Konkurrierende Verkehrswünsche

 

Von Christian Urlage

 

Wer auf dem Dorf wohnt, wünscht sich bei der Mobilität zum Teil etwas Anderes als ein Großstädter. Das hat eine repräsentative Allensbach-Umfrage für den Verband der Automobilindustrie ergeben. Angesichts des Auftraggebers der Studie "Mobilität und Verkehr" wundert es kaum, dass die allermeisten Deutschen das Auto für unverzichtbar halten, weil es schneller und praktischer als andere Verkehrsmittel ist. Überraschender sind da schon die abweichenden Prioritäten von Land- und Stadtbewohnern.

 

Unterschiedlich beurteilen sie zum Beispiel den öffentlichen Nahverkehr: Wer in der Stadt lebt, ist meistens zufrieden mit dem Angebot – die Mehrheit der Menschen auf dem Land ist damit unzufrieden. Und im Dorf ist der Wunsch nach mehr und besseren Fahrradwegen nicht so ausgeprägt wie in den Großstädten.

 

Dorfbewohner verlangen überdurchschnittlich oft, dass in den Städten das Angebot an Parkplätzen erweitert, das Straßennetz ausgebaut und Ampelschaltungen besser aufeinander abgestimmt werden. Großstädter hingegen empfinden Autoverkehr häufiger als laut und störend; daher möchte jeder Vierte die Innenstädte von Autos befreien und stimmt der Einführung genereller Tempo-30-Zonen zu. Auf dem Land findet laut Studie nur etwa jeder Zehnte diese Forderungen gut.

 

In der Allensbach-Erhebung ist zu Recht von „Nutzungskonkurrenzen“ die Rede – und die lassen sich nicht auf einfache Weise lösen. Verkehrsexperten von Bund, Ländern und Kommunen müssen in Gesprächen mit den Betroffenen Kompromisse zwischen Stadt und Land finden, mit denen am Ende alle zumindest einigermaßen zufrieden sind. Ein mühsamer Weg.

 

Elektroautos: Zu teuer und zu wenig Ladestationen

 

Die Studie der Automobilindustrie zeigt ebenfalls, dass auf dem Weg zur klimafreundlichen Mobilität, die alle wünschen, weiterhin zahlreiche Hürden zu überwinden sind. Elektromobilität ist noch längst nicht ausreichend akzeptiert. So bemängeln die meisten Befragten der Allensbach-Studie, dass der Kauf eines Elektroautos zu teuer und das Netz an Ladestationen für Autos zu weitmaschig geknüpft ist, dass die Reichweite zu gering ist und der Ladevorgang zu viel Zeit frisst.

 

 

Und sind Elektroautos wirklich umweltfreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren? 58 Prozent sind da skeptisch. Politiker mit dem ehrgeizigen Ziel, schon in wenigen Jahren keine neuen Diesel- und Benzinmotoren mehr zuzulassen, müssen also noch viel Überzeugungsarbeit leisten und vor allem zunächst einmal dafür sorgen, dass sich die Rahmenbedingungen spürbar verbessern.

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