Die Angst der SPD

 

Von Jürgen Muhl

 

Was ist denn in Schleswig-Holsteins SPD gefahren? Was – das weiß bis heute niemand so recht. Neun Monate vor den Landtagswahlen im nördlichsten Bundesland verändern die Sozialdemokraten ihr Personal in der Spitzenkandidatur.

Nicht – wie bis vor wenigen Tagen vorgesehen - die SPD-Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende Serpil Midyatli, sondern der namenlose Thomas Losse-Müller, steigt gegen den amtierenden CDU-Ministerpräsidenten Daniel Günther in den Ring. Losse-Müller hat die Farben gewechselt. Von den Grünen zu den Sozis, der frühere Leiter der Kieler Staatskanzlei verändert seine Position auf der linken Spur.

 

Der Volkswirt Losse-Müller, geboren in Schwerte in Nordrhein-Westfalen, arbeitete als Banker in London und Washington (Weltbank). 2012 wurde er Finanzstaatssekretär in Kiel und hatte in dieser Rolle bis 2014 wesentlich mit der Krise, um die ehemalige Landesbank HSH Nordbank zu tun. Als Staatskanzleichef arbeitete er an Strategien für die weitere Entwicklung des Landes. Globalisierung, demografischer Wandel oder Zuwanderung erforderten langfristiges Denken, sagte er dazu im Mai 2016.

Nach der Landtagswahl 2017, die zu einem Regierungswechsel von SPD, Grünen und SSW auf CDU, Grüne und FDP führte, schied Losse-Müller aus der Landespolitik aus, arbeitete unter anderem für das Beratungsunternehmen Ernst & Young.

 

Dämpfer für Parteichefin

 

Midyatli, die in der Öffentlichkeit ein hohes Ansehen genießt, hatte zuletzt einen heftigen Dämpfer erlitten: Nur mit Ach und Krach wurde sie gegen einen weithin unbekannten Lokalpolitiker zur Landtagswahl-Direktkandidatin im Wahlkreis Kiel-Ost nominiert.

 

Hat die in Kiel aufgewachsene Midyatli plötzlich Angst vor der Dominanz des souverän regierenden Günther? Kurz vor dem Kandidatenwechsel ist eine neue Umfrage veröffentlicht worden. Über 72 Prozent der Schleswig-Holsteiner sind mit seiner Arbeit zufrieden oder gar sehr zufrieden. Es müsste schon der Nord-Ostsee-Kanal aus den Fugen geraten und das Land überschwemmen, um – ja, wie heißt er noch?, - Losse-Müller eine Chance im Land zwischen den Meeren einzuräumen.

 

Schleswig-Holsteins SPD will sich offenbar neu erfinden und wechselt das Pferd vor dem Start. Daniel Günther kann seiner Wiederwahl entspannt entgegensehen.

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