Geld für eine Zukunftsperspektive

 

Von Wolfgang Kleideiter

 

„Damenschuhe Gr. 39“ hat jemand auf den Karton gekritzelt. Daneben wartet eine Kiste „Brettspiele - ab 6 Jahre“, flankiert von Kaffeegeschirr und Bettwäsche. Ausrangiertes und Ausgemustertes - aus dem Keller oder vom Dachboden geholt, in Tüten und Kartons gepackt. Flutopfer-Hilfe mit Flohmarkt-Qualität.

 

Immer noch kursierende, nur allgemein gehaltene Sachspenden-Aufrufe haben bisher zwar manche deutsche Turnhalle oder Garage gefüllt, aber tatsächlich geholfen hat das Zusammengetragene den Betroffenen des Hochwassers in vielen Fällen leider nicht. Wintermantel neben Babykleidung, Schuh neben Spiel. Wer will das aktuell sortieren und verteilen? Ein Mensch, der vor wenigen Tagen in der Flutnacht Hab und Gut verloren hat, braucht wohl kaum „Mensch ärgere Dich nicht“.

 

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht! Eine Erkenntnis, die auch für die aktuelle Welle der Hilfsbereitschaft gilt. Spender und Sammler handeln zumeist in bester Absicht. Aber gerade Sachspenden-Aufrufe, das betonen alle Fachleute, machen nur Sinn, wenn zielgerichtet gesammelt wird und die Logistikkette vom Transport bis zum Verteilen vor Ort steht. Fehlen Standards und Adressat, läuft es schief.

 

Konkrete Hilfe mit Geld und Arbeitsmaterial

 

Seit Tagen weisen die Landkreise Euskirchen und Rhein-Erft in Nordrhein-Westfalen sowie der Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz deshalb darauf hin, dass sie über genug Lebensmittel und Kleidung für die Menschen verfügen. Wer konkrete Hilfe, Sachspenden, Arbeitsmaterialien, Transport- oder Logistikmöglichkeiten anbieten will, kann sich an Koordinatoren vor Ort wenden. Der Bautrockner ist dort ebenso willkommen wie die Lkw-Ladung Schaufeln, Spaten, Säcke und Schubkarren. Und überall wurden zudem Spendenkonten eingerichtet.

 

Unmittelbare Hilfe und Unterstützung wird angesichts der Milliardenschäden die nächsten Wochen und Monate erforderlich sein. Es braucht neben der angekündigten Soforthilfe und dem Aufbaufonds von Bund und Ländern dabei auch aus ganz Deutschland private Geldspenden und im Umfeld der betroffenen Gebiete Unterkünfte für die Betroffenen. Mit der guten alten Nachbarschaftshilfe allein werden die Wunden, die diese Katastrophe geschlagen hat, nicht heilen können. Auf diese Ausnahmesituation muss das ganze Land mit außergewöhnlichen Anstrengungen reagieren.

 

Ja, der Wiederaufbau in den zerstörten und jetzt noch von Wasser und Schlamm überzogenen Landstrichen wird enorme Summen kosten. Auch deshalb müssen die Spendenkonten gefüllt werden. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass auf diesem Wege eine unmittelbare und unbürokratische finanzielle Hilfe geleistet werden kann, die auch die Opfer dieses verheerenden Hochwassers schnell erreichen wird. Die Menschen brauchen rasch eine Zukunftsperspektive – unter dem Einfluss der traumatischen Ereignisse heute mehr denn je.

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