

 

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