Fahrt zur Tankstelle als grüner Schock

 

Von Jürgen Muhl

 

Das landschaftlich und leidenschaftlich so herrlich grüne Schleswig-Holstein muss nur wenige Beton-Burgen – mit Ausnahme von Kiel, Lübeck und der Hamburger Schlafstadt Norderstedt aushalten, die merkwürdigerweise auf schleswig-holsteinischem Grund und Boden liegen. Es ist ein ländliches Flächenland zwischen Nord- und Ostsee, zwischen Flensburg im Norden und Pinneberg im Süden. Ein Urlaubsland und Heimat für bodenständige Menschen. Mit riesigen Flächen und vielen kleinen Dörfern, so in den größten Kreisgebieten Schleswig-Flensburg, Rendsburg-Eckernförde oder im flachen Nordfriesland. Wo man schon am Montag sieht, wer am Sonntag zu Besuch kommt.

 

Hier leben Menschen, die aufs Auto oder auf den öffentlichen Personen-Nahverkehr angewiesen sind. Sie arbeiten größtenteils in den Städten. Durchschnittlich legen sie zwischen 30 und 50 Kilometer auf dem Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstätte zurück. Häufig sind es auch mehr. Ganz abgesehen von den vielen Pendlern, die in südlichen Kreisgebieten wie Steinburg, Segeberg oder Stormarn leben und ihren Arbeitsplatz in Hamburg haben. In vielen Fällen wird zu Hause mit Öl geheizt. Gibt es doch in ländlichen Gebieten keine Gasversorgung. Im Falle eines Verbots von Öl und Gas – so wie es die Grünen wollen – bliebe wohl nur die warme Kleidung, um nicht zu erfrieren.

 

Vielfach keine Alternativen zum Auto

 

Die Ankündigung der grünen Spitzenkandidatin für das Kanzleramt, Annalena Baerbock, die Preise für Kraftstoffe in den nächsten Jahren, um bis zu 16 Cent zu erhöhen, macht großen Teilen der ländlichen Bevölkerung Angst. Bus und Bahn haben seit Jahren den Anschluss verpasst und sind zumeist keine Alternativen. In Schleswig-Holstein ist man auf das Auto angewiesen. Diese Erkenntnis mag auch am Flensburger Robert Habeck vorbeigegangen sein. Andernfalls hätte er wohl schon längst seiner Kanzlerkandidatin erklärt, wie es um den unverzichtbaren Nutzen des Autos in seinem Heimatland aussieht.

 

Die schon jetzt hohen Kraftstoff-Preise sind politisch gewollt und steuern allein durch die jährlich steigende CO2-Bepreisung auf die Zwei-Euro-Marke zu. Mit Baerbock-Zuschlag wird es noch schlimmer. Das gilt sowohl für Benzin als auch für Diesel, der hier an den Autobahn-Tankstellen bereits über 1,60 Euro kostet. 

 

Sollten die Grünen Regierungsverantwortung übernehmen, endet die Fahrt zur Tankstelle mit einem Schockerlebnis und der Erkenntnis, dass eine neue Inflationswelle Deutschland im Griff hat. Grüne Politik duldet nur den schon heute sehr teuren Strom als Antriebsquelle und keine Produktentwicklungen nebenher – wie synthetische Kraftstoffe oder Wasserstoff. Bis der E-Antrieb uns auf weiten Strecken voranbringt, werden noch viele Jahre vergehen. Bis dahin wird es ohne Mineralölprodukte nun einmal nicht gehen.    

 

Die schon erfolgte und zusätzlich angekündigte Preisentwicklung ist nur ein Vorgeschmack auf das, was kommen soll. Autofahren, hin und wieder auch ein Spaßfaktor, wird zum Luxus. Auto und Spaß – eine Kombination, über die offen zu reden sich kaum noch jemand traut. 

 

Die Menschen in Schleswig-Holstein brauchen in Zukunft dicke und feste Kleidung, dazu Wanderschuhe. Um ans Ziel zu kommen.

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