Baustellen als Verkehrserziehung

 

Von Michael Lehner

 

Keine Missverständnisse: Hier geht es nicht darum, neue Straßen zu verhindern oder Schlaglöchern das Wort zu reden. Es geht um die Unsitte, ganze Regionen durch unnötig weite Umleitungen und unnötig lang dauernde Straßenbaustellen lahmzulegen.

 

Es gibt kaum eine wirksamere Maßnahme für den Klimaschutz als das Vermeiden von Fahrten mit dem Kraftfahrzeug. Trotzdem zwingt die Obrigkeit ihre Bürger – zumal zur Sommerszeit – zu aberwitzigen Umwegen. Allzu oft vermeidbar, gäbe es mehr Sensibilität für die Umwelt und mehr Bereitschaft zum Nachdenken.

 

Millionen von Kilometern kommen so jedes Jahr zusammen. Wege zur Arbeit verdoppeln sich nicht selten über Wochen und Monate. Und oft registriert der genervte Steuerzahler, dass auf den gesperrten Strecken über Tage und Wochen kaum Bauarbeiter anzutreffen sind.

 

Früher waren solche Erlebnisse womöglich nur ärgerlich. Heute gehören sie zwingend zur Debatte um Verkehrsvermeidung und Luftverschmutzung. Wie die so genannte Verkehrsberuhigung, die nicht selten für mehr Stau und noch mehr Abgase sorgt.

 

Zu viele Aufträge angenommen

 

Schuld sind nicht nur Bauverwaltungen, die gern gleich mehrere Ausweichrouten zugleich absperren. Statt darauf zu achten, Umleitungsstrecken möglichst kurz zu halten. Schuld ist auch die Baukonjunktur, die Unternehmen dazu bringt, mehr Arbeit anzunehmen als in vertretbarer Zeit zu schaffen ist.

 

Termintreue als Vergabekriterium verkommt zum Schnee von gestern. Zumal die europaweite Ausschreibung endgültig den Preis zum Maß aller Dinge macht. Der Bürger bezahlt dafür teuer im Dauerstau und auf Umwegen.

 

Der CSU-Politiker Peter Gauweiler hat vor Jahrzehnten als bayerischer Bau-Staatssekretär die Nachtbaustelle erfunden. Und damit freie Fahrt zu den Hauptverkehrszeiten ermöglicht. Er hat Trödel-Firmen mit Auftragssperren gedroht. Nicht mehr viel davon ist übrig und Gauweiler sogar der eigenen Partei suspekt, weil er auch als Anwalt überaus erfolgreich ist.

 

Wahr ist: Auch die Umwelt bräuchte mehr Macher wie Gauweiler. Und weniger Traumtänzer, die sich über immer neue Behinderungen des Individualverkehrs die Köpfe zerbrechen. Im Irrglauben, dass Fußgänger und Radfahrer die Mobilität der Zukunft seien, sogar außerhalb der Ballungsräume. Und Umleitungen ein probates Mittel, die Menschen zu erziehen. 

 

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