Die weißblaue Arbeitsteilung

 

Von Michael Lehner

 

Ministerpräsident Markus Söder hat es gut in München. Seine Regierungsmehrheit scheint ungefährdet, obwohl es mit der Union abwärts geht. In Söders Koalition sitzen ja auch die Freien Wähler. Und die haben das rebellische Landvolk ziemlich gut im Griff. Vor allem ihr Vorsitzender Hubert Aiwanger.

 

Aiwanger, Jahrgang 1971, ist studierter Agrar-Ingenieur, bekennender Bauer und Jäger, sowie genau der Machtmensch, den ihm kaum jemand zutraut. Aus dem kommunalpolitischen Honoratioren-Wahlverein der Freien Wähler hat er im zweiten Anlauf eine richtige Partei gemacht. Obwohl die Mehrheit der Freien bis dahin der CSU keine Konkurrenz machen wollte bei Landtagswahlen.

 

Nun sitzen sie im Landtag, seit 2008. Seit 2018 ist Aiwanger stellvertretender Ministerpräsident. 2021 will er seine Freien Wähler auch im Bundestag sehen und wirbt angesichts der schwächelnden Union für eine „Koalition der Mitte“. Also für ein Bündnis, das in Bayern ziemlich gut funktioniert: Söders durchmodernisierte CSU fürs angegrünte Großstadtpublikum, für die Provinz die Freien.

 

Bisher eine Win-Win-Situation. Söder muss sein Stadt-Publikum nicht vergraulen, um die Landwirtschaft in Schutz zu nehmen gegen modisches Bauern-Bashing. Die CSU-Landwirtschaftsministerin muss ihre Forstpartie nicht selber an die Kandare nehmen wegen der dort grassierenden Schalenwild-Phobie. Das macht schon Aiwanger, zum Beispiel mit der Bierzelt-Parodie von den Förstern, die „auf den Knien rutschend schauen“, ob sie irgendwo verbissene Pflänzlein von Eiche oder Vogelbeere finden.

 

Bauern-Mobbing beginnt für den Bauern Aiwanger schon, wenn kleine Schweine nicht mehr Ferkel heißen, sondern „Schweinebabys“, die Stadtkinder höchstens noch aus dem Streichelzoo kennen. Vor allem an die CDU richtete er eben den dringenden Appell, zur Bundestagswahl auf einen Partner zu setzen, der sich in solchen Dingen auskennt: „Das ist die letzte Rettung, sonst geht's in den Graben rein mit dieser Politik.“

 

 

Am Stammtisch werben Freie Wähler auch mit einem anderen Argument: In Bayern muss niemand AfD wählen, wenn er mit den Schwarzen nicht mehr zufrieden ist. Dann bleibt es wenigstens in der Familie, ließe sich hinzufügen.

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